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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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konnte.
    »Wir müssen ihm die Schuhe ausziehen«, sagte Michael und machte sich an den Schnürsenkeln zu schaffen. Schon bei dieser leichten Berührung zuckte und wand sich Caleb. Langsam schälten sie ihm die Stiefel von den Füßen und legten geschwollenes, wundes, schlammverkrustetes Fleisch frei, das mit schorfigen Blasen übersät war.
    »Ach du Scheiße!« Michael hielt sich die Hand vor den Mund und wurde vor Ekel ganz grün im Gesicht.
    »Er ist den ganzen Weg aus dem Krankenhaus barfuß gelaufen«, kommentierte Haden. »Wir müssen das sauber machen, bevor es sich infiziert.«
    Das war Moms Stichwort. Sie verschwand so schnell, als wäre sie froh über eine Beschäftigung. Sie behielt immer einen kühlen Kopf, auch in der größten Not, aber heute hatte sie sich fehl am Platz gefühlt. Ihr Haus war zur Zentrale des Übernatürlichen geworden, da hätten wohl bei jedem die Nerven blank gelegen. Bald darauf kehrte sie mit Bandagen und einer Schüssel Seifenwasser zurück. Die Brüder zogen Caleb hoch, bis er saß.
    Sobald seine Füße das Wasser berührten, schrien Caleb und ich um die Wette. Der Schmerz schoss wie ein Blitzschlag an meiner Wirbelsäule hinauf, blockierte die Gelenke und setzte die Muskeln unter Strom.
    Ich konzentrierte mich auf meine eigenen Füße und bewegte die Zehen. Wenn ich Calebs Qualen fühlen konnte, dann konnte er auch meine Gesundheit spüren. Im Prinzip eine gute Theorie. Zu dumm nur, dass seine Schmerzen sie komplett über den Haufen warfen. Köpfe drehten sich von ihm zu mir, und einen Augenblick lang herrschte Verwirrung darüber, wer von uns zuerst behandelt werden sollte.
    »Sam, alles in Ordnung?« Haden zog mich auf die Füße.
    »Nein.« Ich stieß ihn weg. »Mach dir keine Sorgen um mich. Helft Caleb!«
    »Das brennt!« Caleb warf sich wieder und wieder gegen seine Brüder. »Ich schwöre, ich bring ihn um, wenn ich ihn sehe!«
    »Beruhige dich. Lass dich erst mal verarzten, übers Umbringen kannst du später nachdenken«, sagte Michael, während sich die anderen um Calebs Füße kümmerten.
    Calebs Körper bebte im Schraubstock ihrer Umklammerung. Er sah wahrhaft besessen aus, doch diesmal hatte Capone nichts damit zu tun. Der körperliche Schmerz war nicht der Grund dafür, sondern ungehemmte Wut. Erst jetzt begriff ich, wie intensiv ein Cambion fühlte.
    Was in uns lebte, ernährte sich von Lebensenergie und Gefühlen und erlebte deswegen alles in Extremen. Seine Qual war so greifbar, dass sie fast körperlich anwesend zu sein schien. Fast erwartete ich, dass sie sich einen Stuhl heranzog und mit mir redete.
    »Wir müssen ihn ruhigbekommen.« Den unkontrollierten Schlägen ausweichend, legte Mom ein kühles Handtuch über Calebs geschwollene Augen und drückte es sanft auf sein Gesicht. »Das müsste das Brennen lindern. Cambion-Licht kann nach einer Weile ziemlich heiß werden«, murmelte sie vor sich hin, aber wir alle hörten es und erstarrten.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Haden.
    »Hab ich irgendwo gelesen.« Mom wendete das Handtuch.
    Die Sekunden krochen dahin, und die Ross-Jungs hielten ihren Bruder weiterhin fest. Langsam ebbte der Schmerz in meinem Körper ab, bis nur noch ein dumpfes Pochen übrig blieb, das mich ganz steif machte. Ich stakste zum Sofa und streckte die Hand nach Caleb aus, aber er wich vor mir zurück. Das Leid in seinen Augen tat mir mehr weh als jede äußere Verletzung.
    Mom beugte sich über ihn und hielt sein Gesicht in ihren Händen. Sobald sie ihn berührte, hörte er auf, sich zu wehren, und starrte sie an, die Augen weit aufgerissen in stillem Schrecken.
    »Gehen Sie nicht zu nah ran«, warnte Haden, aber Mom tat seinen Einwand mit einem Schulterzucken ab.
    »Alles in Ordnung, Caleb. Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit«, flüsterte sie. »Ich habe keine Angst vor deiner Macht. Ich spüre, wie sie mich anzieht, aber du wirst mir nicht wehtun, oder?« Es war keine Frage, sondern eine Bekräftigung dessen, was sie bereits wusste.
    Wir anderen waren uns da nicht so sicher und warteten gespannt auf Calebs Reaktion. Er war hungrig, verängstigt und labil. Niemand konnte sagen, was ihn möglicherweise zum Explodieren bringen würde.
    Zu unserer Überraschung sah Caleb sie nur an. Seine Brust hob und senkte sich schwer, und er versuchte zu verstehen. Die beiden versenkten die Blicke ineinander, während Michael Calebs Füße abtrocknete und bandagierte.
    Mom streichelte Calebs tränenüberströmte Wangen. »Wo tut es

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