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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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arglosen Charakter und einem Herzen voller Liebe.“
    „Was in ihrem Herzen vor sich geht, weiß ich“, erklärte Butler, und Jamie merkte, dass sich der Leutnant auf die Briefe bezog. „Was genau erwarten Sie eigentlich von mir?“
    „Ich bin froh, dass Sie mich das fragen.“ Jamie trat noch näher an ihn heran. „Ich erwarte, dass Sie Abigail so schätzen, als sei sie ein Nationalheiligtum. Oder noch besser, dass Sie sie anbeten wie eine Göttin.“
    „Sir, ich bin ein Gentleman. Ich weiß, wie man eine Gattin zu behandeln hat.“
    „Aber was wissen Sie von Abigail? Ist Ihnen bekannt, dass sie auf einen Kometen wartet?“
    „Auf einen - was?“
    „Herrgott, hat sie Ihnen das nicht erzählt?“
    „Meine Verlobte hat Wichtigeres zu bedenken.“
    Was könnte für sie wichtiger sein als ihr Komet? fragte sich Jamie. Doch das würde Butler nie verstehen. „Sehen Sie, Sie müssen mir schon glauben, dass ich weiß, was sie will. Sie müssen sie ermutigen, ihre wissenschaftlichen Forschungen fortzusetzen.“
    Der Leutnant lächelte schwach und so gönnerhaft, dass Jamie ihm dieses Lächeln am liebsten aus dem Gesicht geprügelt hätte. „Sie wird keine andere Beschäftigung benötigen als die, meine Gemahlin zu sein.“
    „Haben Sie Abigail das einmal gefragt? Täten Sie es nämlich, würden Sie feststellen, dass sie das Observatorium des Vatikans besuchen und auf Berge steigen möchte, um von dort aus nach Herzenslust die Sterne betrachten zu können.“
    „Es geht Sie zwar nichts an, doch meine Pflichten lassen mir keine Zeit für eine Hochzeitsreise.“
    „Dann nehmen Sie sich die Zeit, verdammt noch mal!“ Jamie vermochte sich nicht zurückzuhalten. Obschon ihm die Vorstellung zuwider war, Abigail mit einem anderen Mann zusammen zu wissen, konnte er sie doch ebenso wenig der Glückseligkeit berauben, nach der sie sich so sehnte. „Sind Sie dazu bereit, Leutnant? Wenn nämlich nicht, werde ich ...“
    „Sir, ich bin im Einzelkampf ausgebildet und geübt. Es dürfte Ihnen also kaum Freude bereiten, sich mit mir anzulegen.“
    Jamie erschrak, als ihm bewusst wurde, dass er mit der Faust ausgeholt hatte und tatsächlich zuschlagen wollte, doch bei den Worten des Leutnants fing er laut und bitter an zu lachen. Nach al- lern, was er in Khayrat erlebt hatte, konnte ihn die Drohung eines Marineoffiziers wohl kaum einschüchtern. Davon abgesehen, würde er angesichts seines gegenwärtigen Gemütszustands womöglich noch wirklichen Schaden anrichten. Also senkte er die Faust wieder. „Nein, Leutnant, gewiss nicht.“
    Butler stieß langsam den Atem aus, den er offensichtlich lange angehalten hatte. „Sagen Sie mir eines, Mr. Calhoun - weshalb liegt Ihnen so viel an ihr?“
    „Weil ..." Jamie fing sich noch rechtzeitig und schüttelte den Kopf. „Die Frage lautet hier doch: Liegt Ihnen wirklich an ihr?“ „Glauben Sie mir, Mr. Calhoun, deswegen brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.“
    Jamie konnte nichts darauf erwidern, und er erkannte, dass er Abigail nur Kummer bereiten würde, wenn er sich jetzt nicht zurückzöge. Er begleitete Leutnant Butler zur Kutsche hinaus, und nachdem der Wagen schon fortgerollt war, blieb er noch einen Moment stehen.
    Ein sinnloser Zorn erfüllte ihn, ohne dass er wusste, warum das so war. Ihm sollte es doch genügen, dass er seine Pflicht getan und einen anständigen Mann für Abigail gefunden hatte. Der standhafte, Briefe schreibende Butler würde sie zwar nicht in den Himmel heben, doch er würde ihr auch nicht das Herz brechen. Und es war nur gut, wenn man ein heiles Herz behielt.
    Schließlich ging Jamie ins Bett, doch er konnte nicht einschlafen. Immer wieder fragte er sich, weshalb es ihm so viel Kopfzerbrechen machte, Abigail dem Leutnant zu überlassen. Vermutlich lag das daran, dass sie das einzig Gute bedeutete, das ihm seit Noahs Tod widerfahren war. In Abigail hatte er wahre Güte gefunden, und bei ihr fühlte er sich geläutert. Ihre Freundschaft konnte nur eine vorübergehende sein; mit dem höflich verbindlichen und gefahrlosen Leutnant Butler wäre Abigail besser dran.
    Da Abigail nicht schlafen konnte, schlich sie in ihrem Nachtgewand die Treppe hinunter. Unten legte sie ihren Winterumhang an, öffnete die Haustür und schlüpfte in die Nacht hinaus. Die kalte Luft traf sie wie ein Schlag ins Gesicht, doch das war ihr nur recht, denn sie begriff endlich, was sie lange Zeit nicht hatte wahrhaben wollen: Sie war eine dumme Gans gewesen.
    Die Wahrheit

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