Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
ob sie bleiben wollen. Damit geben sie ihre Macht an die ab, die über das Gebiet herrschen.«
»Dann sind diese Familien also so was wie Cambion-Botschaften?«
»Komischer Vergleich, aber ja, irgendwie schon«, sagte Michael. »Keine Sorge, Liebes. Du bist jetzt eine Petrovsky, die gehören zu den größten Fischen im Teich. Und wenn du den Bund mit Caleb eingehst, geht die Ehre mit Evangelines Segen auch auf ihn über.« Michael rieb sich die Hände und lachte – er plante offensichtlich schon die Hochzeit. »Evangeline ist eine gute Frau, und Nadine war eine gute Freundin, fast wie eine Schwester.«
»Besser als unsere eigenen.« Haden schnalzte angewidert mit der Zunge.
Ich wusste, dass Caleb und seine Schwestern sich nicht verstanden, aber ich wusste nicht, dass es so schlimm stand. »Was ist denn mit euren Schwestern?«
Michael wich meinem Blick aus, als er erwiderte: »Sie haben Angst. Unsere Schwestern haben den Kontakt zu uns abgebrochen, als Mom starb. Wir haben seit Jahren nichts von ihnen gehört. Sie konnten nie verstehen, was wir waren. Sie hatten Angst, dass wir uns eines Tages gegen sie wenden würden.«
»Ein verlogener Haufen, wenn du mich fragst«, grummelte Haden. »Nicht ein Anruf in all den Jahren, um mal zu hören, wie es uns geht. Sie waren nicht mal auf Dads Beerdigung.«
»Was hast du denn erwartet? Dad war doch der Grund dafür, dass sie abgehauen sind. Kann man ihnen nicht verübeln, sie sind eben nicht wie wir. Sie haben jedes Recht dazu, sich vor uns zu fürchten«, argumentierte Michael, während er wieder mal sein Handy auf neue SMS überprüfte.
Die Stimmung kippte, und ich versuchte, den roten Faden zu behalten. »Warum sollten sie denn Angst vor euch haben? Ihr seid doch verwandt. Der Geist greift nicht an, was er kennt. Habt ihr ihnen das mit der Wiedererkennung nicht erklärt?«
»Sie waren nicht davon überzeugt. Trotz all der Jahre, die wir zusammen unter einem Dach verbracht haben, waren sie immer noch misstrauisch. Sobald sie alt genug waren, sind sie abgehauen. Und als Mom starb, gaben Ava und Grace Dad die Schuld, und seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen. Immer, wenn wir versucht haben, sie zu finden, sind sie weggezogen. Nach einer Weile haben wir den Wink mit dem Zaunpfahl kapiert.« Michaels Blick klebte an seinem Handy, aber an seinen zusammengezogenen Augenbrauen sah ich deutlich, dass er verletzt war.
Haden starrte durch die geschlossene Tür auf etwas jenseits des Zimmers, jenseits des Krankenhauses, jenseits des Planeten. Seine Kiefermuskeln arbeiteten, und er presste die vollen Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
Ich wusste, wie es war, von der eigenen Familie ausgegrenzt zu werden, weil man anders war. Mein eigener Großvater hatte meine Mutter wegen so was Unwichtigem wie der Hautfarbe enterbt. Ich konnte genau nachfühlen, wie die Brüder gegen Vorurteile hatten ankämpfen müssen.
»Wenn ihr Geschwister seid, könnt ihr sie dann nicht über eure Verbindung aufspüren?« Auf meine Frage erntete ich nur Hohn und Würgegeräusche. »Was denn?«
»Um eine Verbindung einzugehen, muss man direkt von jemandem trinken, mehrmals. Und die Vorstellung, das bei unseren Schwestern … das ist einfach widerlich.« Michael nahm noch einen Schluck aus dem Flachmann und ging zu Calebs Bett hinüber.
Mir kam eine andere Frage in den Sinn, die ich schon eine Weile mit mir herumschleppte: »Wenn der Cambion-Fluch nur die Männer in der Familie trifft, wieso habt ihr dann überhaupt Schwestern? Hätte der Geist eures Dads nicht dafür sorgen müssen, dass alle Nachkommen männlich sind? Kann er das Geschlecht des Babys beeinflussen?«, fragte ich.
»Auf gewisse Weise schon. Unser Geist ist ein fühlendes Wesen und im Kern männlich. Er braucht Energie vom anderen Geschlecht und kann die Seinen bis auf das letzte Chromosom erkennen. Um sich fortzupflanzen, muss er während der Zeugung ein Stück von sich selbst aufgeben. Das bekommt er nie zurück, also muss jeder Versuch sitzen, und das Timing muss stimmen. Das ist das Spiel des Lebens. Manchmal gewinnst du, manchmal nicht. Unsere Familie ist einfach mit Taktikern gesegnet.« Haden zwinkerte.
»He Leute, seht mal!« Michael winkte uns heran. Angesichts der plötzlichen Erregung in seiner Stimme traten Haden und ich eilig an Calebs Bett.
Ich hüpfte auf und nieder und versuchte, über ihre breiten Schultern zu spähen. »Was ist los? Ich kann nichts sehen!«
»Na los, komm schon. Mach das noch mal!«,
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