Camel Club 03 - Die Spieler
Schreibtisch Platz und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. »Bobby«, knurrte er und warf einen bitterbösen Blick auf seinen Sicherheitschef, »ich schwöre bei Gott, wenn du mir noch mehr solche Pisser herbringst, die behaupten, sie wüssten etwas über Annabelle Conroy, mir dann aber nur Scheiße erzählen und mich ausnehmen wollen, mach ich deine Mutter kalt. Ich mag die Alte, aber dann murks ich sie ab! Hast du kapiert?«
Der stämmige schwarze Sicherheitschef prallte einen Schritt zurück und schluckte nervös. »Soll nie wieder vorkommen, Mr. Bagger. Tut mir leid, Sir. Wirklich, Boss, tut mir echt leid.«
»Jedem Arsch tut immer alles leid!«, brüllte Bagger. »Aber kein Schwein unternimmt einen Scheiß, dass ich dieses Miststück in die Hände kriege!«
»Wir dachten, wir hätten einen Hinweis entdeckt. Eine vielversprechende Spur …«
»Ihr dachtet? Ihr dachtet ? Dann hört lieber auf zu denken!« Bagger drückte auf dem Schreibtisch eine Taste, und die elektrischen Rollos öffneten sich. Er sprang auf und schaute aus dem Fenster. »Diese Nutte hat mich um vierzig Millionen Mäuse geschröpft. Dadurch könnte mein gesamtes Unternehmen pleitegehen, ist dir das eigentlich klar, Bobby? Ich habe nicht mal genügend Rücklagen, dass ich die Steuervorauszahlungen blechen kann. Käme uns jetzt so ein Erbsenzähler vom Finanzamt ins Haus, um die Bücher zu prüfen, könnte dieser Heini mir glatt den Laden dichtmachen. Mir! Früher hat man diese Arschlöcher geschmiert, aber heute? Heute werden die Fahnen der Korruptionsbekämpfung, der Wirtschaftsethik und ähnlicher Stuss hochgehalten, da läuft so was nicht mehr. Merk dir meine Worte: Dieser ganze Offenlegungswahn wird unsere Nation irgendwann kaputt machen!«
»Wir finden die Frau, Boss«, beteuerte der Sicherheitschef, »und holen Ihr Geld zurück.«
Bagger erweckte den Eindruck, als höre er gar nicht zu. »Überall sehe ich diese Schlampe vor Augen«, sagte er, während er tief hinunter auf die Straße starrte. »In meinen Träumen, in der Suppe, im Spiegel, wenn ich mich rasiere … verdammt, sogar beim Pinkeln sehe ich sie in der Kloschüssel. Es treibt mich noch in den Wahnsinn!« Er setzte sich auf die Couch und versuchte sich zu beruhigen. »Was gibt es für Neuigkeiten über unseren Freund Tony Wallace?«
»Inzwischen haben wir in Portugal einen Spitzel in der Klinik. Der Wichser liegt unverändert im Koma. Aber selbst wenn er wieder zu sich kommen sollte, hat er nicht viel davon. Unser Informant sagt, der Knabe behält einen bleibenden Dachschaden.«
»Den hatte er schon, bevor wir ihn uns zur Brust genommen haben.«
»Wissen Sie, Boss, wir hätten ihn abservieren sollen, so wie die anderen.«
»Ich habe dem Penner mein Wort gegeben. Er hat erzählt, was er wusste, also darf er weiterleben – so lautete unsere Abmachung. Ich finde, wenn einer hirntot ist, dann ist er durchaus noch am Leben. Manche Menschen leben in diesem Zustand noch vierzig, fünfzig Jahre. Es ist, als bliebe man Kleinkind, bis man achtzig ist. Man wird durch ’nen Schlauch ernährt, kriegt täglich den Hintern gewischt und spielt mit Bauklötzen. Zugegeben, das pralle Leben ist das nicht, aber ich hab mein Wort gehalten. Sollen die Leute mir ruhig nachsagen, ich wäre launisch oder gewalttätig, aber keiner kann mir nachsagen, ich hätte jemals mein Wort gebrochen. Und weißt du, warum das so ist?«
Unsicher schüttelte der Sicherheitschef den Kopf; offenbar konnte er nicht genau beurteilen, ob sein Boss eine Antwort hören wollte oder nicht.
»Weil ich noch Werte kenne, darum. Und nun raus mit dir.«
Als er allein war, nahm Bagger wieder an seinem Schreibtisch Platz und stützte den Kopf in die Hände. Nie hätte er es jemandem eingestanden, doch in all den Hass und all die Wut, die er für Annabelle Conroy empfand, mischte sich eine widerwillige, aber ehrliche Bewunderung. »Annabelle«, sagte er laut, »du bist die fähigste Trickserin der Welt. Mit dir zusammenzuarbeiten wäre ein Vergnügen gewesen. Und wahrscheinlich hast du den knackigsten Hintern, den ich je befummelt habe. Deshalb ist es eine Affenschande, dass du so blöd warst, dich mit mir anzulegen, denn jetzt muss ich dich leider kaltmachen. Ich muss ein Exempel an dir statuieren. Es ist eine Schande, aber es geht nicht anders.« Nicht allein der Verlust der 40 Millionen Dollar ärgerte Bagger. Seitdem die Sache sich herumgesprochen hatte, waren die Trickbetrüger in seinem Kasino immer dreister
Weitere Kostenlose Bücher