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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Neapel von Hand gefertigt. Sie machen Parfüm, Designerstoffe und Hautcreme mit zermahlenen Perlen drin. Teuer! Alle Promis benutzen die!«
    »Außerdem machen sie den besten Wein – dreihundert Dollar pro Flasche«, ergänzte der Zopfmann.
    »Wow. Und das nur, weil ein paar Mönche die Trauben selbst zerstampft haben?«, fragte ich.
    »Das und wegen der Gegend und der besonderen Zusammensetzung des Bodens. Das hat was richtig Spirituelles, die Reichen stehen total drauf«, erklärte der Kleine.
    »Glauben Sie, es könnte vielleicht, ähm … so was wie geweiht sein?«
    Der Zopfmann verdrehte die Augen. »Schätzchen, das kommt aus einem Kloster voller katholischer Mönche. Wahrscheinlich ist da sogar das Klopapier geweiht.«
    Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Ich legte das Öl zusammen mit ein paar anderen aus unterschiedlichen Preisklassen und Regionen der Welt in meinen Wagen. Dann winkte ich dem Kolonialduo zum Dank, schnappte meinen Einkaufswagen und wimmerte den ganzen Weg zur Kasse leise vor mich hin. Mein Konto würde heftig bluten müssen, und das alles im Namen der Wissenschaft.
    Als ich gerade zu meinem Auto zurückging, hielt ein schwarzer Sedan neben mir. Das Fenster fuhr herunter, und ich stöhnte, als ich das Gesicht hinter der getönten Scheibe erkannte. Was für ein furchtbares Timing.
    Verdirb mir nicht die Laune. Komm nicht näher. Bitte , beschwor ich ihn innerlich. Aber es war zu spät.
    »N’Abend, Samara. Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen«, sagte Ruiz, als wäre es wirklich ein Zufall.
    »Ja, unglaublich, was?«, stimmte ich ausdruckslos zu. Hatte denn keiner in dieser Stadt ein eigenes Leben? Meins war doch gar nicht so interessant, dass jemand den Wunsch haben konnte, mir dauernd zu folgen. »Ich feiere Calebs Genesung. Er hat heute eine Hand bewegt.«
    Ruiz sah ehrlich überrascht aus. »Glückwunsch. Ich würde gern hören, was er zu sagen hat, wenn er aufwacht. Du solltest nicht ganz allein unterwegs sein.«
    »Da drüben steht mein Auto. Ich fahre von hier direkt nach Hause.« Ich ging zu meinem Wagen.
    Er nickte. »Pass gut auf dich auf. Jemand hat dich im Blick. Schönen Abend noch«, sagte er und fuhr davon.
    Als er weit genug entfernt war, schüttelte ich mich, um das unheimliche Gefühl wieder loszuwerden. Der Typ brauchte dringend eine Freundin, ein Hobby, einen echten Job – irgendwas. Ich kletterte in den Wagen und klingelte kurz bei Haden durch, um ihn vorzuwarnen, falls Ruiz einen Überraschungsbesuch plante. Der Kerl war eindeutig nicht ganz koscher, da durfte man nichts dem Zufall überlassen.
    Auf dem Heimweg wurde ich immer aufgeregter angesichts der Möglichkeiten, die mich erwarteten, aber dieses Gefühl konnte ich nicht teilen. Lilith zitterte und wand sich in mir, als fürchtete sie eine bevorstehende Bestrafung.
    »Was ist los, Lilith? Hast du Angst?«
    Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie absurd es war, mitfühlend mit einem Geist zu reden. Ihre Antwort war abgehackt und verschlüsselt, wie bei diesem gelben Auto aus Transformers . An einige Aspekte der Besessenheit würde ich mich wohl nie gewöhnen, zum Beispiel an die fehlende Privatsphäre, den leichten Druck im Rücken und die ständige Wahnvorstellung, dass jemand direkt hinter mir stand. Ich konnte mich im Kreis drehen, bis mir schwindelig wurde, sie würde dennoch immer da sein – Lilith war wie ein lebendiger zweiter Schatten.
    Aus ihren Botschaften hörte ich vor allem Folgendes heraus: Sie hatte Angst, weil ich mit gefährlichen Stoffen hantieren wollte, und ich konnte es ihr nicht verübeln. Tobias hatte mir erzählt, dass Lilith ihren Wirt beschützen wollte, aber ich wusste nicht, wie weit sie gehen würde, um sich selbst zu retten. Auf jeden Fall war es unfair, mein geplantes Experiment nicht erst mit ihr zu besprechen.
    »Ich weiß, dass du Angst hast, aber ich muss wissen, wie das funktioniert. Wenn du eine bessere Möglichkeit kennst, es rauszufinden, bin ich ganz Ohr. Ich werde weder dir noch mir wehtun. Vertrau …«
    Ich beendete meinen Satz nicht, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Von einem Moment auf den anderen spürte ich ein Unbehagen. Ich kannte das Gefühl, den eisigen Schauer der Furcht und die sengende Hitze eines auf mich gerichteten Blicks. Es kam näher, wie eine bedrohliche Nebelwand voll böser Absichten. Seine Energie war nicht menschlich, so viel wusste ich, und was immer es war, es schien wild entschlossen zu sein, mich zu Tode zu

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