Callista 01 - Palpatines Auge
Kraftquell. Das wird die Welt noch früh genug merken.«
Leia schaute ihm stumm nach, während er zur Tür umkehrte. Dort verharrte er mit plötzlich mißmutiger Miene.
»Warum ist Ihr Droide nicht zurückgekommen?« fragte er. »Wieso hat er mir nicht gehorcht?«
»Weshalb bilden Sie sich ein, er hätte Ihnen gehorchen müssen?« entgegnete Leia, indem sie die Arme verschränkte.
»Weil ich über die Macht gebiete. Weil ich die Allgewalt ausübe.«
Leia neigte den Kopf ein wenig zur Seite, betrachtete Irek wortlos. Es erübrigte sich zu sagen: Aber offenbar nicht ständig.
Und er konnte ihr das Gegenteil nicht beweisen, ohne erst zu erläutern, wie er sich eigentlich die Beherrschung der Macht angeeignet hatte.
»Blöde Kuh!« fauchte er einen Moment später, stürmte hinaus, knallte die Tür zu und sperrte ab.
Es kostete Leia fünfzehn schweißtreibende Minuten höchster Anstrengung, die Wandnische noch einmal zu öffnen. Sie hatte vollauf deutlich spüren können, wie Irek dabei vorgegangen war: das Wandfach wurde verschlossen mit einem Segment des Steins, das sich durch Einwirkung der Macht buchstäblich in eine andere Dimension versetzen ließ. Die Vorrichtung war alt, erkannte Leia, konzipiert und geschaffen worden von einem Jedi mit gewaltigen mentalen Kräften. Denn sogar eine so geringfügige interdimensionale Verschiebung erforderte eine Machtfülle und Machtbeherrschung, die Leias Fähigkeiten fast überstieg.
Als die Wand sich öffnete, fühlte sich Leia dermaßen ermattet, als hätte sie eine volle Stunde lang intensives Schwertkampftraining betrieben oder etliche Kilometer im Dauerlauf zurückgelegt. Ihre Hände zitterten, als sie in das Fach griff.
Auf dem Fachboden lag eine kleine Menge verschütteten, cremefarbenen Yarrockpulvers verstreut.
Natürlich war Yarrock auf jedem Raumhafen leicht erhältlich. Sollte Irek vom Schlage der eher selbstzerstörerischen Gemüter sein, die Leia an Alderaans Eliteakademie für Junge Damen gekannt hatte, verwahrte er bestimmt praktisch überall ein paar Päckchen dieses Zeugs. Dann wäre nachvollziehbar, woher Drub McKumb es erhalten, wie er sich die geistige Klarheit verschafft hatte, in der er sich zeitweilig befunden haben mußte.
Im Hintergrund des Fachs lagen weitere Gegenstände. Stapel beschriebener Plastfolien. Bündelweise dünner Draht. Eine Handvoll Xylenchips. Mehrere kleine Lötkolben.
Ein goldener Ring, den Leia sauberrieb und ins Licht hielt; wie sich daraufhin zeigte, ein Ring mit dem Siegel eines Ehrendoktors der Universität Coruscant.
Eine kleine Gedenkmünze, geprägt anläßlich der Gründung des Magrody-Instituts für programmierbare Intelligenz.
Einen aus Goldgeflecht gearbeiteten Damenhandschuh.
Leia nahm die Plastfolien zur Hand. Am Unterrand des letzten Blatts erregte eine Unterschrift ihre Aufmerksamkeit. Nasdra Magrody.
Ob Palpatine informiert war, weiß ich bis heute nicht.
Leia kauerte auf dem Fensterplatz und las den Text mit einem sonderbaren Gefühl, das beinahe auf Bedauern hinauslief, auf Mitleid für den Mann, der die Notizen vor nicht allzu vielen Jahren in diesem Zimmer niedergeschrieben hatte. Durch die blaßgrüne Plaste konnte man schwach die dicken Striche der auf die Rückseiten gedruckten Chipkonfigurationen sehen, so daß der Eindruck entstand, als hätte sie ein Palimpsest vor sich, ein Werk aus doppelt beschrifteten Blättern – die Allegorie eines Doppelspiel-Dramas: sachliche wissenschaftliche Fakten einer- und eine furchtbare Dokumentation persönlicher Tragödie andererseits.
Auf seine Weise war Magrody ebenso naiv gewesen wie Qwi Xux, die Todesstern-Konstrukteurin, die man von allem hermetisch abgeschirmt hatte.
Leia fragte sich, ob die Rückseiten dieser Blätter von ihm zum Schreiben verwendet worden waren, weil man ihm kein anderes Schreibmaterial zugestanden hatte.
Wahrscheinlich, dachte sie, während sie sich die von Seiten- zu Seitenrand, vom Ober- bis zum Unterrand eng vollgekritzelten Blätter anschaute. Wahrscheinlich.
Ich hätte einen Verdacht haben sollen, las sie. Ich hätte es wissen müssen oder mir wenigstens denken können. Weshalb sollte eine Konkubine des Imperators, eine Person, die sämtliche Vergünstigungen und Privilegien genießt, die Leuten zufallen, die sich um nichts als die eigene Schönheit zu scheren brauchen, die Frau eines Robotikprofessors kontaktieren, eine Frau in mittleren Jahren, deren Interesse hauptsächlich Büchern gilt, wenn nicht zum Zweck einer
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