Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
gesehen, wie du in der Thanksgiving-Nacht gegen Tobias gekämpft hast, und das war ganz einfach unglaublich. Ich könnte das niemals. Ich bin zu klein.«
»Das war Capone. Er hat gegen Tobias gekämpft, nicht ich.« Er holte tief Luft und drehte sich plötzlich zu mir herum. »Und du bist gar nicht so klein, Sam, außerdem soll es ja auf die Größe gar nicht ankommen. Obwohl mich das natürlich sowieso nicht betrifft.«
Ich prustete los, und wir brachen in ein herzhaftes Gelächter aus, das wir beide dringend nötig hatten. Das war gut. Calebs Ego brauchte dringend ein paar Streicheleinheiten, und ich musste mich an das Gefühl erinnern, zu lachen, bis mir die Tränen kamen.
Als sich unsere Blicke trafen, ebbte das Gelächter ab, und plötzlich lag ein Knistern in der Luft. Da war sie wieder, die Schwerkraft, die uns zueinander hinzog und die für uns schon ganz selbstverständlich geworden war. Er beugte sich zu mir herunter und wischte mit dem Daumen eine Lachträne von meiner Wange. Sein Finger wanderte tiefer und zog die Konturen meiner Unterlippe nach.
»Jedenfalls finde ich, es ist kein Verbrechen, Angst zu haben.«
»Ich habe keine Angst vor Tobias oder sonst jemandem. Ich habe Angst davor, was ich täte, wenn jemand versuchen würde, dich mir wegzunehmen. Ich wäre nicht mehr zu bremsen.« Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, und er betrachtete mich mit einem hitzigen Blick, der sich nahezu in meine Haut brannte. »Ich werde dich vor Schlimmem bewahren.«
Unter anderen Umständen hätte ich ohne Probleme das Zimmer verlassen und mich schlafen legen können. Aber die Aufregungen der Nacht hatten meine Abwehr geschwächt und meine Sinne geschärft, und ich war mir schmerzlich seines Dufts, seiner Wärme, seiner Gegenwart bewusst.
Unsere Nähe konnte nicht von Dauer sein. Meine Mom war unten und konnte jeden Augenblick reinkommen. Der Umstand, dass ein Mann gerade genau da gestorben war, wo wir jetzt standen, machte das Ganze auch nicht gerade romantischer. Doch als ich das violette Leuchten sah, den hypnotischen Lichtwirbel in seinen Augen, war es um mich geschehen.
Caleb packte mich an der Taille und zog mich heftig an sich. Unsere Münder prallten verzweifelt und voller zurückgehaltener Energie aufeinander. Ich schlang die Arme um seinen Nacken und versuchte, an ihm hochzuklettern. Seine Hände glitten an mir herunter und hoben meine Beine an, damit ich sie um seine Hüften wickeln konnte. Wir taumelten, bis er mich mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Seine Lippen verschmolzen mit meinen, und er raubte mir den Atem, den Verstand und jeden Impuls aufzuhören. Doch Calebs Wille war stärker als meiner.
Er ließ von meinem Mund ab und lehnte seine Stirn an meine. Sein Atem strich über mein Gesicht, heiß, zitternd und unregelmäßig. Wir blieben gegen die Wand gelehnt stehen, mit verknäuelten Gliedmaßen, bis wir wieder ruhig atmeten. Langsam und vorsichtig lockerte er seinen Griff um meine Beine und ließ meinen Körper an seinem hinunterrutschen. Sogar mich abzusetzen, war eine körperliche Herausforderung, die seine gesamte Konzentration erforderte.
Er wich mit gesenktem Kopf zurück, den Blick auf den Boden geheftet. »Wir können nicht so weitermachen.«
»Ich weiß«, stimmte ich zu, ohne mich zu rühren. Es war keine gute Idee, eine plötzliche Bewegung zu machen, solange seine Augen noch so glühten. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich war sogar ziemlich sicher, dass ich ihn in einem ehrlichen Faustkampf besiegen würde – Judokurs hin oder her. Ich hatte Angst um ihn. Ich kannte seine Grenzen, und er ging gerade am Rande der Vernunft spazieren. Das wusste ich, weil ich direkt hinter ihm lief.
Er ging vor mir auf und ab und raufte sich die Haare. »Es wird nur immer schlimmer werden. Unsere Geister werden mehr verlangen, als wir ihnen geben können. Es wird immer schwerer, Capone zurückzuhalten.« Er sah mich an, einen harten, nüchternen Ausdruck im Gesicht. »Und ich will ihn nicht zurückhalten. Ich habe dir ja gesagt, ich beschütze dich auf jeden Fall, sogar vor mir selbst. Und das meine ich auch so.«
Bei ihm klang es so, als würde Feuer vom Himmel fallen, wenn wir jemals zur Sache kämen. »Sollte diese Morgen-danach-Reue nicht erst viel später kommen?«
»Ich bereue es lieber jetzt als in ein paar Monaten oder Jahren. Ich will nicht, dass du mir etwas übel nimmst, bei dem du keine Wahl hattest, und ganz sicher will ich deinen Groll nicht für den Rest meines Lebens
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