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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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müde, mir tat alles weh, und ich war stinksauer auf die ganze Welt. Das war keine gute Entschuldigung, aber es war die einzige, die ich hatte. Ich stand auf, um die Tür zu schließen, die sie, wahrscheinlich um mich zu ärgern, hinter sich offen gelassen hatte, und hörte Shelly und Jared an Shellys Schreibtisch.
    „Ich habe zu tun“, fauchte Shelly, als er sie bat, ihm bei der Suche nach dem neuen Kanister mit Reinigungsmittel zu helfen, der inzwischen hätte geliefert sein müssen. „Such doch selber.“
    „Gut“, knurrte Jared. „Entschuldige, dass ich dich um einen Gefallen gebeten habe.“
    Autsch.
    Ich hatte Shelly weinen und erröten und auch schon verärgert reagieren sehen, aber ich muss zugeben, bis zu jenem Moment hatte ich sie noch nie wütend erlebt. Sie wirbelte auf ihrem Drehstuhl so rasch zu ihm herum, dass es mich nicht erstaunt hätte, wenn sie mit ihrer Bewegung genügend Luft verdrängt hätte, um einen Tornado auszulösen. Sie fletschte nicht direkt ihre Zähne. Aber es fehlte nicht viel.
    „Was hast du zu mir gesagt?“
    Ein vernünftiger Mann wäre zurückgewichen, aber Jared, der Shelly um einiges überragte, lehnte sich nur noch weiter über sie. „Ich sagte“, erklärte er ihr durch seine zusammengebissenen Zähne, „entschuldige, dass ich dich um einen Gefallen gebeten habe.“
    „Du bist ein solcher Trottel!“
    „Und du ein eiskaltes Miststück!“
    Shelly holte aus und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass sein ganzer Körper durchgeschüttelt wurde.
    Verdammt. In meinem Bestattungsinstitut brach der Dritte Weltkrieg aus, und ich konnte nur dastehen und hinstarren.
    Einen Augenblick dachte ich, Jared würde zurückschlagen, doch er packte sie nur bei den Oberarmen, um sie davon abzuhalten, ihn noch einmal zu ohrfeigen. Er schüttelte sie nur ein wenig, dann ließ er sie wieder los und warf seine Hände in die Luft, als wollte er sie nicht schmutzig machen. Shelly stieß einen kleinen, verblüfften Schrei aus, während er einen Schritt von ihr weg machte.
    Als er sich umwandte, sah er mich, und indem sie seinem Blick folgte, entdeckte sie mich ebenfalls.
    „Verdammt noch mal“, sagte ich mit lauter Stimme. „Was, zum Teufel, tut ihr zwei da eigentlich?“
    Shelly fing an zu reden, und Jared sah mich trotzig und stumm an. Ich hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten.
    „Das hier ist meine Firma“, zischte ich. „Kein Spielplatz! Was, wenn gerade Kunden hier wären? Was, zum Teufel, veranstaltet ihr hier?“
    Ich wiederholte mich, meine Stimme wurde höher und heiserer. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren, so stark war der Druck darin, und mir war klar, dass ich gleich in Tränen ausbrechen würde.
    „BENEHMT EUCH GEFÄLLIGST!“, schrie ich lauter, als ich jemals zuvor in meinem Leben geschrien hatte. Sogar lauter, als ich jemals meine Schwester angebrüllt hatte, sogar während unserer übelsten Streitereien.
    Sie starrten mich beide an, ihre Kiefer fielen herab, und ich ging zurück in mein Büro und knallte die Tür so laut hinter mir zu, dass ein gerahmtes Foto von der Wand fiel. Das Bild krachte mit der Vorderseite nach unten auf den Teppich, und als ich es aufhob, war das Glas zerbrochen. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich lachen oder weinen sollte, also tat ich beides.
    Hysterische Anfälle waren etwas Neues für mich, aber ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich mich in der Sicherheit meines Büros einem ergab. Ich verbrauchte innerhalb von fünfzehn Minuten eine ganze Schachtel Papiertaschentücher, aber als es vorbei war, fühlte ich mich besser. Ich brauchte etwas zu trinken, und lauwarmer Kaffee reichte mir nicht. Also wischte ich mein Gesicht ab, riss meine Tür auf und fand mich Shelly und Jared Auge in Auge gegenüber.
    „Wie lange steht ihr schon da?“, herrschte ich sie an.
    Die schuldbewussten Blicke, die sie einander zuwarfen, reichten mir als Antwort. Ich stemmte die Hände in die Hüften und funkelte sie an. Jared wandte den Blick ab und scharrte mit den Füßen, während sich seine Ohren und seine Wangen rot färbten, doch Shelly schaute nicht fort.
    „Da ist Post für dich. Warum liest du sie nicht, während ich dir eine Tasse Kaffee hole.“ Sie reichte mir einen Stapel Briefumschläge. „Mach schon. Wir haben die Sache inzwischen geklärt.“
    Ihre Besorgnis und ihr genaues Wissen, was ich brauchte, waren nett, aber ich war noch nicht bereit, die Szene zu vergessen, die die beiden aufgeführt hatten.

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