Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
formeller Höflichkeit und machte sich auf die Suche nach weiterem Champagner.
    Die Einweihungszeremonie begann mit längeren Dankesreden, die sich an die Stifter richteten, deren Großzügigkeit zu der Einrichtung des National-Aquariums beigetragen hatte; ferner wurde der Architekten, Designer sowie der Wissenschaftler gedacht, die das Ganze erschaffen hatten.
    Vizepräsident Butler wurde an das Rednerpult gerufen, um das Hauptstück des Aquariums zu enthüllen, das unter einem Samtvorhang verborgen war. Es handelte sich um den größten Glastank, der jemals für Seegeschöpfe in Gefangenschaft gebaut worden war. Dutzende von Pflanzen- und Tierarten waren darin zu bewundern.
    Das Piano intonierte einen Salut, der Vizepräsident hielt eine kurze Rede und überraschte dann alle Anwesenden damit, dass er die Ehre des Band-Durchschneidens an seinen Sohn delegierte, als Anerkennung seiner vor kurzem stattgefundenen Verlobung.
    Boyd Butler III. und dessen zukünftige Braut.
    Ich bin meiner Pflichten enthoben, dachte Jamie, trat zurück, stützte sich mit der Schulter an eine Säule und beobachtete von fern das Geschehen.
    Die beiden Verlobten sahen so adrett aus wie das wächserne Brautpaar auf der obersten Schicht eines Hochzeitskuchens. Abigail warf immer wieder Blicke zu ihrem Vater hinüber, der Stolz und Befriedigung ausstrahlte. Dann trat sie hinter Leutnant Butler, während dieser in der schwungvollen Redeweise eines geübten Sprechers die feierliche Widmung des großen Nationalschatzes verlas.
    Jamie betrachtete unterdessen die Menge der Gäste, welche von ausländischen Würdenträgern über Stahlmillionäre bis hin zu Baumwollpflanzern alles mit einschloss. Wenn Abigail erst einmal mit Butler verheiratet war, würde dies hier ihre Welt sein; dies würden ihre Freunde und Bekannten sein.
    Jamie missfiel es, wie man die junge Frau beobachtete - wie hungrige Gäste, die auf das Abendessen warteten. Nun, möglicherweise übertrieb er auch, weil ihm die ganze Angelegenheit zuwider war; vielleicht würden diese Menschen ja auch Abbys empfindsame, brillante, amüsante und ernsthafte Natur zu schätzen wissen.
    Vielleicht fielen ja auch die Sterne vom Himmel.
    Diesen Leuten war es doch völlig einerlei, dass Abigail Cabot ihre Mutter vermisste, dass sie vom Duft der Blumen einen Niesanfall bekam, dass sie nach einem Kometen Ausschau hielt, dass Kinder sie zum Lachen und traurige Lieder sie zum Weinen brachten.
    Jamie versuchte sich einzureden, dass es überhaupt nicht zählte, ob es die Leute kümmerte oder nicht. Nur tat es das eben doch. Irgendwann im Laufe der ganzen Geschichte war mit ihm etwas geschehen - er war unbewusst in das klebrige Spinnennetz der Gefühlsregungen geraten, und je mehr er sich bemühte, sich daraus wieder zu befreien, desto mehr verfing er sich darin.
    Der junge Butler kam zum Ende seiner Ansprache, zerschnitt das Band, zog den Vorhang zur Seite und gab das beeindruckendste Ausstellungsstück des National-Aquariums den Blicken der Besucher frei: eine gläserne Lagune, in der sich seltene Raubhaie aus der Südsee tummelten. Ein Beamter des Smithsonian-Instituts gab eine kurze Erläuterung dazu ab, und nachdem er seine Ausführungen abgeschlossen hatte, warf man lebendiges Futter in den großen Glastank.
    Ein gedämpfter Ausruf des Erstaunens erhob sich über der Menge, und sogar Jamie schaute grimmig fasziniert zu. Wild und aggressiv stürzten sich die Haie auf ihre Beute, schlugen die Zähne in die niederen Geschöpfe und ließen von ihnen nur noch die blanken Gräten oder Knochen übrig. Die weiblichen Gäste wichen bei diesem Anblick zurück, schauten allerdings weiterhin zu.
    Abigail mit ihrer natürlichen Wissbegier hatte furchtlos dicht bei dem gläsernen Tank gestanden und ihre Hand an das Glas gedrückt. Als sie indes die brutale Fütterung sah, wich sie ebenfalls zurück. Dies hier war eindeutig nicht ihre Art von Wissenschaft, denn darin vermisste sie die mathematische Ordnung der herrlichen Körper. Stattdessen sah sie nur eine chaotische Naturgewalt, welche für sie wahrscheinlich keinen Sinn ergab.
    Wenn man die Gäste zwischen der Besichtigung eines Meteoritenschauers und einer erschreckenden Fütterung wählen ließe, würden sich die meisten Leute wohl für Letzteres entscheiden. Seit Anbeginn aller Zeiten hatten sich die Menschen Gladiatoren- sowie Hahnenkämpfe und Bärenhatzen angeschaut. In London gaben Aristokraten den Wärtern des Bethlehem-Hospitals Geld, damit diese die

Weitere Kostenlose Bücher