Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
wollen, was passiert ist.«
»Bestimmt hat Ruiz es ihr inzwischen berichtet.« Ich sah zum Wohnzimmer hinüber, wo der Detektiv auf und ab lief und in sein Handy sprach.
»Sie müssen nicht mehr raus, Mrs Marshall. Ich habe Olivenöl im Auto. Ich habe in letzter Zeit immer welches dabei«, bot Caleb an.
»Das ist es ja. Ich glaube, Olivenöl wirkt nicht mehr«, sagte ich. »Das Haus war bisher sicher, aber das hat ihn nicht aufgehalten. Der Eindringling war ein Mensch, er konnte die Barriere überschreiten, genau wie wir. Aber Tobias kann das nicht, jedenfalls nicht in seinem eigenen Körper.«
»Aber du hast doch gesagt, Salböl hält deinesgleichen fern«, warf Mom ein.
»Tut es auch, aber nur, wenn ein Cambion es trinkt. Es schadet dem Geist in ihm. Ein Dämon in seinem Körper kann es nicht mal berühren oder ein Haus betreten, das damit geschützt ist. Aber Tobias war nicht in seinem eigenen Körper.«
»Ich glaube nicht, dass er es war.« Caleb presste die Finger an die Schläfen und starrte hochkonzentriert ins Leere.
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Ich weiß es einfach«, erwiderte er rasch. »Vielleicht ist ein anderer Cambion in der Stadt. Ich setze mal meine Brüder darauf an.«
»Wie kannst du so sicher sein, dass es nicht Tobias ist? Er hat Dinge zu mir gesagt, von denen sonst niemand weiß. Er nannte mich Blümchen. Niemand sonst nennt mich so, und Lilith hat ihn auch erkannt – irgendwie jedenfalls. Sie schien nicht glücklich zu sein, ihn zu sehen.«
»Blümchen? Ist das eine Art Codewort?«, fragte Caleb.
Da ich nicht wollte, dass Mom es hörte, flüsterte ich ihm die Bedeutung ins Ohr. Das besserte seine Laune nicht gerade, wie ich an seiner steifen Körperhaltung und dem distanzierten Blick deutlich sehen konnte.
»Warum hat Lilith ihn nicht vorher gespürt? Du bist auch mit ihm verbunden, er hätte sich dir nicht auf einen Häuserblock Entfernung nähern können, ohne dass Lilith es merkt«, fragte er mit seltsam ruhiger Stimme, was nicht nur irreführend, sondern auch beunruhigend war.
Auch wenn er sauer war, mit diesem Einwand hatte er durchaus recht. Meine Verbindung zu Tobias verriet mir immer seine Gegenwart, wenn er inkognito unterwegs war. Heute Nacht hatte das nicht so richtig funktioniert. Aber ich wusste, was ich gesehen hatte. Ich war nicht verrückt. Nicht vollkommen jedenfalls.
»Woher soll ich das wissen? Vielleicht blockt Lilith ihn ab«, antwortete ich. »Nadine hat sie schon mal dazu gezwungen, so konnte sie sich all die Jahre vor Tobias verstecken. Aber als ich in der Schule von ihm trank, erkannte Lilith seine Energie, und das muss die Barriere durchbrochen haben. Als würde die Verbindung verstärkt durch ihre gemeinsame Energie.« Es gefiel mir nicht, wie Caleb mich ansah, also lenkte ich ein. »Ich meine bloß, ich bin genauso verwirrt wie du. Irgendwas Schlimmes ist Tobias zugestoßen, und ich muss ihn finden, bevor er noch mehr Menschen etwas antut. Wenn sein Körper wirklich weg oder eingesperrt ist, dann ergreift er Besitz von Menschen, um zu überleben. Doch, das kann er – er ist ein Dämon«, sagte ich, bevor Caleb mich unterbrechen konnte. »Er hat gesagt, er kann seinen Körper wie einen Mantel ablegen und nach Belieben von Männern Besitz ergreifen. So pflanzen Inkuben sich fort. Sie sind unfruchtbar oder biologisch inkompatibel oder so was, also müssen sie einen Menschen benutzen, wenn sie Nachkommen zeugen wollen. Jedenfalls glaube ich, im Moment tut er das mit dem Besitzergreifen eher, um mich zu warnen. Er hat gesagt, ich muss ihn finden.«
Mom stand auf und ging in die Küche, um sich noch einen Tee zu holen. Sie konnte heute Nacht gar nicht genug davon bekommen, und ich fragte mich, ob sie wohl Rum in den Tee getan hatte. Ich hätte es ihr nicht verübelt – so viel über die Unterwelt zu erfahren, konnte aus jedem einen Trinker machen.
Als wir allein waren, drückte Caleb mich wieder an sich und streichelte meinen Rücken. »Hör mal, mach dir mal keine Sorgen wegen – «
»Ist das dein Ernst? Ich habe einen Mann in meinem Zimmer sterben sehen, und du meinst, ich sollte das einfach abschütteln?«, blaffte ich. »Bist du denn gar nicht neugierig, was mit Tobias passiert ist? Warum ich ihn nicht spüren kann, oder noch besser, warum du das nicht kannst? Warum mein ganzes Leben in wenigen Stunden auf den Kopf gestellt wurde, über die Lilith mir im Übrigen nichts erzählen will?« Ich massierte mir die pochenden Schläfen. »Ich
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