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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Reed
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bitte, mein Hübscher.« Mom schwebte herein, ganz heiter und häuslich. Fehlten nur noch der Staubsauger und die Perlenkette.
    Caleb stellte die Tasse auf den Couchtisch und lächelte. »Danke sehr. Könnten Sie den Zuckertopf hierlassen?«
    Mir blieb der Mund offen stehen, als ich diesem Austausch von Höflichkeiten lauschte. Als Mom wieder ging, fragte ich: »Was hast du mit meiner Mom gemacht?«
    »Dasselbe, was ich mit allen Frauen mache. Nichts.«
    »Oh, du hast sehr wohl was getan. Diese Frau ist die Königin der Feministinnen. Wie du es geschafft hast, ohne Röntgenuntersuchung durch die Tür zu kommen, ist mir ein Rätsel.«
    »Du hast doch gesehen, wie sich Frauen in meiner Nähe benehmen. Bist du wirklich überrascht, dass deine Mutter genauso reagiert?«
    »Warum? Was bringt die Frauen dazu?«
    »Was ich bin. Was in mir steckt.«
    »Was steckt denn in dir?«
    Er antwortete nicht sofort. Stattdessen kippte er fünf Löffel Zucker in seinen Tee. Nachdem er den Dampf von der Tasse geblasen hatte, warf er einen Blick in Richtung Tür. Als er sich vergewissert hatte, dass wir allein waren, fragte er: »Was weißt du über das Geisterreich?«
    »Unsere Unterhaltung finde ich jedenfalls nicht besonders geistreich«, schoss ich zurück.
    »Nicht geistreich, das Geisterreich. Das Reich der fühlenden Wesen oder auch Seelen.«
    »Tut mir leid, meine Ration Kirche hatte ich heute schon.«
    »Ich bezweifle, dass man dir in der Kirche das erzählt, was ich dir zu sagen habe. Aber Geister sind überall unter uns, und ich rede nicht von Gespenstern.« Er setzte die Tasse ab und straffte die Schultern. »Ich will es dir erklären.«
    »Ich bitte darum.«
    Er stützte die Ellbogen auf die Knie und verschränkte die Hände. »Ich leide unter einer Art Besessenheit.«
    »Wie in Der Exorzist ?«
    »So schlimm nicht. Sagen wir einfach, in meinem Körper gibt es mehr als ein Wesen mit einem Bewusstsein.«
    »Aha, du hast einen Mitbewohner«, pfiff ich ihn an. »Wie heißt er denn?«
    »Er hat keinen Namen.« Caleb starrte mich mit einem Blick nieder, der jeden Anflug von Humor vertrieb. »Sam, du musst mir zuhören. Das ist kein Witz. Es gibt verschiedene Arten von Geistern um uns. Manche sind gut, manche sind böse und manche sind durch und durch verdorben.«
    Ich verschränkte die Arme, den Schürhaken noch immer fest in der Hand. »Und in welche Kategorie fällt deiner?«
    »In die böse«, erwiderte er zurückhaltend. »Der Geist in meinem Körper ist nur ein Teil einer viel größeren Einheit, einer Kreatur, die älter ist als die Zeit. Auch nach Jahrhunderten im Körper von Menschen trägt das Wesen in mir noch einige Züge seines Ursprungsgeistes. Eines Geschöpfs, das heute noch unter uns ist und das im Volksglauben Inkubus genannt wird.«
    »Was für ein Bus?«
    »In-ku-bus«, buchstabierte er langsam.
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Wie diese Band?«
    »Wie der Dämon, der Frauen verführt und ihnen die Lebenskraft aussaugt.«
    Ich war sprachlos, wie vom Donner gerührt und völlig vor den Kopf geschlagen. Währenddessen saß Caleb einfach da, als würden wir Mitschriften aus der Chemiestunde vergleichen und uns nicht Geschichten aus der Unterwelt erzählen.
    Er streckte flehentlich die Hand aus. »Ich weiß, das klingt weit hergeholt, aber … «
    »Findest du?«, blaffte ich. Ihm war es ja vielleicht gleichgültig, ob Dämonen seinen Körper kaperten, aber ich würde schon noch die eine oder andere Minute brauchen, bis das richtig bei mir angekommen war.
    »Wenn du eine bessere Erklärung für gestern Nacht hast, würde ich sie gern hören.« Er blickte mich unverwandt an, lehnte sich auf dem Sofa zurück und wartete.
    Wie um die unheimliche Atmosphäre noch zu verstärken, leuchteten seine Augen violett auf. Sie besaßen eine eigene Kraftquelle, die mit jedem Zwinkern schwächer und wieder stärker wurde. Kein Optiker und keine Kontaktlinse hätten das zustande gebracht. Man hätte stundenlang zusehen können, wie das Licht verblasste und wieder in seinen violetten Ausgangszustand zurückkehrte. Es gab keine optische Täuschung, keinen Irrtum, kein Zweifeln und kein Verleugnen – das war die Begegnung mit einem unbekannten Wesen. Dann verschwand es einfach so, und Caleb griff nach seinem Tee.
    Ich wusste, dass es auf Erden Kräfte gab, die ich nicht verstand. Ich hatte jedoch nie Angst vor dem Übernatürlichen gehabt. Mom hielt mich mit ihrer gesunden Furcht vor ganz konkreten Kreaturen genug auf Trab. Der

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