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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Zähne.
    »Tja…«
    Stille.
    »Professor Fazackerly. Ich weiß, Sie sind ein schwerbeschäftigter Mann. Deshalb möchte ich ohne lange Umschweife zur Sache kommen.« Simon sah den Wissenschaftler direkt an. »Ich habe brav gegoogelt. GenoMap wurde vorwiegend mit Geldern privater Unternehmen finanziert, um die Arbeit fortzuführen, die vom Human Genom Diversity Project an der Stanford University begonnen wurde. Ist das so weit richtig?«
    »Ja…«
    »Wurde Ihr Projekt aus dem gleichen Grund eingestellt wie das in Stanford?«
    Zum ersten Mal schien dem Wissenschaftler nicht ganz wohl in seiner Haut zu sein.
    »Mister Quinn. Vergessen Sie bitte nicht, ich bin nur ein pensionierter Biologe.«
    »Und wieso sind Sie aus dem Ruhestand wieder in die Arbeitswelt zurückgekehrt?«
    »Weil ich GenoMap für eine großartige Idee hielt. Wir setzen beziehungsweise haben uns zum Ziel gesetzt, die Unterschiede zwischen den verschiedenen menschlichen Rassen zu kartographieren … was, wenn es uns gelänge, von enormer Tragweite sein könnte.«
    »Inwiefern?«
    »In der Medizin zum Beispiel. In den Vereinigten Staaten etwa gibt es seit neuestem Medikamente, die speziell auf die Probleme an Bluthochdruck leidender Menschen afrikanischer Abstammung zugeschnitten sind - um nur ein Beispiel zu nennen. Bei GenoMap hofften wir insbesondere, tiefere Einsichten in das Tay-Sachs-Syndrom zu gewinnen, das vor allem unter Menschen aschkenasisch-jüdischer Abstammung weitverbreitet zu sein scheint…«
    »Dagegen gab es jedoch, wenn ich recht informiert bin, seitens der Politik heftige Widerstände.«
    Ein ausdrucksstarkes Seufzen. »Ja.«
    »Warum?«
    »Das wissen Sie, glaube ich, ebenso gut wie ich, Mister Quinn. Für manche Leute ist schon der bloße Gedanke, es könnte signifikante genetische Unterschiede zwischen den einzelnen Rassen geben, absolut tabu. Viele führende Denker und Politiker behaupten gern, alle rassischen Unterschiede seien eine Täuschung, ein soziales Konstrukt. Ein Märchen. Ein Hirngespinst. Was mit Sicherheit ein Standpunkt ist.«
    »Allerdings einer, den Sie nicht vertreten?«
    »Richtig. Ich glaube, junge schwarze Männer sprinten schneller als junge weiße Männer - durchschnittlich betrachtet. Das ist ein ganz fundamentaler rassischer und genetischer Unterschied. Natürlich sollte man so etwas lieber nicht laut aussprechen …« Er lachte bitter. »Aber das ist mir, ehrlich gesagt, ziemlich egal. Für derlei falsche Rücksichtnahmen bin ich schlicht und einfach zu alt!«
    »Meinetwegen. Aber ein jüngerer Wissenschaftler?«
    Fazackerly sah den Journalisten verschlagen an.
    »Tja, für einen jungen Wissenschaftler sieht die Sache natürlich etwas anders aus. Sich auf dergleichen zu kaprizieren, könnte für so jemanden, karrieretechnisch gesehen, einem Selbstmord gleichkommen. Dieser Themenkomplex ist höchst umstritten. Koreaner sind besser im Schach als Aborigines und so weiter! Aus nur zu offensichtlichen Gründen war nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Eugenik als Wissenschaft Schluss. Und es hat sich als extrem schwer erwiesen, das Studium rassischer Unterschiede wieder aufleben zu lassen. Das HGDP in Stanford war ein Beginn, wurde aber von der Politik wieder ausgebremst. Daraufhin haben viele beschlossen, das Feld der genetischen Diversität des Menschen gänzlich auszuklammern. Und dann sind da natürlich auch noch diese endlosen Prozesse …«
    »Wegen der Biopiraterie?«
    »Sie haben ja wirklich Ihre Hausaufgaben gemacht.« Fazackerlys Gesichtsausdruck hatte fast etwas Wehmütiges. »Ja. Dazu müssen Sie wissen, wir haben im Zuge unserer Forschungsarbeit versucht, die DANN sehr isoliert lebender Stämme und Rassen wie der Melanesier und der Andamanen-Bewohner zu analysieren.«
    »Warum?«
    »Weil seltene Menschenrassen, wie seltene Pflanzen aus dem Amazonasbecken, möglicherweise einzigartige Gene haben, die für die gesamte Menschheit von enormem Nutzen sein könnten. Gelänge es uns zum Beispiel, einen isolierten kongolesischen Stamm zu finden, der, genetisch bedingt, gegen Malaria resistent ist, könnten wir wesentlich schneller einen Malaria-Impfstoff auf Genbasis entwickeln.«
    Simon machte sich Notizen.
    »Aber die Stammesangehörigen haben sich geweigert. Und sind vor Gericht gegangen. Mit der Begründung, dass es ihre DANN ist?«
    »So ist es. Aber andererseits haben die Jäger und Sammler des Kaokoveld auch nicht diese extrem kostspieligen und zeitaufwendigen Forschungsbemühungen unternommen.«

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