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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Arme und rief, sie sollten aufhören, aber das taten sie natürlich nicht. Ich konnte auch nichts dagegen machen, dass Nelly Schmerzen hatte, also habe ich sie einfach fest in meinen Armen gehalten.«
    Ich bat Mary, mir mehr von Nelly zu erzählen.
    »Es war fürchterlich. Die Frau stach und kratzte einfach weiter. Dann war plötzlich überall Blut. Auf dem ganzen Bett, auf dem Boden und auch die Frau war ganz blutig. Sie sagte: ›Das reicht. Lasst sie nur ein paar Tage im Bett. Bald gehts ihr wieder gut.‹ Sie räumten auf und warfen das ganze Zeug aufs Trümmergrundstück, während ich bei Nelly blieb. Sie war totenbleich und hatte immer noch schreckliche Schmerzen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also blieb ich einfach bei ihr, gab ihr Wasser und versuchte es ihr ein wenig bequem zu machen. Gloria schaute manchmal herein und sagte mir, ich solle bei ihr sitzen bleiben und in dieser Nacht nicht rausgehen.«
    Mary begann zu weinen.
    »Manchmal hat sie mich erkannt, aber manchmal auch nicht. Sie wurde ganz schrecklich heiß. Ihre Haut brannte. Ich wusch sie mit kaltem Wasser ab, aber das half nicht. Sie blutete immer weiter, bis die Matratze mit Blut vollgesogen war. Ich saß den ganzen Tag und die ganze Nacht bei ihr und die ganze Zeit über hatte sie Schmerzen. Am frühen Morgen starb sie in meinen Armen.«
    Sie schwieg – dann sagte sie verbittert:
    »Ich weiß nicht, was sie mit ihrer Leiche gemacht haben. Es gab keine Beerdigung und es kam auch keine Polizei. Ich vermute, sie haben sie einfach weggeschmissen und keinem davon erzählt.«
    Ich überlegte, ob es denn tatsächlich möglich war, sich einer Leiche einfach so zu entledigen. Wenn das Mädchen weder Verwandte noch Freunde hatte, wer sollte nachforschen, wenn sie verschwand? Die anderen Mädchen im Café kannten sie zwar, aber sie lebten offenbar in so großer Angst vor Onkel, dass sie schwiegen. Wenn Gloria oder die »Engelmacherin« erwischt würden, hätte das wahrscheinlich eine Anklage wegen Mordes oder zumindest wegen Totschlags zur Folge, also wurde ein schützendes Netz um sie gesponnen. Ich hatte kaum Zweifel, dass bereits viele andere Prostituierte verschwunden waren, ohne dass sie jemals jemand vermisst hatte, denn die meisten waren heimatlose Mädchen, um die sich niemand kümmern wollte.
    Einige Monate später bemerkte Mary, dass auch sie schwanger war, doch aus Angst versteckte sie ihren Bauch. Sie ging weiter anschaffen, obwohl ihr die meiste Zeit über schlecht war. Sie erzählte mir, dass sie fliehen wollte, aber zu viel Angst vor einem Versuch hatte. Das Baby fing erst an, ihr etwas zu bedeuten, als sie spürte, wie es sich in ihr bewegte. Dann aber erfüllte sie eine Welle mütterlicher Liebe. Einige Zeit später zog sie sich gerade auf dem Speicher an, als ein Mädchen plötzlich rief:
    »Seht euch mal Mary an. Da ist ja ein Braten in der Röhre.«
    Von da an wussten es alle.
    Mary wurde nervös, denn ihr war klar, dass sie fliehen musste. Sie sagte: »Es war mir egal, ob sie mich umbrachten. Aber mein Baby sollten sie nicht umbringen.«
    An diesem Abend kam sie mit einem Kunden zurück und als sie gerade hochgingen, sah sie, dass die Tür zu dem golden und silbern dekorierten Zimmer offen stand. Sie bat den Mann, sich schon mal in ihrer Zelle auszuziehen, und schlich sich in das Zimmer. Auf dem Tisch lag eine Menge Geld. Sie schnappte sich fünf Pfund, dann lief sie wie von Sinnen hinaus auf die Straße, nur weg.
    * Aus einem bekannten Kindervers. Wörtlich: »Mary, Mary, ganz im Gegenteil« (Anm. d. Übers.).

Flucht
    Mary lief um ihr Leben und das Leben ihres Babys. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wohin sie lief, also rannte sie einfach, getrieben von ihrer Angst. Es war Nacht und in ihrer verrücktspielenden Fantasie glaubte sie, dass sie jemand auf Schritt und Tritt verfolgte. Sie versuchte, sich nur in den unbeleuchteten Seitenstraßen zu bewegen, denn sie glaubte, im Licht der Hauptstraßen erkannt zu werden.
    »Ich bog immer wieder um die nächste Ecke und versteckte mich in Hauseingängen. Dann kehrte ich um und lief die nächste dunkle Straße hinunter, immer weg von den Lampen und den Hauptstraßen. Fast die ganze Nacht lang bin ich nur gerannt.«
    Tatsächlich muss Mary immer im Kreis gelaufen sein, denn sie erwähnte den Fluss, die Docks und die Schiffe und eine Kirche, in deren Eingang sie sich legte und die ihrer Beschreibung nach die berühmte Kirche Bow Bells gewesen sein muss. Sehr weit war sie nicht

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