Camel Club 03 - Die Spieler
Riesen. Schieb schon rüber.«
Milton reichte ihm das Geld. »Vergiss nicht, dass du dafür Steuern zahlen musst.«
»Ich zahle keine Steuern. Onkel Sam soll den Kies woanders absahnen. Übrigens – während du das Kasino gerupft hast, habe ich eine wirklich nützliche Informationsquelle aufgetan.« Reuben erzählte Milton von Angie.
»Das klingt vielversprechend, Reuben.«
»So wie Angie mit den Augen an mir Maß genommen hat, muss ich vielleicht einen verdammt hohen Preis zahlen.«
»Na, das wird wohl kein Problem sein, du hast ja jetzt zweitausend Dollar.«
Reuben sah den Freund an und schüttelte nur den Kopf.
KAPITEL 26
Langsam ging Carter Gray durch den langen Korridor, den man aus irgendeinem Grund lachsfarben gestrichen hatte, vielleicht um damit – wie er vermutete – eine beruhigende Wirkung zu erzeugen. Doch der Korridor befand sich in einem Gebäude, das nicht für Ruhe, sondern für Krise stand. Am Ende des unterirdischen Flurs befand sich hinter einer Panzertür, wie man sie sonst nur in Banken fand, ein einzelner Raum. Gray tippte den Zugangscode ein und ließ sich vom biometrischen Scanner abtasten. Geräuschlos schwang die Pforte auf. Diese Sicherheit im James-Bond-Stil hatte den Steuerzahler Millionen gekostet. Aber wozu, dachte Gray, sind Steuerzahler sonst gut? Sie konsumierten viel zu viel und zahlten folglich zu viel Steuern, und die Regierung gab mehr aus, als sie besaß, und meistens für Blödsinn. Wenn das kein ausgeglichenes Verhältnis war, wusste er auch nicht mehr.
Gray ging zu einer Wand voller geschlossener Miniaturtresore, steckte seinen elektronischen Schlüssel in eine Tresorklappe und schob den Daumen in den Fingerabdruckscanner. Der Tresor öffnete sich. Gray entnahm ihm eine Akte, setzte sich in einen Sessel und machte sich ans Lesen.
Eine halbe Stunde später war er mit der Durchsicht der Akte fertig. Nun holte er das Foto aus der Tasche, das er mit der Post bekommen hatte, und verglich es mit dem Bild in der Akte. Selbstverständlich zeigte es denselben Mann. Er hatte ihn einmal sehr gut gekannt. In mancher Hinsicht war dieser Mann einst Grays engster Vertrauter gewesen. Jahrzehntelang hatte er befürchtet, der unglückselige Vorgang Rayfield Solomon könnte ihn eines Tages einholen. Und genau das war nun geschehen.
Cole, Cincetti, Bingham – alle tot. Und beinahe hätte es auch Carter Gray erwischt. Es wäre wirklich so weit gekommen, hätte ihm nicht der Privatbunker zur Verfügung gestanden, den der ehemalige CIA-Direktor, der vor ihm dort gewohnt hatte, unter dem Haus hatte bauen lassen – ein tief gelegener Schutzraum, feuerfest und bombensicher. Als Gray gegenüber Stone erwähnte, Schutz zu genießen, hatte er es ganz wörtlich gemeint. Zu dem Kleinbunker gehörte ein befestigter Tunnel, durch den er das Grundstück verlassen hatte und sicher auf die andere Seite der Landstraße gelangt war, wo ihn ein Bodyguard mit einem Auto abgeholt hatte. Als das Haus explodierte, war Gray bereits seit mehr als einer Stunde fort gewesen. Schon Minuten nach Erhalt des Fotos hatte er sich aus dem Staub gemacht. Dennoch war es ziemlich knapp gewesen. Das FBI hatte Ermittlungen wegen Mordes in die Wege geleitet und der Allgemeinheit bekannt gegeben, in der Ruine sei eine Leiche gefunden worden. Dafür hatte Gray hinter den Kulissen gesorgt. Er wollte als tot gelten.
Und er wäre jetzt tot, hätte der Möchtegern-Mörder ihm nicht das Foto geschickt. Wie riskant. Und was für ein taktischer Fehler. Doch es musste für den Absender enorm wichtig gewesen sein, dass Gray klipp und klar wusste, warum er sterben sollte, und zum Glück verriet dieses Vorgehen viel über den potenziellen Mörder. Ohne Zweifel war es jemand, dem Rayfield Solomon viel bedeutet hatte. Für Gray wiesen diese Umstände auf eine verwandtschaftliche oder ähnlich enge Beziehung hin.
Alle weiteren Ziele lagen klar auf der Hand, erkannte Gray, während er in Langley, Virginia – 35 Meter unter dem Hauptquartier der CIA, einer Mammutorganisation, die er vordem geleitet hatte –, in einem Sessel lehnte. Ausschließlich der amtierende Direktor und die Ex-Direktoren durften diese Räumlichkeit betreten. Hier lagen die Akten, in denen Geheimnisse schlummerten, von denen die amerikanische Öffentlichkeit niemals etwas erfahren sollte. Hier verbargen sich Geschichten, über die selbst die Präsidenten der Vereinigten Staaten nichts wussten. Denn »Akten« hieß mehr als bloß »Papiere«: Es waren sozusagen
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