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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht?“
    „Ihrer Feindseligkeit entnehme ich, dass man Ihnen das schon öfter unterstellt hat. Werfen Sie mich nicht mit Ihren Kritikern in einen Topf, Abby. Da gehöre ich nicht hinein.“
    „Wieso nicht?“
    Jamie spürte das dringende Bedürfnis, sie zu berühren, doch stattdessen fasste er lieber mit beiden Fäusten in den Schal. „Weil ich Sie kenne.“
    „Wir sind einander doch gerade erst begegnet.“
    „Sie sind leicht zu durchschauen.“
    „Für Leute, die meine Privatkorrespondenz gelesen haben, trifft das vermutlich zu.“
    Das schon wieder! Mit dem Brief hatte er genau das Richtige getan, das begriff sie nur noch nicht. „Lassen Sie uns jetzt nicht darüber debattieren.“
    „Fürchten Sie, Sie könnten unterliegen?“
    „Ich fürchte, wir könnten beide an Langeweile sterben. Und jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Ich muss unbedingt sehen, weshalb Sie nachts um drei Uhr hellwach auf dem Dach herumspazieren.“
    „Was, so spät ist es schon?“ Sie duckte sich in die Öffnung der Kuppel. Jamie folgte ihr und stieß sich prompt den Kopf oben am Türrahmen. Er stieß einen Fluch aus, woraufhin sie sich umdrehte. „Wie lautete doch das Wort, das Sie eben äußerten? Das habe ich noch nie gehört.“
    „Das ist katalanisch“, log er, obgleich es sich um ein plattdeutsches Wort handelte. „Wenn ich es übersetze, könnte ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eingesperrt werden.“
    „Dann lassen Sie es lieber. Nehmen Sie den Kopf herunter, und kommen Sie hier herüber.“
    Das Licht innerhalb der Kuppel schimmerte bläulich, als befände man sich unter Wasser. Ein Teleskop stand auf einem eisernen Sockel, der sich mittels eines Pedals drehen ließ. Es besaß eine Linse von gut acht Zoll Durchmesser, und an seinem unteren Teil befanden sich Skalen und Messeinrichtungen - insgesamt war es ein beeindruckendes Instrument, vor dem die Frau davor zwergenhaft wirkte.
    Abigail deutete auf einen niedrigen Hocker. „Setzen Sie sich dorthin. Haben Sie schon einmal durch ein Teleskop geschaut?“
    „Nein, nur durch ein Schiffsfernrohr.“
    „Ich glaube, das hier wird Ihnen gefallen.“ Sie neigte den Kopf, setzte sich vor das Okular und veränderte mit der Hand an einem kleinen Messingknopf die Einstellung ein wenig. „Jetzt dürfen Sie nichts mehr anfassen. Schauen Sie einmal durch.“
    Jamie bückte sich tief, schloss ein Auge, als hätte er einen Gewehrlauf vor sich, und blickte in die runde Linse.
    Schwarze Dunkelheit.
    Er hob den Kopf wieder. „Was soll ich hier sehen?“
    „Wenn Sie richtig hindurchsähen, brauchten Sie nicht zu fragen.“
    „Müssen Sie eigentlich das Schikanieren üben, oder können Sie das von Natur aus?“
    „Versuchen Sie’s noch einmal.“ Sie fasste seinen Kopf, legte ihre Hände über seine Ohren und brachte seinen Blick in die richtige Stellung.
    „Das ist seltsam, Abby. Schon öfter haben mich Frauen angefasst, doch noch nie auf diese Weise.“
    „Sie sollen schauen.“
    Er versuchte es noch einmal und veränderte dabei ganz leicht seinen Blickwinkel. Aus der Schwärze wurde ein ganzes Feld von
    Sternen, die zum Leben zu erwachen schienen, sobald er sich auf sie konzentrierte. Er wagte nicht zu atmen, geschweige denn, sich zu bewegen.
    „Sehen Sie?“ flüsterte sie. „Das sind die Hyaden, ein offener Sternhaufen zwischen Mond und Aldebaran.“
    Er erkannte eine V-förmige Konstellation. „Ja, ja, ich sehe es.“
    Abigail zeigte ihm noch mehr, und es überraschte ihn, wie viel Freude ihm das bereitete. Er hatte die Sterne von einem Schiffsdeck aus betrachtet, von der Brüstung einer Festung und sogar durch die Gitterstangen eines Kerkers hindurch, doch zum ersten Mal schien er jetzt so etwas wie Ordnung in dem großartigen Chaos des Nachthimmels zu erkennen.
    Nach einer Weile führte sie ihn fort von dem Teleskop und aufs Dach hinaus. „Wie ist es um Ihre Sehkraft bestellt, Mr. Calhoun?“
    „Recht gut, glaube ich. Weshalb?“
    „Heute Nacht geschieht etwas Besonderes, das man am besten mit bloßem Auge genießen kann. Sehen Sie, es fängt schon an.“ Abigail drehte ihn in nordwestliche Richtung. Jetzt sah er ein merkwürdiges, dunstiges Schimmern, eine ferne Bewegung, und dann schienen Sterne in einem Feuerregen zu explodieren.
    Verblüfft drehte sich Jamie zu ihr um. „Was ist das?“
    In der silbrig blauen Dunkelheit vermochte er ihr Lächeln zwar nicht zu sehen, doch er spürte es.
    „Ein Meteoritenschauer. Im Oktober ziemlich selten,

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