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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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Augen, während Kyle mich einfach finster anstarrte. Als ich in ihre reizenden Gesichter blickte, sah ich ein bisschen von Dad hinter ihren Augen aufblitzen.
    Tief, ganz tief in meinem Herzen liebte ich meine Geschwister, aber sie wollten einfach zu viel spielen und verfügten über ein endloses Arsenal sinnloser Fragen wie »Warum sieht dein Haar so aus?«, »Warum redest du wie eine Weiße?«, »Wann bindest du uns endlich vom Stuhl los?« Und so weiter und so fort.
    Fazit: Ich sah nicht so aus wie sie, und sie betrachteten mich als Außenstehende – als Außenstehende, die keine Skrupel hatte, in der Öffentlichkeit den Gürtel zu schwingen. Mit etwas Glück würde sich diese Feindseligkeit irgendwann auswachsen. Aber nicht heute.
    Mit einem dünnen Lächeln, das sie wahrscheinlich den ganzen Tag geübt hatte, flötete Rhonda: »Hallo Samara. Schön, dass du kommst.«
    Ich erwiderte das Lächeln. »Tatsächlich?«
    »Aber natürlich. Du weißt doch, du bist hier jederzeit willkommen. Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du gern jeden Sonntag mit uns in die Kirche kommen kannst, aber du kommst ja nie.«
    Ich holte den Koffer aus dem Kofferraum. »Wir haben mehrere Kirchen in Williamsburg, Rhonda.«
    Das verstand sie wohl als Kampfansage. Mit hochgezogener Augenbraue und angehobenem Kinn fragte sie: »Ach ja? Und in welche Kirche gehen deine Mutter und du?«
    »In die im Fernsehen.«
    Sie hob die Augen gen Himmel und stieß einen lauten, entnervten Seufzer aus. »Das ist nicht dasselbe, Samara. Es gibt nichts Besseres als die persönliche Gemeinschaft. Das ist ein Netzwerk, das dich in diesen schwierigen Zeiten unterstützt.«
    »Du meinst Leute, die sich in meine Angelegenheiten einmischen und im Namen der guten Sache über mich tratschen? Nein danke. Mein spirituelles Leben behalte ich lieber für mich.« Übersetzung: Ich werde dir nicht so antworten, wie du es gerne hättest, also vergiss es.
    »Immer noch so ein kleiner Hitzkopf. Das hast du von deiner Mutter, weißt du. Wirklich schade, wie einige Angewohnheiten an die Kinder weitergegeben werden.« Sie blickte mich finster und zugleich mitleidig an. »Ich werde für dich beten. Du kannst es brauchen.«
    Und du kannst eine Ölkur für die Haare brauchen, umgehend , wollte ich antworten, aber Dad stellte sich neben mich und hielt den Atem an.
    Ich bin ja die Letzte, die sich über krause Haare lustig macht, aber Rhonda sah immer aus, als wäre sie gerade aufgestanden! Mein Dad war attraktiv, er hätte was Besseres kriegen können. Außerdem war sie fies! Aber Dad liebte diese Frau so sehr, dass er sie geheiratet hatte, also musste sie irgendetwas richtig machen. Ich sah die Liebe in seinen Augen. Mom könnte er nie so ansehen. Ich brachte es nicht übers Herz, Rhonda zu beschimpfen. Dad freute sich offenbar so sehr auf diese Reise, und ich musste meine Kräfte schonen, um das Wochenende zu überleben.
    Rhonda scheuchte die Kinder mit einer beiläufigen Ermahnung, brav zu sein, wieder ins Haus. Ihr unschuldiges Lächeln erlosch in dem Moment, in dem Rhonda ihnen den Rücken zukehrte. Kenya warf mir einen boshaften Blick zu, und Kyle zog vielsagend einen Finger quer über seinen Hals.
    Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, was schlimmer war – dass ein sechsjähriger Junge so routiniert derartige Drohungen hervorbringen konnte, oder dass er es ernst meinte.
    Als das Vorgeplänkel vorbei war, beteten Dad und Rhonda die Notfallnummern und Sicherheitsvorkehrungen herunter und machten sich dann auf den Weg. Ich winkte zum Abschied, straffte die Schultern und bereitete mich auf die Schlacht vor.
    Das Innere des Hauses war geräumig und klinisch sauber, so wie diese Wohnungsmodelle, die manchmal in Hausverwaltungen stehen. Alles war weiß und ohne eine Spur organischen Lebens, eher die Attrappe einer menschlichen Behausung. Wie sie es schafften, mit zwei nervigen Kindern im Haus die Möbel sauber zu halten, überschritt die Grenze meines Vorstellungsvermögens.
    Das Gepolter von Schritten im ersten Stock verkündete, dass die Schlacht von Armageddon für mich begonnen hatte. Die Zwillinge als lebhaft zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung epischen Ausmaßes gewesen. Die beiden waren nicht geeignet für Menschen mit schwachen Nerven oder Rückenproblemen. Erwartungsgemäß bestanden die nächsten vier Stunden aus einer Folge traumatischer Ereignisse, die mein Hirn anschließend am liebsten verdrängen wollte: sechsundzwanzigmal die Treppe rauf- und runterrennen

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