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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Lagerräume.
    »Ich war still wie eine Maus und unsichtbar wie ein Schatten und es wusste ja keiner, dass ich da war. Selbst der Hausmeister hat mich nicht entdeckt, als er nachts seine Runden drehte, sonst hätte er mich sicher rausgeworfen«, erzählte sie mit einem verwegenen Grinsen.
    Sie gab kein Geld für Essen aus, sondern schnorrte sich alles von den anderen Mädchen in der Fabrik zusammen, und am Ende der dritten Woche nahm sie ihren Lohn und ging. Sie sagte, dass sie nie zurückkommen werde.
    Damals fuhren täglich viele Lastschiffe von Dublin nach Liverpool, dennoch musste sie bis zum nächsten Montag warten, bis sie einen Platz bekam.
    »Ich verbrachte den ganzen Sonntag im Hafen und streifte umher. Es war schön mit den riesigen Schiffen, dem plätschernden Wasser und den schreienden Möwen. Und ich war schon ganz aufgeregt wegen London, sodass ich gar nicht merkte, wie hungrig ich war.«
    Nach einer weiteren Nacht im Freien gab sie ihr ganzes Geld bis auf ein paar Shilling für eine Fahrkarte aus, einfache Fahrt, und bestieg das Schiff.
    »Es war der aufregendste Moment in meinem Leben, als ich mich von Irland verabschiedete, das Kreuzzeichen machte, für die Seele meines Dads betete und unsere Heilige Mutter Maria bat, gut auf meine arme Mam und meine Geschwister aufzupassen.«
    Sie erreichte den Hafen von Liverpool gegen sieben Uhr am Montagabend. Er schien nicht so viel anders zu sein als der in Dublin. Eigentlich sah er genauso aus, nur größer. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie fragte, wo London liege, und erfuhr, dass es bis dorthin dreihundert Meilen waren.
    »Dreihundert Meilen«, sagte sie. »Ich bin fast ohnmächtig geworden. Ich hatte gedacht, es läge gleich um die Ecke. Kannst du glauben, dass ich so dämlich war?«
    Sie verbrachte noch eine Nacht im Freien und fand etwas Brot, das jemand den Möwen hingeworfen hatte. Es war trocken und schmutzig, aber es stillte ihren gröbsten Hunger. Am Morgen stiegen mit der Sonne auch wieder ihre gute Laune und ihr jugendlicher Optimismus und sie fragte, wie sie ohne Geld nach London gelangen könne. Sie bekam gesagt, dass 95 Prozent der Lastwagen, die an diesem Tag dort abfuhren, nach London unterwegs seien, sie müsse nur einen der Fahrer fragen, ob er sie mitnehme.
    »Das sollte für dich nicht schwierig sein, so hübsch wie du bist«, hatte ihr der Mann gesagt, der ihr den Tipp gab.
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das stimmt. Schon mit siebzehn war ich quer durch England und Wales getrampt, hatte die Fernlaster angehalten und mein Ziel wohlbehalten erreicht. Immer war ich allein. Ich wusste, dass man von den Fernfahrern erzählte, sie täten Mädchen nur aus einem einzigen Grund diesen Gefallen, aber das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Alle Fahrer, die mich mitnahmen, waren nüchterne, fleißige Männer, die die Straßen gut kannten und ihre Ladung pünktlich anzuliefern hatten. Zudem steuerten sie einen Laster, auf dem ein Firmenname stand, und von jeder Beschwerde hätte nicht nur ihr Chef sofort erfahren, sondern auch ihre Ehefrau zu Hause!
    Mary fand einen Fahrer und erzählte mir: »Er war so ein netter Mann. Die Fahrt war lang und wir haben uns die ganze Zeit unterhalten. Ich habe ihm Lieder vorgesungen, die mein Dad mir beigebracht hat, als ich noch klein war, und er sagte, ich hätte eine schöne Stimme. Er erinnerte mich an meinen Dad. Er hat mich sogar in eine Fernfahrerkneipe mitgenommen und mich zum Essen eingeladen. Er wollte wirklich nichts dafür haben. Er sagte: ›Lass mal stecken, Mädchen, ich glaub, du kannst es noch brauchen.‹ Ich dachte, in England wird es mir gut gefallen, wenn alle Menschen hier so sind.« Sie schwieg und schaute auf ihren Teller hinab. Ihre Stimme war kaum mehr zu hören, als sie sagte: »Er war der letzte anständige Mann, den ich in diesem Land kennengelernt habe.«
    Wir schwiegen beide eine ganze Weile. Ich wollte sie nicht überreden, mir noch mehr anzuvertrauen, denn von Natur aus interessiere ich mich überhaupt nicht für das Privatleben anderer Leute, also sagte ich: »Wie wärs mit noch einer Portion Eis? Du schaffst sicher noch eine. Und mir wäre nach einem weiteren Kaffee, wenn du glaubst, dass du dir das leisten kannst.«
    Sie lachte und sagte: »Ich kann mir hundert Tassen Kaffee leisten.«
    Der Wirt brachte unsere Bestellung und sagte, es sei viertel nach elf, er schließe jetzt die Kasse, ob wir bitte schon bezahlen könnten. Wir könnten aber gerne noch bis

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