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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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schwamm mit kraftvollen Zügen in Richtung der Klippe.

KAPITEL 12

    Jerry Bagger verließ Atlantic City nur noch selten. Er hatte einen eigenen Learjet, benutzte ihn aber kaum. Den letzten Flug hatte er wegen der Strafvisite beim unglückseligen Tony Wallace in Portugal unternommen. Früher hatte er eine Jacht besessen, doch er hatte sie verkauft, als sich herausstellte, dass er schnell seekrank wurde – eine Peinlichkeit, die zu einem Mann, dessen Ruf auf Härte fußte, nicht besonders passte. In der Tat verließ er das Kasino nur noch zu wenigen Anlässen. Es war der einzige Ort, an dem er sich wohlfühlte.
    Ironischerweise war Bagger weder in Vegas noch in Jersey geboren. Der spätere verwegene Stadt- und Straßenbengel hatte das Licht der Welt ausgerechnet in Wyoming erblickt, auf einer Ranch, auf der sein Vater für weniger als das Almosen schuften musste, das man heutzutage Mindestlohn nannte. Am ersten Lebenstag Baggers hatte seine Mutter durch Komplikationen bei der Entbindung das Leben verloren, die jede Klinik mühelos hätte abwenden können. Nur hatte es im Umkreis von 450 Kilometern keine Klinik gegeben; deshalb war sie gestorben. Achtzehn Monate später segnete auch Baggers Vater infolge eines Unfalls, bei dem Whiskey und ein störrisches Pferd eine Rolle gespielt hatten, das Zeitliche.
    Der Besitzer des Hofes in Wyoming hatte kein Interesse daran gehabt, einen Bankert großzuziehen – Baggers Eltern hatten sich den Aufwand einer Hochzeit gespart und das Kind stattdessen zur Familie seiner Mutter in Brooklyn geschickt. So kam es, dass Bagger nicht in der Weite Wyomings, sondern im Schmelztiegel New York wuchs und gedieh.
    Schließlich aber war er doch in den Westen zurückgekehrt. Nachdem er fünfzehn Jahre lang vierundzwanzig Stunden am Tag geschuftet und geschachert, Risiken auf sich genommen und ein Dutzend Mal fast alles verloren hatte, brachte er es endlich zu einem eigenen Kasino. Und bald lief das Geschäft so gut, als hätte man ihm die Lizenz zum Gelddrucken erteilt. Doch langfristig errang sein Mangel an Selbstbeherrschung die Oberhand, und schließlich ekelte man ihn aus Las Vegas fort und riet ihm dringend, sich nie wieder blicken zu lassen. An diese Aufforderung hatte er sich streng gehalten. Doch jedes Mal, wenn er die Stadt überflog, hatte er aus dem Fenster geschaut und sich im Geiste vom ganzen Bundesstaat Nevada feierlich am Arsch lecken lassen.
    Mit dem Privatlift fuhr Bagger aus der Penthouse-Wohnung hinunter ins Kasino. Dort angekommen, durchquerte er ein Meer aus Spielautomaten, Spieltischen und Wettschaltern, an denen alle Arten von Glücksjägern, von Anfängern bis zu abgebrühten Zockern, viel mehr Geld verplemperten, als sie jemals gewannen. Als er ein Kind auf dem Fußboden sitzen und sich langweilen sah, während die Eltern säckeweise Münzen in die Spielautomaten stopften – mit vom Nachschieben schwarzen Fingern –, wies er einen Mitarbeiter des Kasino Pompeji an, dem Kind Essen, Comics und Videospiele zu besorgen, und drückte ihm persönlich einen Zwanzigdollarschein in die Hand. Dann telefonierte er und ließ einen anderen Mitarbeiter die Eltern daran erinnern, dass Kindern zwar die Anwesenheit im Kasino erlaubt sei, dass sie sich aber nicht in den Spielsälen herumtreiben durften.
    Bagger zermalmte jeden Erwachsenen, der ihm in die Quere kam, für Kinder aber hatte er ein Herz. Sobald sie achtzehn wurden, änderte sich alles: Dann mussten sie die Konsequenzen tragen wie jeder Erwachsene. Doch bis dahin blieben Minderjährige für Bagger tabu. Seiner Ansicht nach war es beschissen genug, Erwachsener zu sein; deshalb sollten die kleinen Bälger die Gnadenfrist bis zur Volljährigkeit unbeschwert genießen. Der Ursprung dieser Philosophie mochte darin zu suchen sein, dass Jerry Bagger niemals eine Kindheit gehabt hatte. Mit neun Jahren hatte er, arm wie ein Schwein, von einer Brooklyner Mietskaserne aus seine erste Bande geführt und immer nur nach vorn geblickt. Sein hartes Leben war eine der Hauptursachen seines Erfolgs, doch die Narben saßen tief. So tief, dass er nicht mehr daran dachte. Die Vergangenheit war für ihn bloß das, was ihn zu dem Mann gemacht hatte, der er heute war.
    Während des Rundgangs tätigte Bagger drei Anrufe wegen jüngerer Kinder, die von ihren Eltern in Spielsälen unbeachtet gelassen wurden, und schüttelte jedes Mal den Kopf. »Was für Loser«, murmelte er vor sich hin. Jerry Bagger hatte nie einen einzigen Cent verspielt. So etwas

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