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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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einer Ärztin teilen, die immer Bereitschaftsdienst hat.“
    Ich nehme an, für meine Familie war es kein großes Geheimnis, dass Sam und ich unsere Nächte miteinander verbrachten. Ich bin sicher, der Klatsch, dass sein Auto über Nacht vor meinem Haus stand, war bis zu meinen Eltern vorgedrungen. Doch nachdem er es so offen ausgesprochen hatte, unterbrach ein langes Schweigen die allgemeine Unterhaltung.
    „Schläfst du bei meiner Tante Grace, Sam?“, fragte Simon unschuldig.
    Das Schweigen dauerte an.
    „Sie kommen wahrscheinlich nicht sonderlich viel zum Schlafen“, murmelte Jerry, der Witzbold. Hannah schlug ihm kräftig auf den Arm.
    „Und in diesem Sinne“, erklärte ich heiter und nahm Sams Hand, „verabschieden wir uns nun.“
    Es gab noch mehr Küsse und Umarmungen, obwohl ich sie wahrscheinlich in ein paar Tagen alle wiedersehen würde. Meine Mom umarmte und küsste sogar Sam und bestand darauf, dass er wiederkommen musste, wenn sie ihm noch mehr zu essen geben konnte. Als wir es endlich durch die Gasse der Zuneigung geschafft hatten, war ich mehr als bereit, nach Hause zu gehen, mir etwas Bequemes anzuziehen und vor dem Fernseher zusammenzubrechen.
    Mein Dad holte uns im Carport ein. „Warte einen Moment, Grace.“
    Sam und ich blieben stehen, doch als mein Vater ihm einen bedeutsamen Blick zuwarf, entschuldigte Sam sich und ging zum Auto, um dort auf mich zu warten. Ich sah ihm nach, bis er um die Straßenecke verschwunden war, und wandte mich dann meinem Dad zu. Er zog einen Briefumschlag aus der Tasche, aber ich streckte nicht die Hand danach aus.
    „Was ist das?“
    „Nimm es“, erwiderte mein Dad.
    Als ich es tat, fand ich Geld darin. Viel Geld. Ich sah ihn an. „Warum gibst du mir das?“
    „Weil ich glaube, du brauchst es.“ Abwehrend hob mein Dad die Hände, als ich versuchte, ihm den Umschlag zurückzugeben.
    „Ich will dein Geld nicht, Dad. Ich brauche nichts. Wirklich.“
    „Nimm es, Grace.“ Die strenge Stimme meines Vaters versetzte mich in die Zeit zurück, als er mir das Ausgehen noch verbieten konnte. „Ich weiß, dass du … Ausgaben hast.“
    „Die Firma läuft gut“, beharrte ich stur.
    „Persönliche Ausgaben“, sagte mein Dad und sah ausnahmsweise unbehaglich drein. „Ausgaben, die pro Stunde abgerechnet werden.“
    Hätte ich bis zu diesem Moment noch nicht begriffen, wovon er sprach, hätte mich die Art, wie er mit dem Kinn in Richtung Straße deutete, darauf gebracht. Meine Finger krampften sich um den Umschlag und zerknüllten ihn. Ich versuchte zu lachen, aber das Geräusch, das aus meinem Mund kam, klang erstickt.
    „Sam ist mein …“
    Mein Dad hob die Hand und sah mich mit schmerzerfülltem Blick an. „Bitte, Grace. Ich möchte nicht noch mehr erfahren, als ich jetzt schon weiß.“
    „Du hast dir mein privates Konto angesehen, Dad. Warum tust du das? Das hat nichts mit dem Geschäft zu tun.“
    „Da waren Fehlbeträge“, erklärte mein Dad. „Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht in Schwierigkeiten bist, das ist alles. Und dann fand ich die E-Mails …“
    „Du hast meine E-Mails gelesen?“ Mein Lachen mochte erstickt geklungen haben, aber nun hatte ich keine derartigen Probleme mehr. Meine Stimme gellte so laut durch den Carport, dass es mir in den Ohren wehtat. Mein Dad zuckte zusammen.
    „Grace, ich bin dein Vater.“
    „Tatsächlich? Nun, ich bin kein Kind mehr, Dad! Okay? Du hattest kein Recht, meinen Computer mitzunehmen, ohne mich zu fragen, kein Recht, dir mein Privatkonto anzusehen, und absolut und ohne jede Frage kein Recht, meine E-Mails zu lesen!“
    „Ich wollte sichergehen, dass du nicht in Schwierigkeiten bist“, brüllte mein Dad, aber ich war längst über den Punkt hinaus, an dem er mich mit Geschrei hätte einschüchtern können.
    „Du willst mich kontrollieren“, schrie ich zurück und machte einen Schritt auf ihn zu, den zusammengeknüllten Umschlag immer noch in der Hand. „Du wolltest einfach nur deine Nase in meine privaten Angelegenheiten stecken.“
    „Ja, das habe ich getan“, rief er. „Na und? Ich bin dein Vater, Grace, es ist mein Recht, ein Auge auf dich zu haben! Ganz besonders, wenn du Fehler machst!“
    Ich sah rot. Im wahrsten Sinne des Wortes. Blutrote Streifen blitzten vor meinen Augen, und ich hatte das Gefühl, mir würde im nächsten Moment der Kopf platzen. Ich warf meinem Dad den Umschlag vor die Füße. Geldscheine verteilten sich auf dem Boden. Keiner von uns bückte sich danach.
    „Es

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