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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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doch dieses Jahr haben wir Glück. Wir erleben einen Meteorsturm.“ Abigail sprach so leise und andächtig, als befände sie sich in einer Kirche.
    „Das ist ja unglaublich. Wie Magie.“
    „Durchaus nicht. Die Erde bewegt sich durch den kondensierten Partikelstrom eines Kometen, und während der Staub durch die Atmosphäre fliegt, erhitzen sich die Partikel und schaffen so den glühenden Schimmer, den wir sehen. Alle strahlenden Meteore und Meteoriten stammen von einem Kometen.“
    „Und nach diesem Kometen schauen Sie aus?“
    „Himmel, nein. Der wurde schon vor einem halben Jahrhundert von einem Astronomen des Vatikans namens Giacomo entdeckt. Wenn ich meines Kometen ansichtig werde, dann bin ich die Erste, die ihn sieht.“
    „Woher wissen Sie, wo Sie nach ihm suchen müssen?“
    Abigail lachte. „Das ist kompliziert. Nen nen Sie es einfach Magie. «
    Jamie vergaß die Kälte der Nacht und die Tatsache, dass er den Schal einer Dame trug; er entspannte sich und beobachtete nur, was vor und über ihm ausgebreitet war: der Himmel, der Feuer gefangen hatte und nun auf die Erde niederfiel. Und dennoch schien dies für die meisten Menschen eine ganz gewöhnliche Nacht zu sein, in der man hinter zugezogenen Vorhängen schlief. Er erinnerte sich daran, wie er sich gefühlt hatte, als er zum ersten Mal das Matterhorn, die großen Pyramiden oder die Mona Lisa sah: Er betrachtete etwas, das so viel größer war als er, um so viel bedeutungsvoller, dass er sich ganz klein und unwichtig vorkam.
    „Ich kann nur staunen, Abby“, sagte er schließlich, „aufrichtig staunen. Sie sind ein Wunder.“
    „Durchaus nicht. Es ist das Universum, welches das Staunen hervorruft.“
    „Ohne Sie wäre ich niemals mitten in der Nacht hier heraufgekommen, um es zu betrachten. Ich hätte mir nie vorstellen können, was dort oben alles vor sich geht.“
    „So selten ist das gar nicht. Bald kann man Löwe und Zwilling bewundern. Alles kann man sehen, vorausgesetzt, man weiß, wann und wohin man schauen muss. Man muss nur geduldig sein und ganz genau hinsehen. Den meisten Menschen fehlt diese Geduld."
    „Und ein starkes Teleskop", fügte er hinzu. Das Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und seine Lippen in ihr Haar zu drücken, überwältigte ihn fast, doch er hielt sich zurück. Ihr Herz ist sehr zerbrechlich, mahnte er sich, und es gehört schließlich einem anderen.
    Abigail, die von Jamies blühender Fantasie nichts ahnte, machte sich umfangreiche Notizen und stellte Berechnungen an mittels Instrumenten, die ihm zum größten Teil völlig fremd waren. Als sich ein rosa Licht, das den Sonnenaufgang ankündigte, über den Himmel zog, hatte sie zahlreiche Blätter mit Aufzeichnungen und Tabellen voll geschrieben.
    Im Haus gegenüber gingen die Lichter an; dort nahm das Dienstpersonal seine Arbeit auf. Ärgerlich blickte Abigail auf die hellen Fenster.
    „Was haben Sie?“ erkundigte sich Jamie.
    „Es ist frustrierend. Die Lichter der Stadt behindern die Sicht.“ Er überlegte einen Moment. „Wie wäre es, wenn ich Sie an einen Ort brächte, der vollständig dunkel ist?“
    „Dann könnte ich Ihnen Dinge zeigen, von denen Sie noch nicht einmal geträumt haben.“
    Jamie wusste, dass es ihr gefallen würde, die Gegend an der Küste zu besuchen. Die Landschaft war noch immer so wild und dunkel wie ein Urwald, so wie in seiner Kindheit. Dass Abigail noch staunen konnte, freute ihn; eine Frau zum Staunen zu bringen, das fiel ihm für gewöhnlich nicht so leicht.
    Er ertappte sich dabei, wie er sie anschaute, während sie sich über ein ledergebundenes Buch beugte und rätselhafte Symbole hineinschrieb. Die meisten Menschen würden sie als schlichtes, blasses und ernstes Mädchen beschreiben, doch Jamie erkannte, wie zart ihre Gesichtszüge und wie weich ihre Haut war. Alles, was er an ihr entdeckte, war frisch, neu und überraschend. Wahrscheinlich spürte sie jetzt, dass er sie anstarrte, denn sie schaute auf.
    „Ich glaube, wir werden sehr gute Freunde, Abigail“, flüsterte er und berührte ihren Arm in der eindeutigen Absicht, sie für sich einzunehmen.
    Sie schlug seine Hand fort. „Wozu, Mr. Calhoun? Wofür sollte das gut sein? Und was sollte mir daran liegen? Sie haben mich schon genug gedemütigt, als Sie meinen Brief verschickt haben.“ Jamie unterdrückte eine Erwiderung, denn er wollte sich mit Cabots Tochter anfreunden und sie nicht beleidigen. Er musste ein Freund der Familie werden, ein zuverlässiger

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