Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
entdecken!“
„Teleskop.“
„Sage ich doch. Und der Präsident wird eine Goldmedaille mit ihrem Namen darauf prägen lassen. Ich finde das alles ungeheuer aufregend.“
„Wenn ich nur daran denke, erbebe ich jetzt schon“, murmelte Jamie.
„Sie brauchen gar nicht sarkastisch zu werden!“ gab Abigail zurück.
„Es gibt einfachere Wege, zu Gold zu kommen.“
„Um das Edelmetall dreht es sich nicht." Abigail reichte Rowan einen Ordner mit Aufzeichnungen in mysteriösen Symbolen. „Neue Berechnungen zu meinem Kometen.“
„Eine parabolische Umlaufbahn.“ Rowan nickte. „Sehr gut.“
„Wirklich?“ Ihr Gesicht hellte sich auf, und zum ersten Mal, seitdem Jamie sie kennen gelernt hatte, erkannte er, dass sie beinahe hübsch war.
Nein, hübsch nicht, entschied er. Sie besaß Tiefe und Leidenschaft, Eigenschaften, die er wesentlich interessanter fand. „Weshalb glauben Sie, dass der Komet vorhanden ist?“ erkundigte er sich.
„Das ist eine präzise Wissenschaft“, erklärte sie. „Blinder Glaube und Magie haben keinen Platz in der Wissenschaft.“
„Dies ist die Arbeit eines begnadeten Geistes“, versicherte Rowan ihr, nachdem er die Berechnungen durchgesehen hatte. „Machen Sie weiter so. Ziehen Sie den Vorhang nach und nach zurück.“
Die drei wussten nicht, wie eigenartig sie auf einen Außenstehenden wirken mussten. Abigail und Michael Rowan benahmen sich wie zwei leicht verwirrte Gelehrtenkollegen. Helena schaute Rowan so ehrerbietig und anbetungsvoll an wie einen gefallenen Gott, doch dieser Esel merkte nichts davon. Komisch, dachte Jamie. Jeder Mann in der Hauptstadt begehrte Helena Cabot, doch der Einzige, den sie begehrte, wusste kaum, dass sie überhaupt vorhanden war.
„Meinen Sie, ich könnte mir einmal meine neue Unterkunft an- sehen?“ fragte er und unterbrach damit das Gespräch über den Kometen.
Rowan blinzelte ein paarmal hinter seinen dicken Brillengläsern. „Oh, selbstverständlich. Hier entlang.“ Er schlurfte über den Flur und öffnete die Tür zu einem großen, wenn auch spartanisch eingerichteten Zimmer, in dem es ein Bett, einen Kleiderschrank, einen Waschstand sowie einen Kamin gab. Rowan runzelte die Stirn und kratzte sich den Kopf. „Komisch, ich dachte, ich hätte auch dieses Zimmer wie alle anderen in diesem Haus unbewohnbar gemacht.“
„Ich habe Dolly hergeschickt, um es aufzuräumen“, erklärte Helena.
„Oh. Danke. Sehr nett.“ Der Professor deutete auf das Fenster. „Sehen Sie einmal hinaus - Aussicht auf beide Gärten.“ Das hohe Fenster ging tatsächlich auf die schmalen Reihengärten hinter den Häusern der Dumbarton Street hinaus. Senator Cabots Garten grenzte an denjenigen direkt unter diesem Fenster; ein Umstand, den Jamie recht annehmlich finden mochte.
„Ausgezeichnet. Ich nehme es.“
„Großartig!“ Helena klatschte in die Hände und strahlte in die Runde. „Ich finde es zu schön, wenn alles reibungslos funktioniert!“ Sie berührte Rowans Arm. „Das tut es doch, nicht? Sie brauchen Geld, Mr. Calhoun braucht eine Wohnung, und wir wollen, dass Sie unser Nachbar bleiben. Das ist wie bei einem Puzzlespiel, wenn jedes einzelne Teil passt.“
„Das ist nicht die Art von Puzzlespielen, die mich interessiert“, bemerkte Rowan und verließ den Raum. Helena folgte ihm und redete auf ihn ein, doch er gab sich unbeteiligt und gleichmütig. Jamie blieb allein mit Abigail zurück.
„Das war ja einfach.“ Unruhig wedelte sie mit den Händen herum. „Wir werden also Nachbarn sein. Wie bequem für Sie.“
Er runzelte die Stirn. War er so leicht zu durchschauen? „Bequem in welcher Hinsicht?“
„Sie haben jeden Tag Zugang zu meiner Schwester. Die meisten Herren, die ihr den Hof machen, haben eine sehr viel längere Anreise.“
„Glauben Sie, ich hätte diese Unterkunft gewählt, um Ihrer Schwester den Hof machen zu können?“
„Damit wären Sie nicht der Erste.“
Tatsächlich wäre Jamie nie auf diese Idee gekommen. Helena war ungewöhnlich schön, doch das war die Venus von Milo im Louvre ebenfalls, und der wollte er auch nicht den Hof machen. Sollte Miss Abigail doch denken, was sie wollte. Seinen wahren Beweggrund würde sie noch früh genug erfahren.
„Ich gehe jetzt lieber“, meinte er. „Ich muss meine Sachen herbringen lassen.“
„Gewiss. Helena und ich müssen ebenfalls gehen. Die Dumbarton Street ist eine sehr gute Wohngegend, doch hier wird ebenso viel geklatscht wie Politik gemacht.“
„Das trifft
Weitere Kostenlose Bücher