Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
sein, die darüber nachdachte.
Die Lampe flog quer durchs Zimmer und traf Tobias an der Schulter. Im Nu war der Raum wieder in Halbdunkel getaucht. Ein Kampfschrei hallte von den Wänden wider, Schritte trommelten über den Boden, als die beiden dunklen Wesen aufeinanderprallten. Der Zusammenstoß glich einer Bombe ohne Feuer, zwei Atomen, die in einer Explosion der Macht kollidierten. Alles, was danach kam, geschah in unnatürlicher Geschwindigkeit. Das Paar vollführte akrobatische Verrenkungen, wie man sie sonst nur aus dem Cirque du Soleil kannte.
Meine Schreie ignorierten die um sich schlagenden Gegner, Körper flogen über meinen Kopf hinweg. Ich kauerte mich in einer Ecke zusammen, wich umhersausenden Möbelstücken aus und zuckte bei jedem Treffer zusammen. Das konnte nicht ewig so weitergehen, sie würden das Haus in seine Einzelteile zerlegen. Ich stand mit wackeligen Beinen auf, als ein Luftstrom mich umwarf.
Ein weiterer Luftstoß beförderte mich wieder nach oben, und ich trudelte durch die Tür in den Flur. Je mehr ich mich wehrte, desto stärker stieß die Kraft mich zurück. Ich taumelte und kullerte, stieß an Wände und Gegenstände, die in dem Aufruhr ebenfalls durch die Luft segelten, bis ich schließlich im Badezimmer in der Wanne landete.
Lichter flackerten vor meinen Augen. Ich konnte nicht atmen, geschweige denn schreien. Jeder Schlag und jeder Treffer schüttelten meinen Körper mit ungeheurer Kraft. Trotzdem fühlte ich keinen Schmerz. Der scharfe Stich bei jedem Angriff blieb aus, doch ich spürte den Druck der Treffer an den Rippen, im Magen und am Kinn. Heftige Kratzer zogen sich über meinen Hals, doch die Haut blieb unverletzt.
Ich wusste nicht, wer da gerade wen angriff, aber offensichtlich konnte ich beide gleichzeitig spüren. Vielleicht kam das von der Energie, die wir alle teilten, oder von der immer stärker werdenden Verbindung. Dabei war ich doch nur eine unbeteiligte Dritte bei diesem Kampf und befand mich noch nicht mal im selben Zimmer.
Ich steckte in einer üblen Situation, und das enge Badezimmer machte es noch schlimmer. Obwohl ich die Schläge selbst nicht spürte, wurde ich von ihrer Wucht gegen die Wand geschmettert, ins Waschbecken geschleudert, an den Spiegel geknallt und zerschnitt mir den Unterarm an den Scherben. Bevor ich schreien konnte, wurde ich nach oben katapultiert. Ich versuchte verzweifelt, mich am Waschbeckenrand festzuhalten, dann an der Handtuchstange, aber nichts konnte meinen Aufstieg an die Decke verlangsamen. Mit einem dumpfen Krachen prallte mein Rücken flach gegen die Decke, und ich blieb dort hängen, als hielte mich ein Magnet fest.
Ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen, und blickte auf das Schlachtfeld unter mir. Der zerrissene Duschvorhang hing nur noch mit zwei Ringen an der Stange. Der Klodeckel lag zerbrochen auf dem Boden. Glassplitter glitzerten im Waschbecken. Die Badtür war aus ihren Angeln gerissen und lehnte schief an der Wand. Gelbe und violette Blitze schossen durch den Flur und verwandelten das Haus in eine Disco der besonderen Art.
Mir blieb keine Zeit, die neue Entwicklung zu analysieren. Ich strampelte mit den Füßen und versuchte, mich auf den Boden fallen zu lassen, aber allen Mühen zum Trotz klebte ich weiterhin unter der Decke fest. Es gelang mir, mich auf den Bauch zu rollen und auf die Ellbogen gestützt zur Tür zu robben. Ich griff nach dem Türrahmen und zog mich in den Flur.
Offenbar hatte Haden inzwischen beschlossen, sich ebenfalls ins Getümmel zu stürzen, er lag jetzt jedenfalls bewusstlos neben der Treppe. Ein Teil der Schlafzimmertür – oder was noch von ihr übrig war – war auf ihm gelandet.
»Haden!«, schrie ich und bekam keine Antwort.
Luftströme zischten überall an mir vorbei, heulten in meinen Ohren und bliesen mir das Haar ins Gesicht. Ich kroch über die Decke, bis ich direkt über ihm war. »Haden, wach auf!«
Hadens Kopf rollte von einer Seite zur anderen, als er zu sich kam. Er setzte sich langsam auf und schob die Tür von seiner Brust. Als er den Kopf schüttelte, löste das eine Staubwolke aus, und Putzbröckchen regneten von ihm herab.
»Sam? Sam, wo bist du?«
»Ich bin hier oben!«, rief ich.
Als er meine missliche Lage sah, sprang er auf, einen von Calebs Dolchen in der zitternden Hand. Zweifellos war das die erstbeste Waffe, die er zu fassen bekommen hatte. »Wie zum Teufel bist du da raufgekommen?«
»Lange Geschichte. Wir müssen Caleb holen. Er ist in dem Zimmer
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