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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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mit …« Meine Worte wurden von einem weiteren heftigen Aufprall abgewürgt, der mich ans Ende des Flurs taumeln ließ.
    Haden versuchte, mir zu folgen, indem er durch das Chaos aus Möbeln und herabgefallenen Leitungen watete.
    Etwas packte mich an den Füßen und zog mich von einer Wand zur anderen. Für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte ich einen Blick in Calebs Zimmer und sah, wie Capone auf ähnliche Weise von Wand zu Wand flog. Unsere Wege kreuzten sich, als vollführten wir einen Synchrontanz in der Luft. Mein Körper prallte überall ab wie in einer üblen Version einer Flipperpartie, bis ich schließlich durch die Türöffnung in Calebs Zimmer flog. Ich krachte auf den Boden und schlitterte über den Teppich. Die Reibung verbrannte mir die Haut unter den Jeans. Ich stemmte meine Füße in den Boden, um die Rutschpartie zu beenden, verlor aber den Halt und stürzte plötzlich nach unten.
    Die hintere Wand und das Fenster verschwanden in der Nacht. Die Möbel waren entweder nach draußen geschleudert worden oder durch den großen Krater im Boden gefallen, an dessen Rand ich nun baumelte.
    Ich pendelte mit den Beinen hin und her, um mich wieder nach oben zu schwingen, aber ich fand nirgendwo Halt. Tobias und Capone kloppten sich derweil in der Ecke weiter. Capone landete einen kräftigen rechten Aufwärtshaken, und Tobias flog über meinen Kopf hinweg gegen die Wand. Das Schlafzimmer im Haus nebenan wurde sichtbar.
    »Nimm meine Hand!«, schrie Haden und streckte sie mir entgegen. Gerade, als ich danach greifen wollte, sah ich eine Bewegung über mir, die meinen Helfer von den Beinen holte. Plötzlich stand Tobias über Haden und trat ihm kräftig in die Rippen. Capone schlang einen Arm um Tobias’ Hals, damit Haden wieder auf die Füße kommen konnte. Mit dem Dolch in der Hand warf sich Haden mordlustig nach vorn. Capone und ich erkannten offenbar gleichzeitig, was er vorhatte.
    »Nein. Stopp! Das darfst du nicht!«, warnte Capone.
    »Haden, nicht!«, schrie ich vergeblich.
    Die Klinge bohrte sich bis zum Heft in Tobias’ Bauch. Er fiel auf die Knie, vor Schmerzen gekrümmt. Capone folgte ihm nach und hielt sich die unsichtbare Bauchverletzung. Im selben Augenblick loderte ein Feuer in meinem Rumpf auf, das mich von innen verbrannte. Haden hielt inne, verblüfft über unsere gleichzeitige Reaktion. Doch die Einsicht kam zu spät.
    Ich sah noch, wie Tobias den Dolch herausriss, dann rutschte ich ab. Die Schwerkraft zog mich nach unten, meine Arme wirbelten über meinem Kopf, und die erste Etage entfernte sich immer weiter von mir. Ich landete mit dem Rücken auf zerbrochenen Holzdielen und weichen Sofakissen. Der Aufprall war nicht hart. Außerdem ließ der stechende Schmerz unter meiner rechten untersten Rippe alles andere verblassen. Aber der Sturz führte dazu, dass ich wie betäubt dalag, während winzige Sterne vor meinen Augen explodierten und Staubwolken mir die Sicht nahmen. Durch dieses Feuerwerk hindurch sah ich zwei Männer durch ein Loch in der Decke auf mich herunterblicken. Über ihnen konnte ich das zerstörte Dach ausmachen, durch das die Nacht und vorüberziehende Wolken zu sehen waren.
    »Samara!« Tobias’ panische Schreie wurden von schweren Schritten und Schmerzenslauten begleitet, die die noch übrigen Wände erzittern ließen. Das tiefe, gutturale Brüllen deutete schon zart an, dass ich hier nicht länger willkommen war, und die Risse, die sich nun über die Decke ausbreiteten, beseitigten den letzten Zweifel daran.
    »Samara, lauf! Raus aus dem Haus, und nimm Haden mit!«, schrie Capone zu mir herunter.
    Die erste Etage begann unter der schweren Last einzustürzen.
    Ich rollte mich auf die Seite, kam stolpernd auf die Füße und rannte zur Haustür, die ich nun plötzlich dreifach sah. Ich hörte noch mehr Rumpeln und weitere Schreie hinter mir, aber ich konzentrierte mich auf den Ausgang und wählte die Tür in der Mitte. Nachbarn in Bademänteln hielten Handys in der Hand und begafften das altmodische Bett und die Kommode, die über den Rasen verstreut lagen. Schreie und Anschuldigungen erfüllten die Luft, während die Leute sich um den verwüsteten Rasen scharten.
    Ich rannte in die entgegengesetzte Richtung und brach durch die Hecke, hinter der die nächste Häusergruppe begann. Meine Füße wirbelten Erde und Gras auf, meine Oberschenkel brannten, meine Kehle fühlte sich an wie Sandpapier, Schweiß und Gipsstaub kribbelten in meinem Gesicht, aber ich rannte immer weiter.

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