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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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wird es zu verdanken gewesen sein, daß Caligulas Position in der Folgezeit zunächst keiner Bedrohung ausgesetzt war.
    Schwierig zu klären ist, welcher Anteil an den erfolgreichen Konsolidierungsbemühungen dem jungen Kaiser selbst, welcher seinen Beratern zuzuschreiben ist. Neben Lepidus, Drusilla, Agrippina und Livilla dürfte eine Reihe weiterer Personen Einfluß ausgeübt haben. Zweifellos kam den beiden neuen Prätorianerpräfekten und weiteren hohen Offizieren der Leibgarde eine wichtige Rolle zu. Andere Einzelpersonen wie der König Iulius Agrippa, der engen freundschaftlichen Kontakt mit dem Kaiser gepflegt haben soll, vielleicht auch einzelne Senatoren werden ihre Nähe zu Caligula entsprechend genutzt haben. Schließlich dürfte schon zu dieser Zeit im Hintergrund eine Personengruppe gewirkt haben, deren Bedeutung erst später steigen und offensichtlich werden sollte. Es waren dies die Freigelassenen, die im kaiserlichen Haushalt Sekretariats- und Verwaltungsfunktionen ausübten. Es gab sie in allen aristokratischen Großhaushalten, und aufgrund ihres abhängigen Status und ihrer Auswahl nach persönlicher Fähigkeit verfügten sie häufig über wichtiges Spezialwissen, das sich ihre vornehmen Herren selbst nicht erwerben konnten oder wollten.
    Hinweise auf Caligulas persönliche Handschrift bei den geschilderten Maßnahmen bietet eine zunächst merkwürdig erscheinende Episode, die sich unmittelbar nach dem Ende seiner Krankheit zutrug. Ein römischer Bürger namens Afranius Potitus hatte zuvor unter Eid geschworen, sein Leben zu opfern, wenn der Kaiser wieder gesunde, ein Ritter namens Atanius Secundus, dann als Gladiator auftreten zu wollen. Caligula, wieder genesen, bestand nun auf der Einhaltung ihrer Versprechen, damit sie nicht eidbrüchig würden. Beide fanden denTod, anstatt, wie erhofft, ihre für alle Beteiligten offensichtliche Schmeichelei vom Kaiser durch ein Geschenk belohnt zu sehen. Caligulas Reaktion ist aufschlußreich. Sie läßt sich in Ansätzen auch in seinen Maßnahmen des Jahres 38 aufspüren und trat später in verschärfter Form immer häufiger zutage. Anders als Augustus, der – wie Caligula selbst in den ersten Monaten – auf schmeichlerische Anträge einging, und anders als Tiberius, der ihnen durch Rückzug zu entgehen versuchte, praktizierte Caligula hier ein neuartiges Verhalten gegenüber der doppelbödigen Kommunikation, die sich im Umgang mit dem Kaiser etabliert hatte. Doppelbödig waren die Ankündigungen der beiden Schmeichler insofern, als der vorgegebene Zweck – die kaiserliche Genesung – nicht dem tatsächlichen – dem Wunsch nach kaiserlicher Belohnung – entsprach. Caligulas Reaktion bedeutete nun, daß er sich dieser Form der Kommunikation entzog, indem er sie beim Wort nahm. Er spielte den Ball gewissermaßen nur zurück und konfrontierte seine Kommunikationspartner dadurch mit den Folgen ihres eigenen Verhaltens. Er unterstellte ihren Äußerungen Ehrlichkeit, die sie nicht leugnen konnten. Sonst hätten sie – mit voraussehbaren Folgen – zugeben müssen, daß der kaiserlichen Gesundheit gar nicht das primäre Interesse ihres Handelns galt.
    Eine strukturelle Ähnlichkeit läßt sich nun auch bei Caligulas Verhalten gegenüber dem Senat nach dem Sturz von Macro und Silanus feststellen. Hier wurden offizielle Ideale – die Orientierung an der alten
res publica –
beim Wort genommen und in die Tat umgesetzt gegen die Interessen ihrer Verfechter, die wiederum dagegen nichts tun konnten, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Dieses kaiserliche Verhaltensprinzip, das mit einem gewissen Zynismus gekoppelt und nicht ohne Witz war, trat hier – sieht man von Afranius’ und Atanius’ Schicksal ab – noch sehr harmlos zutage. Später sollte die Aristokratie mit ihm in einem erheblich unangenehmeren Maße konfrontiert werden.
3. Im Genuß der Herrschaft
    Noch nie war Rom von einem jungen Mann regiert worden. Jahrhundertelang hatte eine Handvoll erfahrener alter Männer, die
principes
der republikanischen Aristokratie, die Geschicke des Reiches gelenkt und die politischen Entscheidungen getroffen. Die ersten beiden Alleinherrscher, Iulius Caesar und Augustus, hatten sich ihre Positionen durch Siege in langjährigen Bürgerkriegen erkämpft und standen in mittlerem Alter, als sie sie erreichten. Auch Tiberius war unter Augustus als Heerführer und Organisator in den Provinzen lange Jahre erfolgreich tätig gewesen, bevor er mit 54 Jahren Kaiser wurde. Wie würde

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