Callboys - Die Schönen der Nacht
die sich eng umschlungen zur Musik irgendwie aneinanderrieben. Jack sah mich an. Ich sah ihn an und wartete, dass er mich in die Arme nahm.
Als er es nicht tat, seufzte ich innerlich und krümmte meinen Zeigefinger. Das Lächeln, das meine Schenkel zum Zittern brachte, erhellte seine Züge. Ohne jedes Zögern schmiegte er seinen Körper an meinen. Vorher hatte ich gedacht, er sei ein ganz ordentlicher Tänzer, jetzt entdeckte ich, dass er verflucht gut war.
Er hatte auf meine Erlaubnis gewartet, und als er sie hatte, hörte er nicht mehr auf. Wir tanzten schnell, wir tanzten langsam. Dabei hatten wir die ganze Zeit engen Körperkontakt. Seine Hände lagen auf meinen Hüften und meinem Hintern und sorgten dafür, dass wir einander an allen wichtigen Stellen spürten. Und ab und zu lächelte er mich an. Er hatte Spaß. Und mir ging es ebenso.
Das Beste an der Sache war, genau zu wissen, dass, ganz egal, was auf der Tanzfläche geschah, nichts anderes zwischen uns passieren würde, wenn ich es nicht wollte. Natürlich würde auch nichts geschehen, wenn er es nicht wollte. Offiziell bezahlte ich Jack für seine Zeit und seine Gesellschaft, nicht für Sex. Sollten wir später noch Unfug miteinander treiben, so taten das zwei Erwachsene, die sich einig waren. Ich hatte allerdings noch nie ein Date gehabt, bei dem der Mann nicht einverstanden gewesen wäre, und ich ging davon aus, dass es auch bei Jack so sein würde.
Wenn ich ihn wollte, konnte ich ihn haben, doch obwohl er reizend und ein guter Tänzer war, war ich mir nicht vollkommen sicher, ob ich mit ihm ins Bett gehen wollte. In meinem Hinterkopf hatte ich immer noch Sams Bild, und obwohl ich davon ausging, dass es Jack schnurzpiepegal sein würde, wenn ich beim Sex mit ihm an einen anderen Mann dachte, war es mir nicht egal.
Für den Augenblick genügte es mir, viel zu tanzen und wenig zu trinken. Seine Hände auf meinem Körper zu spüren und dieses unglaubliche Lächeln zu sehen. Mittlerweile waren wir beide schweißgebadet, und sein feuchtes Haar fiel ihm nun nicht mehr zurück in die Stirn, als er es aus dem Gesicht strich. Als ich meine Wange an seine presste, widerstand ich der Versuchung, festzustellen, ob er salzig schmeckte.
Halb und halb hatte ich erwartet, dass ich in die Firma gerufen werden würde, doch die Stunden verstrichen, ohne dass mein Telefon auch nur einen Mucks machte. Ich hatte mir jedoch vorgenommen, nicht mehr als eine bestimmte Summe für diesen Abend auszugeben. Als ich in Richtung der Treppe zeigte, nickte Jack. Zu meiner Erheiterung wartete er dieses Mal nicht, dass ich voranging. Er nahm meine Hand und fädelte sich mit demselben Selbstbewusstsein mit mir durch die Menge, das er auf der Tanzfläche gezeigt hatte.
Als wir auf der Straße ankamen, gellte es von der lauten Musik immer noch in meinen Ohren. Jack hatte meine Hand nicht losgelassen. Es war nicht so, dass im nächsten Moment die Hölle losbrach, aber sie rüttelte verdammt heftig an den Stäben ihres Käfigs.
„Du Arschloch!“ Das hochgewachsene Mädchen, dem wir früher am Abend schon einmal begegnet waren, hatte inzwischen noch ein bisschen mehr Alkohol im Blut. Mit völlig verschmiertem Eyeliner und Lippenstift torkelte es aus der Tür.
Während er sich abwandte, zeigte Jacks Gesicht wieder den verlegenen Ausdruck. Sein Griff wurde fester, doch ich schüttelte seine Hand ab. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, auf den ich mit einem Schulterzucken reagierte, während wir uns in Bewegung setzten.
„Hey, Jack. Jackass! Erlaub dir nicht, mich einfach stehen zu lassen!“
„Lass doch, Kira. Lass sein.“ Das kam von ihrer nur unwesentlich nüchterneren Freundin. „Er ist es nicht wert.“
Szenen wie diese waren wahrscheinlich um ein Uhr morgens gang und gäbe, doch normalerweise hatte ich nichts damit zu tun. Bei Licht betrachtet, zahlte ich teilweise auch für das Privileg, nicht in derartige Dramen, bei denen betrunkene Schlampen einem Typen mit dem nackten Hintern ins Gesicht sprangen, hineingezogen zu werden.
„Fick dich, Jack!“ Offensichtlich konnte Kira es nicht sein lassen.
Jack zog eine Grimasse und holte seine Mütze aus der Hosentasche. Er setzte sie auf, schaute Kira jedoch nicht an. Wir waren nicht mehr als einige wenige Schritte den Gehsteig entlanggegangen, als Kira sich mit einem lauten Schrei von hinten auf ihn stürzte.
Jack stolperte vorwärts, als sie mit wild herumwirbelnden Armen und Beinen auf ihn einprügelte. Es gelang ihr
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