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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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aber es sah so aus, als wären die drei Männer stehen geblieben. Doch im selben Moment gingen sie bereits wieder los. Rasch. Sie kamen direkt auf die Kirche zu.
    »Sie kommen!«
    »La porte!«
    Der alte Geistliche versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war offensichtlich schon jahrelang nicht mehr benutzt worden. David kam ihm zu Hilfe. Er rüttelte an der Klinke. Nichts geschah.
    »Sie ist total verrostet!«
    Davids Handflächen waren nass von Schweiß. Er packte die alte Eisenklinke mit beiden Händen und rüttelte noch einmal mit aller Kraft daran.
    Währenddessen kam Miguel immer näher. Er würde jeden Augenblick die Kirche betreten, sie in der Ecke sehen … und seine Pistole ziehen. Und diese verdammte Tür wollte nicht aufgehen.
    »Versuch’s mal damit!«
    Amy hielt ihm ein Fläschchen hin.
    »Öl. Vom Altar.«
    David träufelte etwas davon auf den Türgriff und begann erneut, hektisch daran zu rütteln. Der alte Priester murmelte vor sich hin: »Votrepere, votrepere …«
    Das rostige Metall knirschte und quietschte - und gab nach. Rost bröselte auf den Boden, und die Tür öffnete sich. Sie ging auf einen winzigen Hof hinaus, umgeben von baufälligen und schiefen mittelalterlichen Häusern. Die enge Gasse, die von dem Hof abging, verlor sich im Dunkeln.
    War das nicht gerade Miguels Stimme gewesen hinter ihnen? Aus der Kirche drang ein dumpfer Knall nach draußen. Der Geistliche hatte die Tür zugeschlagen; er selbst war in der Kirche geblieben und stellte sich Miguel in den Weg. Noch war nicht alles verloren.
    »Schnell! Hier lang!«
    David packte Amys Hand, und sie rannten los. Er wagte nicht, sich umzublicken. Der Priester war in der Kirche geblieben; vielleicht half er ihnen und stellte Miguel zur Rede. Aber so leicht würde Miguel sich nicht aufhalten lassen. Er würde die Tür mit Gewalt öffnen … und dann …
    Sie rannten einfach weiter. Die Gasse war kaum mehr als ein von den vorspringenden Giebeln der alten Häuser überdachter Abflussgraben. Durch die Lücken zwischen den Schieferplatten der baufälligen Dächer fielen Speere aus hellem Sonnenlicht. Unwillkürlich musste David an seine Eltern denken, als er mit Amy die Gasse entlanghetzte. Verfolgt. Erschlagen. Ermordet.
    Seine Angst mischte sich mit Wut; sein Magen rumorte. Und dann öffnete sich die Gasse auf eine von verfallenen Zinnen umgebene Grünfläche.
    »Hier durch?«
    Ein gotischer Spitzbogen durchbrach den weißen Kalkstein der Stadtmauer von Navarrenx. Dahinter war ein Burggraben, und dahinter, über eine Fußgängerbrücke erreichbar, befand sich der Parkplatz.
    »Da!«
    Mit verschwitzten Händen fummelte David den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und drückte den Entriegelungsknopf. Ein Klicken, und die Türen öffneten sich. Sie sprangen hinein. Mit aufheulendem Motor fuhren sie los. In Richtung Süden. Mehrere Minuten lang sagte keiner von beiden ein Wort. David schielte immer wieder in den Rückspiegel. Nichts.
    Amy seufzte. »Das war verdammt knapp …«
    David schaute wieder in den Rückspiegel. Doch die Straße hinter ihnen war leer. Niemand folgte ihnen. Die fürchterliche Anspannung fiel allmählich von ihm ab, jedoch sehr langsam. Sie fuhren durch Wiesen und Felder. An einer Kreuzung stand ein riesiges landwirtschaftliches Gebäude aus Aluminium.
    David fuhr an den Straßenrand und reichte Amy das Handy, das er an der Tankstelle gekauft hatte.
    »Könntest du bitte etwas für mich nachsehen?«
    »Klar, was?«
    »Diese Leute mit den Türen. Wie hat er sie genannt … Cagots?«
    Amy schüttelte den Kopf.
    »Jetzt gleich? Sollten wir nicht lieber zusehen, so schnell wie möglich von hier wegzukommen?«
    »Und wohin?« Davids Ton war sarkastisch. »Und außerdem, wenn ich immer nur davonlaufe … werde ich die Wahrheit nie erfahren. Meine Eltern sind hier ums Leben gekommen; sie wurden umgebracht, verdammt noch mal. Es muss etwas mit diesen Kirchen zu tun haben, mit diesen Cagots. Oder warum hätte mir mein Großvater sonst diese Karte gegeben, die Karte meines Vaters, auf der diese ganzen Cagot-Kirchen eingezeichnet sind?«
    Amy nickte und lächelte gequält. Dann holte sie tief Luft, nahm das Handy und ging online.
    »Also?«
    »Sieh nach, was du über die Cagots finden kannst. Auch über dieses Symbol, den Gänsefuß.«
    Stumm begann Amy ihre Internetsuche. David wandte sich ab und öffnete das Autofenster. Der faulige Geruch von Kuhmist und gärender Silage drang ins Wageninnere. In der Ferne zeichnete sich

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