Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
fahl aus.
»Du darfst nicht rein. Bitte geh einfach!«, schrie ich.
Er kicherte in sich hinein. »Wo zum Teufel hast du geweihtes Öl her?«
»So schwer ist das nicht zu bekommen.«
Er lächelte dünn. »Du hast deine Hausaufgaben gemacht. Ich bin beeindruckt. Muss ein mächtiger Kirchenmann gewesen sein, oder mehrere, wenn es so viel Schaden anrichtet. Gutes Zeug.« Er betrachtete seine verbrannte Hand, die inzwischen ganz rot war. An einigen Stellen löste sich die Haut ab, und dazwischen waren kleine weiße Bläschen zu sehen.
»Ich werde dir nicht wehtun, Blümchen. Das kann ich nicht.« Seine Augen warben um Mitleid und Verständnis. Schmerzerfüllt zog er die Augenbrauen zusammen, nicht wegen seiner Hand, sondern wegen meiner vehementen Zurückweisung. Ich spürte seinen Kummer wie ein Brennen in meiner Brust. Lilith winselte und bettelte für ihn, meine Arme pochten vor Verlangen, ihn an mich zu ziehen, bis alles wieder gut war, aber ich musste stark bleiben.
Gleißendes Scheinwerferlicht zog unser beider Aufmerksamkeit auf sich. Moms blauer Chrysler bog in die Einfahrt ein und blieb hinter meinem Wagen stehen.
Tobias’ düsterer Gesichtsausdruck verwandelte sich in einen bedrohlichen. Ich sah zu Mom, zu Tobias, dann wieder zu Mom. Die Scheinwerfer erloschen, und die Autotür öffnete sich. Schemenhaft wurde ihr Kopf sichtbar, dann beugte sie sich nach unten und angelte nach ihrer Aktentasche. Ich sah wieder zu Tobias und schrie auf.
Auf der anderen Seite der Scheibe stand mein Dad im grauen Anzug mit Krawatte und lächelte auf mich herab. Ich schüttelte den Kopf, wohl wissend, was er vorhatte. Tobias war lange genug in meinem Haus gewesen, um sich unsere Familienfotos anzusehen. Als der Meister der arglistigen Täuschung wusste er zweifellos um Moms unerwiderte Gefühle für Dad. Das war übel, richtig übel, und ich konnte nichts dagegen tun.
Moms Absätze klackerten auf dem Gehweg heran. Dem bösen Glühen in Tobias’ Augen nach zu urteilen, würde sie es nicht mal bis zur Haustür schaffen. Normalerweise war ich nicht der Typ, der anfing zu betteln, aber um meine Mutter zu retten, würde ich den Boden küssen, auf dem er ging. Doch die Worte kamen mir nicht über die Lippen, und er ließ mir auch keine Zeit zum Sprechen.
Tobias machte einen Schritt nach vorn und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Entsetzen verzerrte seine Gesichtszüge, und Dads dunkelbrauner Teint lief an seinem Gesicht herunter wie Tusche. Hinter der Maske erschien Tobias in seiner wahren Form und so voller Panik, dass er weder sprechen noch sich bewegen konnte. Er hielt den Atem an, und seine Augen quollen hervor, als er mich beobachtete oder vielmehr die Ölflasche, die gefährlich nah an meinen Lippen schwebte.
Ich sah ihm direkt in die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Ich war mir nicht sicher, was so eine Flasche Olivenöl auf ex mit mir anstellen würde oder auch mit Caleb. Aber die Möglichkeiten reichten, um Tobias festzunageln, und das war das Risiko wert.
Moms Schlüssel klimperten an der Tür – wenn er seinen Zug machen wollte, dann war jetzt der richtige Augenblick. Doch er rührte sich nicht. Wir starrten uns eine endlose, qualvolle Minute lang stumm an. Patt. Seine Aufmerksamkeit galt allein meinem Mund und den Lippen, die den Rand der Flasche berührten.
Dann holte er tief Luft, senkte den Kopf und nickte geschlagen. Er trat vom Fenster zurück und verschwand im Schatten, als die Haustür aufging.
»Wah!«, schrie Mom, gefolgt vom dumpfen Aufprall ihrer Aktentasche. Als ich angerannt kam, hing sie am Türknauf und versuchte verzweifelt, nicht unsanft auf dem Po zu landen. Ein Fuß rutschte nach vorn weg, und ihr linker Schuh flog davon und landete neben der Treppe.
Ich stürzte zu ihr und hielt sie am Arm fest. »Mom, alles in Ordnung?«
Sie stellte sich hin und strich ihren dunkelgrauen Hosenanzug wieder glatt. »Ja, ich bin wohl ausgerutscht. Hast du an der Tür was verschüttet?«
»Äh, ja. Ich hol gleich mal die Küchenrolle.« Ich ging zur Tür, um sie zu schließen.
Draußen stand Tobias auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wieder als dunkles Loch, wie aus der Landschaft ausgeschnitten. Diese Runde war zwar an mich gegangen, aber der Kampf war noch nicht vorbei. Seine Anwesenheit brannte in mir, und ich spürte, wie er schwor, den Krieg zu gewinnen.
15
D ie Stimmung meiner Mitbewohnerin ließ sich nicht herunterspielen oder verniedlichen.
Lilith war amtlich angepisst. Ich
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