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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Geduld wurde belohnt.
    Er sah anbetungswürdig friedlich aus, selbst mit all den Schläuchen und Drähten um ihn herum. Doch seine Haltung war zu unbeweglich für einen Schlafenden, er sah eher aus wie aufgebahrt. Bei diesem Gedanken wich jede Kraft aus mir, und der stetige Zug schien das Leben aus meinem Körper zu saugen. Wenigstens kannte ich jetzt den Grund für mein zwanghaftes Verhalten.
    »Du solltest nicht hier sein, Sam.« Die Stimme hatte einen leicht irischen Akzent.
    Ich wirbelte herum und sah zwei violette Lichter im Dunkeln leuchten. Sie verfolgten jede meiner Bewegungen, als ich mich von der Tür abstieß, aber ich hatte keine Angst. Wenn überhaupt, empfand ich seine Anwesenheit als tröstlich. Das letzte Mal, als ich von ihm gehört hatte, war er auf einem Freiwilligeneinsatz im Ausland gewesen. Er war einfach ein unverbesserlicher Menschenfreund und packte lieber selbst mit an, als nur seine Kreditkarte zu zücken.
    Das intensive Leuchten seiner Augen verriet mir, dass mein Besuch unerwartet kam. Sein Geist war fuchsteufelswild, und es war ihm egal, wer ihn sah.
    »Du wirst nur noch kränker werden. Geh wieder ins Bett«, ermahnte mich Haden.
    »Mach ich gleich. Ich musste ihn einfach sehen.« Ich drehte mich wieder zu Caleb um. »Wie geht es ihm?«
    »Er reagiert auf nichts. Sie haben es geschafft, seine Herzfrequenz unter Kontrolle zu bekommen, und er atmet selbstständig.«
    Schritte näherten sich. Das lavendelfarbene Leuchten schwebte durch die Luft.
    »Wie konnte das passieren, Haden?«, flüsterte ich.
    »Das Leben in uns ist nicht menschlich, wir aber schon. Unsere Körper sind genauso anfällig für die Elemente wie die aller anderen.« Raue, schwielige Hände legten sich auf meine Schultern und drückten sie sanft. »Aber die Verletzung liegt im Inneren. Sein Geist ist betroffen, nicht er.«
    »Wusstest du das mit dem Olivenöl?«, fragte ich. Tränen brannten in meinen Augen.
    Er stieß einen langen, schweren Seufzer aus. »Wir alle wissen das, seit wir klein sind. Normales Haushaltsöl wirkt nicht so schlimm, davon wird einem nur schlecht. Tödlich ist nur unbehandeltes geweihtes Öl. Michael hat mal welches abbekommen, als er sieben war, aber Brodie und ich konnten ihm genug Energie geben, um dagegen anzukämpfen.«
    Als er merkte, wie verwirrt ich war, fügte er hinzu: »Wenn man gleich danach Energie trinkt, wirkt das wie eine Extradosis Vitamin C. Es stärkt sozusagen das Immunsystem des Geistes. Es zählt jede Sekunde, wenn man verhindern will, dass es sich im Körper ausbreitet. Danach kann man nur noch auf sein Glück hoffen.«
    Das war doch nicht zu glauben! All dieses Chaos wegen einer Küchenzutat, wegen eines Giftes, das jeder in der Cambion-Welt kannte – außer mir. Verdammt noch mal, wenn Mom unsere Schwäche herausfinden konnte, dann konnte das doch jeder mit einer vernünftigen Suchmaschine! Wenn nur eine bestimmte Art von Öl uns etwas anhaben konnte, dann hieß das doch, dass jemand von uns wusste, und dieser Jemand hatte sich ganz schön Mühe gegeben, uns aufzuspüren. Aber wer war es?
    Ich lehnte mich an Hadens Brust. »Seit wann bist du hier?«
    »Seit heute Morgen. Brodie ist auch in den Staaten, aber er steckt geschäftlich in New York fest. Und Michael … na ja, er ist ein wenig aufgebracht.«
    Ich starrte zu ihm hoch. »Er gibt mir die Schuld, stimmt’s?«
    »Er ist ganz schön durchgeknallt, aber nein, er ist nicht sauer auf dich. Er hat sich sogar mehr Sorgen um dich gemacht als um Caleb.«
    »Warum?«
    »Wie ich schon sagte, das Öl war schon sehr lange in Caleb, und er hat nicht getrunken, um sich dagegen zu wappnen, und falls doch, war es nicht genug. Es gibt keinen logischen Grund dafür, dass er noch am Leben ist. Sein Geist hat seinen Körper nicht verlassen, und das bedeutet, da ist noch Lebenskraft, die ihn erhält. Deine.«
    »Verstehe ich nicht. Wir sind noch keinen Bund eingegangen.«
    »Aber zwischen euch besteht eine Verbindung. Ihr trinkt ständig voneinander, und das stärkt eure Beziehung«, erklärte Haden. »Capone borgt sich Energie von Lilith, er benutzt sie als eine Art Notversorgung, bis Caleb sich erholt hat. Deshalb hattest du auch einen Anfall. Du nimmst Calebs Krankheit auf dich, du hältst ihn am Leben, und dass du schon wieder rumläufst, ist ein gutes Zeichen.«
    Die nächste Frage fiel mir nicht leicht: »Da wir ja noch keinen Bund eingegangen sind, was passiert mit mir, falls er stirbt?«
    Haden beugte sich näher an mein Ohr.

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