Callboys - Die Schönen der Nacht
Mist. Mist, Mist, Mist und doppelt verdammter Mist auf sieben verschiedenen mit Mist bedeckten Steinen.
Dann war alles still.
Wie durch einen Nebel hörte ich Jared fragen, ob mit mir alles in Ordnung sei, aber ich fummelte schon an meinem Sicherheitsgurt herum und stieß die Tür auf, um aus dem Van zu stolpern. Ich fiel auf den Kies, schürfte mir beide Knie auf und ruinierte mein letztes Paar teurer Strumpfhosen. Dann rappelte ich mich wieder hoch und ging um den Van herum zur hinteren Tür, während ich ein Stoßgebet zu jeder erreichbaren Gottheit schickte, dass der Schaden nicht allzu groß sein möge.
Der Fahrer des anderen Wagens stieg viel langsamer aus. Ich erhaschte einen Blick auf graues Haar und Polyester und unterdrückte einen Fluch. Die Großmutter von irgendjemandem war mit ihrem alten Schlachtschiff von Auto auf uns aufgefahren und hätte uns beinahe alle auf direktem Weg in die Hölle befördert.
„Was haben Sie sich bloß dabei gedacht?“, rief sie mit dem gerechten Zorn des unschuldigen Opfers. „Warum haben Sie mitten auf der Straße angehalten?“
Wir hatten Publikum. Bis zu diesem Moment hatte ich nicht bemerkt, dass unser Van in das Heck des vor uns stehenden Autos geschoben worden war. Der Aufprall konnte nicht sehr heftig gewesen sein, aber er hatte gereicht, um die Stoßstange einzudrücken. Der Fahrer dieses Wagens war ebenfalls ausgestiegen und starrte gemeinsam mit Jared den Schaden an, und die Bauarbeiter auf unserer Fahrbahnseite hatten ihre Signaltafeln weggelegt und waren zu uns gerannt.
Als mir plötzlich schwindlig wurde, stützte ich mich am Van ab. Wichtiger als mein Fahrzeug war das, was wir darin transportiert hatten, und ich wagte kaum nachzusehen. Dennoch zwang ich mich, den Knopf zu drücken, der die Heckklappe öffnete. Obwohl die Stoßstange darunter völlig verbeult war, ließ sich die Klappe öffnen, wenn auch langsam und mit protestierenden Geräuschen.
Die Bahre hatte sich verschoben, der Körper darauf war nicht mehr bedeckt, eine Hand war auf den mit Teppich belegten Boden gerutscht, doch ansonsten schien die Tote keine Schäden erlitten zu haben.
„Oh Gott!“ Dieser Schrei kam von der kurz zuvor noch entrüsteten Fahrerin des Wagens, der auf unseren aufgefahren war. „Oh, ich habe sie getötet!“
Ihr Geschrei war nicht lustig, ebenso wenig wie alles andere, was passierte, aber ich musste mein Gesicht hinter meinen Händen verbergen, um das unangebrachte Lachen zu ersticken, das unvermittelt in mir aufstieg. Ich war nicht einmal in der Lage, der inzwischen vollkommen hysterischen Frau im purpurroten Trainingsanzug zu erklären, dass sie nichts außer meinem Van getötet hatte. Es kamen immer mehr Zuschauer hinzu. Und ich, das Gesicht hinter den Händen versteckt, lachte, bis meine Schultern bebten.
Jared legte den Arm um mich. „Hey, Grace. Geht es dir gut?“
„Weißt du, was das wieder kosten wird?“
Das war es, was ich sagen wollte, aber da mein Gesicht an Jareds Brust vergraben war, war ich nicht sicher, ob er mich gehört hatte. Er verstand mich aber dennoch und legte seine Hand kurz an meinen Hinterkopf, bevor er mich fest umarmte und zu trösten versuchte.
„Es ist in Ordnung“, sagte er. „Es kommt alles in Ordnung.“
„Nein, das wird es nicht! Nach der Sache mit der Waschmaschine? Und …“ Ich schüttelte den Kopf und atmete dabei tief durch. „Das hier ist … schrecklich. Einfach nur schrecklich.“
„Ich werde dir helfen, die Sache zu regeln“, versprach Jared. „Ich helfe dir. Mach dir keine Sorgen. Du musst nicht alles allein machen, okay?“
Kein Wunder, dass Shelly sich in ihn verliebt hatte.
Als wir endlich alles Nötige mit der Polizei und den anderen beteiligten Fahrern geregelt hatten, war es zu spät, um rechtzeitig zu dem Termin mit der Familie der Frau, die hinten im Van lag, zurück im Bestattungsinstitut zu sein. Ich sorgte dafür, dass Shelly sie anrief und ihnen sagte, es hätte eine unvorhergesehene Verzögerung gegeben, aber ich wusste, das würde die Angehörigen nicht besonders lange zufriedenstellen. Ich meine, wer möchte zu hören bekommen, dass seine geliebte Großmutter auf ihrem Weg zum Beerdigungsinstitut in einen Autounfall verwickelt wurde?
Wenigstens war es uns gelungen, eine Behandlung im Krankenhaus zu vermeiden, obwohl mein Nacken immer steifer wurde und Jared eine Rippenprellung hatte, mit der er nun zusätzlich zu seinem verstauchten Knöchel zurechtkommen musste. Bei der Fahrerin
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