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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er bewegte seine tintenfleckige Hand zum Vorderteil seines fadenscheinigen Morgenrocks.
    „Wagen Sie es ja nicht!“ Abigail ging an ihm vorbei ins Haus. „Wir bringen Ihnen Ihren neuen Untermieter, und Sie dürfen ihn nicht gleich erschrecken.“
    Jamie trat in die Eingangshalle. Dieser heruntergekommene Kerl war also der berühmte Professor Michael Rowan, einer der führenden Köpfe der Georgetown-Universität. Aus keinem besonderen Grund hatte Jamie einen stillen, blassen, unverheirateten Gelehrten fortgeschrittenen Alters erwartet. Stattdessen jedoch handelte es sich bei dem eindeutig widerwilligen Hausherrn um einen höchstens Fünfundzwanzigjährigen.
    „Keine Sorge“, meinte Jamie. „Der Anblick eines nackten Mannes hat mich noch nie erschreckt.“ Er reichte dem Professor die Hand. „Guten Tag. James Calhoun. Miss Cabot war so freundlich, mich bei Ihnen einzuführen.“
    Professor Rowan schüttelte ihm herzlich die Hand und ließ dabei einen kleinen Tintenfleck an Jamies Handinnenfläche zurück. „Welche Miss Cabot?“
    „Die Freundliche.“
    Das musste Jamie ja unbedingt anbringen! Abigail schnaubte und streckte die Nase in die Luft.
    „Helfen Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge“, bat Rowan und kratzte sich den Kopf. „Erwarte ich einen Gast?“
    „Mr. Calhoun ist kein Gast“, erläuterte Helena. Sie bedachte den Professor mit einem Blick, für den jeder andere Mann über glühende Kohlen gewandelt wäre. Rowan bemerkte davon nichts. „Er ist Ihr neuer Untermieter“, schloss sie.
    „Wann habe ich denn zugestimmt, einen Untermieter aufzunehmen?“
    „Genau jetzt in diesem Moment, Sie Dummkopf. Sie toben in diesem Haus, das Sie sich nicht leisten können, ganz allein herum, also müssen Sie einen Untermieter aufnehmen.“ Helena klatschte in die Hände. „Sie und Mr. Calhoun werden fabelhaft miteinander auskommen.“
    „Ich komme mit niemandem aus.“
    „Dann ist es ja auch gleichgültig, wer Ihr Untermieter ist“, bemerkte Helena.
    „Stimmt.“ Rowan nickte und führte die Ankömmlinge in einen Salon, der übersät war von Drähten, Magneten, Papierstapeln und Büchern sowie einer Maschine mit irgendwelchen Zylindern und Trichtern an der Wand.
    Neugierig schaute sich Jamie in dem Raum um. Er hielt sich selbst für einen recht gebildeten Menschen, doch die merkwürdigen Geräte in diesem Salon verblüfften ihn. Er meinte, einen Druckmesser zu erkennen, der an Glasbechern und -röhren hing, und die Eichenholzplatte sowie diverse Messingteile eines auseinander genommenen Telegrafensenders. Eine längliche Holzkiste, an der Schalltrichter hingen, beherrschte eine ganze Wand. War das vielleicht ein Feuerwarnsystem?
    „Passen Sie auf das Gyroskop auf“, murmelte Rowan und drückte sich an Helena vorbei, wobei er deren anbetungsvollen Blick völlig übersah.
    „Wofür brauchen Sie ein Gyroskop?“ erkundigte sich Jamie. „Fahren Sie zur See?“
    „Dieses Instrument verfügt über eine Anzahl nützlicher Anwendungsmöglichkeiten“, erläuterte Abigail. Sie und Rowan stießen sich verstohlen an wie zwei freche Schulkinder. Jamie Calhoun hatte schon viele Wohnungen gesehen, viele Menschen kennen gelernt, viele Abenteuer überstanden, dennoch hielt er die gegenwärtige Gesellschaft für recht seltsam.
    Der Rest des Hauses war fast ebenso unordentlich wie der Salon. Die alte Residenz besaß hohe Wände, enge Räume und knarrende Fußböden. Rowan erzählte, dass er viele seiner Experimente daheim durchführte, weil sie der ständigen Überwachung bedurften.
    „Früher schlief ich im Labor für angewandte Wissenschaften“, erklärte er, „doch einige Mitglieder der Fakultät hatten etwas dagegen, und so musste ich mir eine eigene Wohnung suchen.“ Er lächelte zerstreut. „Es hat eine Menge für sich, wenn man die Arbeit zu seinem Leben macht, nicht wahr, Miss Abigail?“
    „In der Tat, das sehe ich genauso.“
    „Meine Schwester ist eine große Astrologin“, erläuterte Helena.
    „Astronomin“, berichtigte Rowan.
    Helena winkte ab. „Das ist doch dasselbe.“
    „Es ist ein Unterschied wie zwischen Mann und Frau.“ Trotz der dicken Brillengläser sah man bei diesen Worten in seinen Augen einen verräterischen Glanz.
    Helena stockte hörbar der Atem, und sie wandte sich ab. „Wichtig ist nur, dass sie einmal berühmt wird. Sag’s ihm, Abigail. Sage ihm, womit du berühmt wirst.“
    „Helena, das ist doch nicht...“
    „Mit ihrem Telefon auf dem Dach wird sie einen Kometen

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