Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
spöttisch. „Welch eine Überraschung. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Oder ein Glas Apfelmost? Oder vielleicht eine oder zwei Stunden unerlaubter Beziehungen?“
„Du bist ungezogen, und genau das mag ich so an dir.“
„Ich bin mehr als nur ungezogen. Ich ruiniere deinen Ruf.“ „Wozu ich dich ja aufgefordert habe.“ Helena glitt aus seiner Umarmung und stieg die Treppe weiter hoch. „Doch mir ist gerade wieder etwas eingefallen: Ich bin sehr böse auf dich.“
Sie sah die Panik in seinem Blick aufflackern und hätte beinahe darüber gelacht. Ihre Liebe war noch frisch; sie waren sich gegenseitig noch nicht sicher, und er hatte die Tatsache noch nicht verinnerlicht, dass sie nur ihn und keinen anderen Mann begehrte. Er betrachtete sich als einen mittellosen Akademiker, und als solcher war er natürlich keine Partie für eine Miss Helena Cabot. Doch ebendann bestand einer der vielen Gründe, weshalb es so köstlich war, seine Geliebte zu sein.
Michael barg das Gesicht in ihrer Halsbeuge. „Gut. Ich bin ebenfalls sehr böse auf dich.“
Zu gern hätte sie die ganze Welt vergessen und sich der Leiden s chaft mit ihm hingegeben, doch das war heute Morgen unmöglich. Denn die Wirklichkeit holte sie mit großen Schritten ein.
„Ich muss mit dir über unsere Zukunft reden.“ Bei seinem Gesichtsausdruck schlug ihr Herz noch schneller und beunruhigter. „Falls du gern heute Aben d zu Besuch kommen möchtest...“
„Ich rede nicht von heute Abend. Ich rede von dem Rest unseres Lebens.“
„Langweile mich nicht, Helena.“
Bei seinem spöttischen Ton zuckte sie zusammen. „Wenn sich zwei Menschen lieben, ist es doch ganz natürlich, dass sie über ihre Zukunft nachdenken, nicht?“
Wie ein Bär in einem Käfig ging Michael auf und ab. „Helena, du weißt es doch besser. Du hast irgendetwas in den falschen Hals bekommen. Ich liebe dich nicht auf diese Weise, und das werde ich auch nie tun.“
Sie war zutiefst erschüttert, ließ es sich jedoch nicht anmerken. „Das meinst du doch nicht ernst.“
„Wir passen nicht zusammen, mein Schätzchen. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass wir nicht füreinander geschaffen sind - der arme Wissenschaftler und die strahlende Königin der Gesellschaft. Du könntest nie glücklich werden, wenn du deinem Vater trotzt. Seine Missbilligung würde selbst die süßesten Romanzen sauer werden lassen.“
Seine Hellsichtigkeit erschreckte sie. Möglicherweise war Michael gar nicht so zerstreut - oder so liebenswürdig -, wie sie angenommen hatte. Jedermann glaubte, sie gehörte zu jemandem mit dem Aussehen und der Stellung eines Boyd Butler oder eines Troy Barnes. Doch Michael hatte sie gelehrt, die Seele unter der Oberfläche zu erkennen.
Kürzlich hatte sie eine schreckliche - wunderbare - Entdeckung gemacht, und es wurde Zeit, ihm davon zu erzählen.
„Was wäre, wenn ich ein Kind bekäme?“
Michael erstarrte, doch dann flammte Ärger in seinem Blick auf. „Ah, Schätzchen, versuche nicht, mich in diese uralte Falle zu locken! Das funktioniert nicht. Du willst es doch auch gar nicht. Ich bin als Ehemann - geschweige denn als Vater - völlig ungeeignet. Auch das habe ich dir von Anfang an erklärt.“
„Ich ...“
„Außerdem bist du auch gar nicht schwanger.“ Das sagte Michael mit einer Sicherheit, von der Helena wünschte, sie könnte sie teilen. „Du solltest mit einem Mann zusammen sein, den der Senator billigt, mit jemandem wie Senator Barnes ..."
„Oder Boyd Butler? Der kommt nämlich heute, um mir einen Heiratsantrag zu machen.“ Mit bebender Stimme setzte sie hinzu: „Sage mir, ich soll ihn abweisen, und ich tue es. Das schwöre ich. Du brauchst es nur zu sagen.“
„Ich hätte dir klarmachen sollen, dass es auf diese Weise enden würde, doch ich nahm an, du wüsstest es.“ Er verschränkte die Arme; seine Haltung war Ausdruck seines Zorns.
Helena versuchte, sich gelassen zu geben, obgleich seine Worte sie hart trafen und ihr einen Schmerz zufügten, der ihr den Atem raubte. Michael wollte sie nicht heiraten, selbst jetzt nicht, da sie ihm erzählt hatte, dass sie vielleicht ein Kind erwartete!
In ihrem ganzen Leben hatte sie sich gegen Konventionen aufgelehnt, doch falls in ihr tatsächlich ein neues Leben heranwuchs, müsste sie ihre Pläne neu überdenken. Möglicherweise würde sie den Leutnant doch akzeptieren müssen. Vielleicht sollte sie das Richtige tun, selbst wenn das bedeutete, ihre Seele aufzugeben und sich selbst
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