Callista 01 - Palpatines Auge
verfügbar, der Hauptcomputerkern hat noch ausreichende Stromversorgung. Aber ein Metallgegenstand, ein programmiertes, digitalisiertes Objekt, ist kein Mensch, kann nie ein Mensch sein, Luke. Nicht einmal in dem Umfang, wie ich momentan Mensch bin.«
»Nicht so, wie du und ich Menschen sind, Luke.« Cray kam näher; im rauchigen Licht schimmerten Strähnen ihres Blondhaars feuerrot. »Nicht so, wie Nichos einmal Mensch war. Ich hätte nie so etwas mit ihm anstellen dürfen, Luke… Mich nicht aufbäumen sollen gegen das, was hätte sein müssen. Meine Devise war immer: ›Klappt was nicht, nimm einen dickeren Hammer.‹ Oder kleinere Chips. Nichos…«
Sie schüttelte den Kopf. »Er erinnert sich nicht, gestorben zu sein, Luke. Er weiß nichts von einem Übergang. Und wie sehr ich ihn auch liebe… und Nichos… mich liebt… Es läuft stets auf eines hinaus. Er ist nicht Nichos. Er ist kein Mensch. Zwar versucht er's, er möchte ein Mensch sein, aber Fleisch und Blut folgen ihrer eigenen Logik, und Maschinen denken ganz einfach anders.«
Ihr Mund zuckte, die dunklen Augen blickten bitterkalt wie das Vakuum des Weltalls. »Wenn es dein Wunsch ist, daß ich dir etwas fabriziere, das Callistas Gedächtnis, ihr Bewußtsein, in digitalisierter Version enthält… Es wird aber nicht dasselbe Bewußtsein wie an Bord dieses Raumschiffs sein. Und das wird dir jederzeit klar sein, so wie mir jetzt klar ist, daß der Droide Nichos etwas anderes als der Nichos ist, den ich gekannt habe… Und es ist die Frage, ob Callista selbst so etwas will.«
»Nein, ich will es nicht«, sagte Callista. Obwohl Schleier des Kummers ihn nahezu blind machten, bemerkte er, daß Cray und er in dieselbe Richtung blickten, als ob dort Callista wirklich stünde…
Und fast stand sie tatsächlich vor ihnen.
»Danke, Cray«, fügte sie hinzu. »Und glaubt nicht, euer Vorschlag sei für mich keine Versuchung. Ich liebe dich, Luke, ich möchte… ich möchte nicht von dir gehen, selbst wenn es hieße… für immer zu sein, was ich jetzt bin… Oder auf Dauer zu sein, was Nichos ist. Aber uns bleibt diese Wahl nicht. Wir haben keine Zeit mehr. Und alle Komponenten, alle Computerteile, die du dem Schiff für mich entnähmst, Cray, wären mit dem Willen infiziert. Wenn ihr nur die Waffensysteme von der Stromzufuhr abschneidet, die Motivatoren neutralisiert und den Hauptcomputerkern lahmlegt, Palpatines Auge durchs Dunkel des Alls treiben laßt, bis ihr euch etwas ausgedacht habt, wie ihr einen neuen Bordcomputer oder einen dafür geeigneten Droiden bauen könnt, um damit den Willen zu ersetzen… Ich glaube, der Wille würde euch täuschen, den Stillgelegten spielen. Meine Einschätzung lautet, er würde warten, bis ihr unachtsam seid und dann zu demjenigen fliegen, von dem er gerufen worden ist. Das Raumschiff muß vernichtet werden, Luke. Wir müssen es jetzt vernichten, solange wir noch die Chance haben.«
Nein, begehrte Lukes Gemüt auf. Nein…
Sie hatte gesagt, daß sie ihn liebte.
Aber er wußte, sie hatte recht.
»Ich steige in den Schacht, Luke«, kündete Cray mit matter Stimme an. »Deine Beherrschung der Macht ist um ein Vielfaches stärker als bei mir, aber für mich steht fest, daß du zu sehr geschwächt bist, um so hoch zu levitieren«, sagte sie sofort, als sie merkte, daß Luke sich dagegen auszusprechen beabsichtigte, »und ich kann die Lasersperre nicht so lange beeinträchtigen, wie du voraussichtlich brauchtest, um mit verletztem Bein oben einzutreffen. Wenn wir riskieren, alle drei das Leben zu verlieren, müssen wir von vornherein ausschließen, daß dir auf halber Strecke die Kräfte schwinden.«
Luke nickte. Nach der Verschnaufpause, die er sich inzwischen gegönnt hatte, fühlte er sich etwas wohler; trotzdem verlangte es ihm beträchtlichen Kraftaufwand ab, die Macht zur Betäubung der Schmerzen einzusetzen, damit sie ihm nicht den Verstand umnachteten. Fehlschüsse der Lasersperre zu verursachen, konnte er wahrscheinlich schaffen, vermutete er; das Levitieren dagegen kostete – trotz allem, was Yoda ihn gelehrt hatte – eine Menge Kraft.
»Wenn du darauf bestehst, können wir den Lander so reprogrammieren«, erklärte Cray, »daß er die Sandleute von Bord bringt.«
»Ja, wenn's irgendwie geht«, antwortete Luke. »Ich glaube, es wird gelingen, sobald 3PO und… und Nichos« – er stockte, ehe er den Namen ihres Verlobten nannte – »mit dem Sirup da sind. Ein Schiff kann den Lander bergen und nach Tatooine
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