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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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von selbst.«
    Der Mann auf dem Stuhl strich mit dem stählernen Haken, der seine andere Hand ersetzte, über die Prothese. »Fühlt sie sich eigentlich echt an?«, fragte er.
    »Wer Ihnen die Hand schüttelt, wird bemerken, dass sie nicht echt ist«, antwortete der Techniker, »schon durch die Beschaffenheit des Materials und seine geringe Temperatur. Ansonsten aber wirkt die Hand weitgehend echt.«
    Der Amerikaner war offenbar enttäuscht über diese Antwort, denn er nahm den Blick von der Prothese.
    »So wie es einmal war, kann es nie wieder sein«, sprach der Chemiker unumwunden die Wahrheit aus. »Aber es ist besser als vorher. Wenn Sie möchten, kümmern wir uns auch um den anderen Arm.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und hob den Haken in die Höhe. »Den behalte ich. Ich will nicht vergessen, was mir zugestoßen ist.«
    »Sie haben Ihre Uniform?«, fragte der Techniker.
    Der Amerikaner nickte und stand auf, öffnete und schloss die Handprothese. »Auch wenn ich sie gar nicht brauch. Sie ist bloß ein Andenken.«
    »Welchen Dienstgrad hatten Sie?«
    »Feldwebel der Nationalgarde.« Nochmals erprobte der Amerikaner die Prothese. »Und wenn alles vorbei ist?«
    »Kümmern wir uns um Sie«, antwortete der Techniker. »Wie vereinbart.«
    »Nett, dass sich mal jemand um mich kümmert.«
    »Wir bleiben auf die übliche Weise in Verbindung.«
    Sie schüttelten sich die Hand.
    »Ein angenehmes Gefühl, wieder jemandem die Hand geben zu können«, sagte der Ex-Nationalgardist.
    Nachdem er fort war, gingen die beiden Araber wieder an die Arbeit. Auf dem Tisch stand ein zweites Kistchen, das eine arabische Beschriftung aufwies. Einer der Männer öffnete es. Im Innern lag ein in Plastik gewickelter Behälter aus rostfreiem Stahl. In dem Behältnis wiederum befand sich ein mit Flüssigkeit gefülltes Fläschchen. Der Mann nahm es heraus und hob es ans Licht.
    Der Mann wusste, dass Plutonium, Botulin und Rizin – in dieser Reihenfolge – nach Einschätzung des FBI die gefährlichsten Substanzen der Welt waren. Die Flüssigkeit in dem Fläschchen war bei weitem nicht so giftig, zeichnete sich auf ihre Weise jedoch ebenfalls durch außerordentliche Wirksamkeit aus.
    Die künstliche Hand, die vorhin dem ehemaligen Nationalgardisten angepasst worden war, besaß eine winzige Innentasche. Wurde eine in die Kunsthaut integrierte Mini-Taste betätigt und das Handgelenk in eine bestimmte Haltung gebracht, öffnete sich die Tasche, und eine darin gelagerte Flüssigkeit konnte durch die künstlichen Poren der Hand austreten.
    »Er ist verbittert, dieser ehemalige Nationalgardist«, meinte der Chemiker, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
    »Wärst du es nicht?«, erwiderte der andere Mann.

KAPITEL 13

    Unweit des Capitol Hill saß Tom Hemingway in seiner bescheidenen Wohnung. Er hatte den Anzug abgelegt, trug nun Shorts und T-Shirt und war barfüßig. Trotz der späten Stunde war er kein bisschen müde, denn das Adrenalin brodelte in seinen Adern und hielt ihn hellwach. Eben hatte er eine Mitteilung erhalten: Patrick Johnson war tot. Hemingway empfand kein Bedauern. Der Mann hatte es sich selbst zuzuschreiben. Doch es hatte Zeugen gegeben, als Johnson liquidiert worden war, und diese Zeugen waren verschwunden. Dadurch änderte sich möglicherweise die gesamte Situation.
    Hemingway ging ins Schlafzimmer, schloss einen im Fußboden versteckten Tresor auf, nahm einen Schnellhefter heraus und setzte sich damit an den Küchentisch. In dem Schnellhefter befanden sich Fotos von mehr als zwei Dutzend Frauen und Männern, allesamt islamischen Glaubens. Die Behörden hätten sie als Feinde Amerikas eingestuft. Diese Akte war das Ergebnis zweijähriger Bemühungen Tom Hemingways – zwei Jahre seines Lebens. Und für diejenigen in der Gruppe, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, hatte Hemingway ein Wunder vollbracht: Lebende galten nun als Tote.
    Hemingways Vater, der Regierungsbeamte Franklin T. Hemingway – falls diese Bezeichnung noch irgendeine Bedeutung hatte –, war ein wahrer Staatsmann gewesen. Während seiner Karriere war er als Botschafter in einigen der diplomatisch heikelsten Länder der Erde tätig gewesen. Vor seinem unzeitigen Tod hatte man ihn als einen der großen Friedensstifter der Welt betrachtet, als engagierten, ehrenhaften Politiker.
    Schließlich hatte Tom Hemingway sich mit dem gewaltsamen Tod seines Vaters abgefunden; aber verwinden konnte er ihn nie, und er wollte es auch nicht. Er hatte seinen Vater

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