Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Gefährten tut. Das ist ein gefährlicher Drahtseilakt, Samara. Ein ganzes Leben zu nehmen ist berauschend und gefährlich. Die Macht bringt dich dazu, dass du mehr willst. Mit jedem Leben, das du nimmst, wirst du mehr Dämon als Mensch.«
»Ich weiß.«
»Dann vergiss es nicht. Diese Dämonen sind nicht süß, sie sind nicht freundlich, es sind keine Haustiere. Sie töten ohne zu unterscheiden und stürzen sich auf dich, sobald du Schwäche zeigst. Unsere Menschlichkeit, unsere Stärke hält sie in Schach, aber sie haben Zeit. Deine Beweggründe mögen edel sein, aber letzten Endes wird es dich und Caleb vernichten. Du bist neu in dieser Welt, und du musst diese Hierarchie erst noch begreifen. Es gibt Gesetze, die wir befolgen müssen, Regeln, die seit Jahrhunderten dafür sorgen, dass unseresgleichen nicht aus der Reihe tanzt. Die Regeln zu brechen, ist am Ende tödlich, und ich will kein weiteres Familienmitglied mehr verlieren. Hast du verstanden?«
Ich schluckte schwer und nickte. »Ja. Ich versuche nur, ihm zu helfen.«
»Ich rede nicht nur von Caleb.« Haden machte mir Platz.
Wir wachten in Schichten über Caleb. Haden brütete in der Ecke vor sich hin, während Michael ständig mit seinem Handy neue Fotos von Caleb machte und Brodie per SMS auf dem Laufenden hielt. Da ich es nicht über mich brachte, ihn schon zu verlassen, blieb ich neben Calebs Bett sitzen und machte Hausaufgaben.
Nachdem ich mein Gedicht für den Englischkurs laut vorgelesen hatte, lehnte Haden sich zurück und tat so, als spielte er Geige. »Du hast echt Nadines Geist in dir. Sieh bloß zu, dass du dir nicht die Pulsadern aufschneidest oder so.«
»Halt die Klappe, Haden. Ich finde es sehr tiefsinnig.« Ich streckte ihm die Zunge heraus.
»Sie kommt in vielerlei Hinsicht nach ihr. Ihre Anziehungskraft ist sehr stark«, kommentierte Michael und nahm einen Schluck aus dem Flachmann.
Hitze stieg mir in die Wangen. »Kann ich euch mal was fragen? Ihr kanntet Nadine doch länger als ich. Hat sie mal was von einem Freund erzählt?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Michael sah nachdenklich aus. »Vor ein paar Jahren ist sie mal mit so einem Kerl ausgegangen, aber er war verheiratet und …«
»Was ist mit ihm passiert?«, fragte ich wissbegierig. Ich erinnerte mich daran, wie Nadine mir von ihrer schockierenden Affäre erzählt hatte, aber in ihren Erinnerungen tauchte kein einziges Schäferstündchen aus dieser Zeit auf.
Haden sah sich um und antwortete gedämpft: »Na ja, ich habe gehört, sie hat versucht, ihn umzubringen, als er seine Frau nicht verlassen wollte.«
»Nein!« Michael schnappte nach Luft.
Haden nickte. »Doch. Wie heißt es so schön: ›Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau.‹ Ich sage euch, Cambion-Frauen sind Giftschlangen. Nicht persönlich gemeint, Sam. Sie hat ihn natürlich nicht getötet, aber nach der Trennung verfiel sie in Depressionen und wurde sie nie wieder los.«
Die Brüder drängten sich zusammen wie zwei Glucken und sahen wie zur Bestätigung zu mir herüber. Als ich erklärte, dass dieser Teil von Nadines Leben ein weißer Fleck sei, tratschten sie einfach munter weiter.
Warum erinnerte ich mich an nichts davon? Hatte Tobias etwas damit zu tun? Und wenn er seine Finger im Spiel hatte, war ihr Ex-Freund überhaupt noch am Leben? Vielleicht hatte Tobias alle seine Opfer mit seiner Maskerade getäuscht und Nadine verführt. Heiß oder nicht, sie musste entweder sehr verrückt oder sehr verzweifelt gewesen sein, um sich wissentlich mit einem Inkubus einzulassen.
»Denkt ihr manchmal an Nadine?«, fragte ich gedankenverloren.
Die Brüder sahen sich an und debattierten stumm, wer zuerst sprechen sollte.
»Sie ist eins von vielen Leben, die auf unser Konto gehen, Sam. Es ist schwerer bei jemandem, den wir kannten«, sagte Michael. »Aber Evangeline hat Gnade walten lassen und wird sich bei der Obrigkeit für uns einsetzen. Sie ist eine mächtige Verbündete, und sie nimmt uns in diesem Fall unter ihre Fittiche.«
»Welche Obrigkeit? Die Polizei? Das FBI ?«, fragte ich.
»Das ist so eine Art Behörde«, erklärte Haden. »Es gibt auf der ganzen Welt mächtige Cambion-Familien, und einige davon sitzen in den USA . Damit sie wissen, welche Cambions sich gerade in ihrem Gebiet aufhalten, wird jeder Neuankömmling registriert und muss sich ausweisen, wie bei einer Volkszählung. Fremde, die in ein neues Land kommen, müssen der zuständigen Familie in diesem Gebiet mitteilen,
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