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Callista 01 - Palpatines Auge

Callista 01 - Palpatines Auge

Titel: Callista 01 - Palpatines Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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Farben gerinnen.
    Hier haben die Kinder sich aufgehalten, dachte Leia.
    Es schien, als hätte der Stein der Wände ihr Vergnügen und ihre Begeisterung aufgesaugt.
    Ihre Namen wußte sie, sinnierte Leia, bis jetzt noch nicht, aber immerhin hatte sie schon ihr Spielzeug gefunden.
    Vorsichtig faßte sie nach der flüssigkeitsgefüllten Kugel, und wo ihre Finger das Glas berührten, trennten sich Zusammenflockungen roter Moleküle von der rosafarbenen Lösung, schwebten wie zerfließende Wölkchen in der liquiden Atmosphäre der Kugel. Unsicher, weil Luke sie in nichts derartigem unterwiesen hatte – doch als sie durchschaute, um was es ging, war es lachhaft leicht –, tastete sie mit den Machtsinnen in das Gefäß hinein, und die Flüssigkeit teilte sich in zwei Schichten, die obere golden, die untere karmesinrot.
    Irgend etwas an der Färbung der karmesinroten Bodenschicht bewog Leia, die Macht stärker zu ballen, tiefer Einblick zu nehmen… In den blutroten Molekülen war genug von einer dritten Farbe vorhanden, um zwischen den beiden Hauptschichten ein schmales Band in Kobaltbau zu bilden.
    Jacen und Jaina können diese Vorrichtung gut gebrauchen, dachte sich Leia. Und – wenn er älter geworden war - auch Anakin.
    Es gab noch weitere Geräte, deren scheinbare Einfachheit Leia schier verrückt machte, weil sie ihre Funktionsweise dennoch nicht verstand.
    Wozu konnte eine kreisförmige Anordnung leerer Behältnisse verschiedener Größe und mit senkrechten Seiten von Nutzen sein? Was sollte hinein? Auf der schwarzen Tischplatte sah Leia nichts als graue Verfärbungen, die alten, getrockneten Wasserflecken ähnelten. War die Beschaffenheit des Tischs ein Teil des Rätsels? Das feste Material glänzte, die Oberfläche sah nach Lack aus; doch als sie mit der Hand über die Platte strich, beharrten ihre Fingerspitzen unmißverständlich auf Holz.
    Welchen Zweck mochten alle diese enorm schweren Metallkugeln haben, die nach ihrer Größe in einem Regal aufgereiht ruhten?
    Der Sinn der Gestänge, Seile und Schaukeln unter der Decke erklärte sich von selbst… Oder eventuell doch nicht?
    Das Ganze hier muß Luke sich einmal ansehen.
    Nichts von alldem war im Holocron erwähnt worden oder stand in den Aufzeichnungen, die Luke aus dem Wrack des Jedi-Raumschiffs Ch u'unthor geborgen hatte. Vielleicht hielten sie es der Aufzeichnung nicht für wert, ähnlich wie wir nicht bei jeder Literaturkritik eigens etwas als so selbstverständlich vorausgesetztes wie das Alphabet würdigen. Und ebensowenig am Anfang einer Liebesgeschichte erst die menschlichen Enzyme erläutern. Oder etwa den menschlichen Bedarf an Sauerstoff.
    Vielleicht war es eine Ahnung, möglicherweise aber irgendeine dunkle Wahrnehmung im Düstern, die Leias Aufmerksamkeit weckte, anzog. Auf alle Fälle bemerkte sie in den Schatten der Stäbe und Rollen des großen Spielgeräts an der Rückwand etwas, das ihr halb bekannt vorkam; sie trat vor und entfernte es von der Stelle, an der es nahezu unsichtbar lag.
    Es handelte sich um ein kleines Päckchen aus schwarzem Plast, klebrig von pulverigen Schmutzresten, deren Geruch sie an etwas in der gedämpft blaugrauen Grotte der Heilerklinik in der Mutter aller Wolken erinnerte: an Tomla Els leise Stimme, wie sie Yarrock sagte.
    Es ist neuer Herkunft, schlußfolgerte sie. Das war nichts, was die Jedi hier zurückgelassen hatten. Von wem jedoch konnte es stammen?
    Am Eingang pfiff R2 einen Warnton.
    Leia verharrte, hielt den Atem an, erkundete mit den Machtsinnen die Dunkelheit.
    Das Brabbeln und Hecheln der geistlosen Tunnelwächter war verstummt.
    Doch die Luft selbst schien dichter zu werden, einzudicken, sich zusammenzuziehen.
    Die Macht. Eine ungeheure Finsternis, maskiert als die Stille eines Nichts.
    Dann hörte sie aus dem Dunkel ein ganz leises, chitinöses Gekratze.
    Eine Veränderung des Luftdrucks, eine Bewegung in der schwülen Stickigkeit der Höhlen trugen ihr einen Geruch zu. Er glich dem scheußlichen Odeur fauligen Zuckers oder dem Gestank vermodernden Obsts, wie er aus den Verpackungsbetrieben drang; eine biochemische Verschmutzung, bei der sich Leia unwillkürlich die Nackenhaare sträubten.
    »Komm, R2, wir gehen.«
     
    Leia legte das Päckchen an die Stelle zurück, wo sie es gefunden hatte und eilte zum Ausgang. R2 lenkte seinen Scheinwerferkegel an ihr vorüber; sein Licht erhellte das Wasser, das wie ebenholzschwarze Seide durch die Mitte der Höhle floß, und den Fußboden auf der anderen

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