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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Zweck eigentlich? – keine sehr gute Idee, schließlich hatte ich zwei Kinder unter drei Jahren, eine Wohnung zu unterhalten und eine Teilzeitstelle als Nachtschwester.
    Ich verfolgte den Prozess in der Zeitung. Man erwog mildernde Umstände, angesichts des Verlusts ihres eigenen Babys. Ihr Verteidiger legte viel Wert auf die Tatsache, dass das Baby gut versorgt worden war, und betonte, dass sie nicht vorgehabt hatte, ihm etwas anzutun. Doch die Staatsanwaltschaft verwies auf das Leid der Eltern und das unstete Leben, das Mary schon immer geführt habe. Sechsundzwanzig kleinere Vergehen wie öffentliches Sichanbieten und Kleindiebstähle wurden mit in Erwägung gezogen.
    Die Jury befand Mary für schuldig, appellierte jedoch an die Gnade des Gerichts. Trotzdem verurteilte sie der Richter zu drei Jahren Gefängnis, mit der Empfehlung, die Gefangene während ihrer Zeit in der Obhut Ihrer Majestät psychiatrisch zu behandeln.
    Mit einundzwanzig Jahren trat Mary ihre Strafe im Gefängnis von Manchester an.

Schwester Evangelina
    Aufgrund einer gebrochenen Schulter konnte ich nicht an der Abschlussprüfung meiner Hebammenausbildung teilnehmen und musste mehrere Monate auf die nächste Gelegenheit warten. Schwester Julienne schlug mir vor, in der Bezirkskrankenpflegepraxis mitzuhelfen, um noch mehr Erfahrung zu sammeln. So durfte ich mit alten Menschen arbeiten, die noch im neunzehnten Jahrhundert zur Welt gekommen waren.
    Schwester Evangelina war für die Krankenpflege im Bezirk verantwortlich. Ich freute mich zwar auf die Aufgaben im Pflegebereich, umso weniger war ich jedoch erfreut, mit Schwester Evangelina zusammenzuarbeiten, denn ich fand sie behäbig und humorlos. Außerdem gab sie mir auf subtile, aber unmissverständliche Art zu verstehen, dass sie ganz und gar nicht mit mir zufrieden war. Immer hatte sie etwas zu bemängeln: eine zugeschlagene Tür, ein offen gelassenes Fenster, Liederlichkeit, Tagträumerei (sie nannte es »Däumchendrehen«), lautes Verhalten, Singen im Pflegearbeitsraum, Vergesslichkeit, die Liste war endlos. Ich konnte Schwester Evangelina nichts recht machen. Als Schwester Julienne sie informierte, dass ich mit ihr zusammenarbeiten sollte, starrte sie mich an, machte ein finsteres Gesicht, sagte »Hmpf!«, drehte sich um und stapfte hinaus. Sonst sagte sie nichts dazu!
    Wir arbeiteten mehrere Monate zusammen und es entwickelte sich zwar keine Nähe zwischen uns, doch ich verstand sie allmählich besser und bemerkte, dass Nonnen allein schon durch ihre monastische Lebensweise außergewöhnliche Frauen sind. Keine gewöhnliche Frau konnte ein solches Leben führen. An Nonnen musste unweigerlich etwas dran sein, was sie zu besonderen Menschen machte.
    Auf mich wirkte Schwester Evangelina wie fünfundvierzig, ein Alter, in das man sich mit dreiundzwanzig kaum hineinversetzen kann. Aber Nonnen sehen immer um Jahre jünger aus, als sie wirklich sind, und da sie bereits im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester gearbeitet hatte, musste sie in der Zeit, über die ich schreibe, über sechzig gewesen sein.
    Der erste Morgen verlief nicht gut. Der Boiler im Pflegearbeitsraum war ausgefallen, daher waren alle ihre Instrumente und Spritzen nicht steril. Laut und verärgert rief sie nach Fred, der kommen und sich darum kümmern sollte, und sie murmelte etwas von »diesem Nichtsnutz«, derweil er unmelodiös pfeifend mit seinen Schaufeln, Harken und Schürhaken die Treppe herunterkam.
    Mir befahl sie: »Geh in die Küche und koch diese Sachen auf dem Gasherd aus, während ich mich um das Verbandsmaterial kümmere, und pass gut auf.« Auf dem Weg zur Tür fiel eine Glasspritze aus der überfüllten Nierenschale und zerbrach auf dem Steinboden. Sie schimpfte über meine Nachlässigkeit und Tollpatschigkeit und »womit man sich heutzutage alles herumschlagen muss«. Als sie zu der Stelle über »flatterhafte junge Mädchen« kam, floh ich und ließ die Scherben liegen. In der Küche stand Mrs B. am Gasherd, wo der Inhalt mehrerer Töpfe fröhlich vor sich hin köchelte, und sie empfing mich nicht gerade mit Begeisterung. Ich brauchte daher ziemlich lange, die Sachen zu sterilisieren, und hörte Schwester Evangelina schon von der Küche aus schimpfen. Sie nahm die Instrumente entgegen, packte unsere Taschen und machte Bemerkungen über mein »übliches Herumtrödeln und Däumchendrehen« und ob mir denn nicht klar sei, dass wir »vor dem Mittagessen noch dreiundzwanzig Insulininjektionen, vier sterile

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