Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
wir natürlich baldmöglichst ändern, teuerste Abigail“, meinte er liebevoll lächelnd.
Seiner Stimme hörte sie einen sehnsuchtsvollen Unterton an, den sie aus einem seiner wunderbaren Briefe kannte. „Ja?“ Oh, so küss mich doch!
„Ich erhielt ein Schreiben von dem englischen Botschafter Do- little. Offenbar ist er zu unserer Hochzeit nicht im Lande, und er fragt an, ob wir sehr beleidigt wären, wenn sein Sohn Malcolm an seiner statt erschiene.“
Über die Hochzeit zu diskutieren war das Letzte, was sie heute Abend wollte. „Wussten Sie, dass ich über tausend Sterne mit einem Mikrometer untersucht habe?“
Er lächelte nachsichtig. „Als Marineoffizier bin ich selbstverständlich vertraut mit der Astronomie. Falls wir mitten im nördlichen Eismeer stranden sollten, würde ich den Heimweg mit Hilfe der Sterne finden.“
„Ach, ich wünschte, wir gingen gemeinsam auf See verloren!“ rief sie in einem plötzlichen Anfall von Leidenschaft.
„Weshalb?“
„Dann brauchten wir uns nicht mit Hochzeitsgästen, Reiseplänen und den vielen tausend Dingen herumzuplagen, die uns voneinander getrennt halten.“
Er lachte, als hätte sie einen Scherz gemacht. „Liebling, diese endlosen Details haben doch zum Ziel, uns beide zu vereinen!“ „Wenn ich das nur glauben könnte, Leutnant Butler - Boyd. Diese Hochzeit ist eine ziemlich hastige Angelegenheit, nicht wahr?“
„Ich werde auf See versetzt. Dagegen kann man nichts tun. Meine Eltern erwarten diese Hochzeit zu Weihnachten, und es ist unsere heilige Pflicht, sie nicht zu enttäuschen.“
„Mich zu heiraten, das ist also Ihre heilige Pflicht?“
Der Leutnant straffte die Schultern. „Sie ist beinahe so heilig wie der Eid, meinem Land zu dienen, den ich geschworen habe.“ „Und wenn ich nun noch warten wollte?“
„Das geht natürlich nicht.“
„Und wenn ich es mir nun anders überlegt hätte?“ Abigail wurde immer mutiger.
„Nun, in diesem Fall würde es keine Hochzeit geben, nicht wahr?“
„Würden Sie sehr verärgert sein, falls es keine Hochzeit gäbe?“ Er streichelte über ihren Handrücken. „Meine Liebe, jeder Mensch heiratet früher oder später. Bei uns geschieht es nur eben früher.“
Herrgott, es war, als spräche man mit einer Herdplatte! Abigail versuchte, Boyd für den Nachthimmel zu interessieren, und zeigte ihm den Beteigeuze, der heute sehr rot im Sternbild des Orion erschien. Boyds höfliche Bewunderung hörte sich wenig überzeugend an, und ihr wurde beklommen zu Mute.
„Ach Boyd“, seufzte sie und nahm seine Hand. „Ich war fürchterlich zu Ihnen, nicht wahr?“
„Wie meinen?“
„Sie sind noch beunruhigter als ich wegen der ganzen Sache, und ich habe es nicht einmal bemerkt.“
„Unsinn, meine Liebe.“ Er drückte kurz ihre Hand und ließ sie dann wieder los. „Ich bin nicht im Geringsten beunruhigt.“
Nun rückte sie dichter an ihn heran und merkte, dass der Saum ihres Rocks seine Beine streifte. Sie versuchte sich zu erinnern, was Jamie sie über die richtige Art, wie man einen Mann zum Küssen aufforderte, gelehrt hatte. Also blickte sie dem Leutnant tief in die Augen, klimperte ein wenig mit den Wimpern und befeuchtete sich dann die Lippen mit der Zungenspitze. Sein breiter Schnurrbart lenkte sie sehr ab, denn er war steif vor lauter Wachs, das schwach nach Lysol roch.
„Fühlen Sie sich unwohl?“ erkundigte er sich besorgt und runzelte die Stirn.
„Nicht doch!“ Ich habe mir nur gerade gewünscht, du würdest mich von den Füßen reißen und mich bis zur Bewusstlosigkeit küssen, rief sie ihm stumm zu.
„Wir gehen besser hinein. Sie holen sich hier draußen noch eine Erkältung.“
Abigail lachte, um sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Ich verbringe fast jede Nacht unter den Sternen, und bis jetzt habe ich mich noch nie erkältet.“
Da ihm offenbar entgangen war, was sie vor einem Augenblick vorgehabt hatte, nahm sie jetzt seine Hände, trat dicht an ihn heran und legte den Kopf zurück.
Groß und steif stand der Leutnant vor ihr; seine Hände waren eiskalt, und sein Blick richtete sich auf irgendeinen Punkt hinter ihr.
„Oh, wo sind Sie denn mit Ihren Gedanken, Boyd?“ Sie wollte weinen und ihn gleichzeitig küssen - warum nur?
„Wie meinen?“
„Sie sind mir noch immer ein solches Rätsel“, gestand sie. „Es gibt so vieles, das ich von Ihnen wissen möchte - zum Beispiel, was Sie über das Leben und die Natur denken. Ich möchte den Dichter in dem
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