Camel Club 03 - Die Spieler
in den Himmel kommen oder in die Hölle?«
»Ich hoffe doch sehr, dass mehr gen Himmel fahren«, antwortete Stone.
»Dann würden Sie Ihr Geld verlieren.«
»Wollen Sie damit sagen, es gibt mehr Böse als Gute?«
»Nehmen Sie nur mal mich. Ich könnte mir getrost jetzt schon einen netten, sonnigen Platz in irgendeinem Höllenpfuhl reservieren. Es steht völlig außer Frage, wohin der Weg mich führt.«
»Haben Sie Gewissensbisse?«
»Wären Gewissensbisse Dollars, wäre ich so reich wie Bill Gates.« Paddy beugte sich vor und küsste die Grabplatte. »Adieu, Tammy, mein Liebling. Du ruhst jetzt in Frieden, Mädchen.« Auf unsicheren Beinen erhob er sich und zog den Hut auf den Schopf. »Sie hier«, sagte er zu Stone, »sie kommt in den Himmel. Und wissen Sie, warum?« Noch einmal schüttelte Stone den Kopf. »Weil sie eine Heilige ist. Und sie ist deshalb eine Heilige, weil sie es mit jemandem wie mir ausgehalten hat. Schon aus diesem Grund wird der gute alte Petrus sie am Tag des Jüngsten Gerichts mit offenen Armen willkommen heißen. Ich wünschte nur, ich könnte dabei sein und es sehen.«
KAPITEL 37
Früh am Morgen saß Jerry Bagger in seiner Suite in seinem protzigen Hotel und dachte ernsthaft darüber nach, im Pompeji die Übernachtungspreise zu erhöhen. Seines Erachtens war ein Blick auf das Weiße Haus keinen Riesen pro Übernachtung wert. Während er durchs Fenster den Wohn- und Amtssitz des Präsidenten betrachtete, kam Mike herein, ein Mitglied seiner Gorillagarde. »Sir, wir haben gestern sehr spät noch einen Anruf aus dem Kasino erhalten, wollten Sie aber nicht wecken. Da hat ein Typ mit Dolores gequatscht.«
Bagger wandte sich um. »Worüber?«
»Soviel belauscht werden konnte, ist einige Male der Name ihrer Tochter gefallen.«
»Ach ja, die liebe Cindy«, sagte Bagger bedächtig. »Wahrscheinlich grämt Dolores sich noch um ihr Balg. Und der Typ? Was ist das für ein Bursche? Polizei? FBI?«
»Wir sind noch am Nachforschen. Er wird von ’nem Riesenkerl begleitet. Beide werden beschattet. Sie wohnen in einer Absteige weit außerhalb vom Kasinoviertel.«
»Forscht mal ein bisschen schneller nach, ihr Penner.«
»Und wenn er Bulle ist?«
»Gebt mir erst mal Bescheid, dann sehen wir weiter. Einen Cop kaltzumachen ist keine Lappalie. Man knipst einen von denen aus, und schon hat man eine ganze Horde am Hals. Genauso ist es mit dem FBI. Haltet mich auf dem Laufenden. Hört euch um und stellt fest, wo der Bursche sich sonst noch herumgetrieben hat.« Mike ging zur Tür. »Einen Moment noch, Mike. Hat eigentlich dieser republikanische Amischen-Wichser angerufen?«
»Nein, Sir.«
»Seine Angaben klangen überzeugend. Wieso habe ich trotzdem das Gefühl, dass er uns nach Strich und Faden belogen hat?«
»Weil Sie der Mann mit dem feinsten Gespür sind, den ich kenne, Mr. Bagger, Sir.«
Nicht fein genug, dachte Bagger. Annabelle Conroy hat mich über den Tisch gezogen und gerupft wie ein Huhn.
»Sollen wir mit dem Vogel mal ’ne Gesangsstunde veranstalten?«, fragte Mike.
Bagger schüttelte den Kopf. »Vorerst nicht. Aber lasst ihn ebenfalls beschatten. Ich möchte wissen, wo der Raritätenknilch seine Abende verbringt.«
»Wir bleiben also noch ’ne Weile in der Stadt?«
Erneut schaute Bagger zum Fenster hinaus. »Warum nicht? Allmählich wird’s hier gemütlich.« Er deutete auf das Weiße Haus. »Sieh mal dort, Mike, das ist die Bude vom Präsidenten, der mächtigste Hurensohn der Welt. Er braucht nur zu nicken, und man überschüttet irgendein Land mit Atomraketen. Er lässt einen fahren, und an den Börsen fallen die Kurse um tausend Punkte. Er wird von einer ganzen Scheißarmee beschützt und bekommt alles, was er will.« Bagger schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Er kriegt im Oval Office einen geblasen. Er darf den Reichen die Steuern senken, darf in fremde Länder einmarschieren, Königinnen in den Arsch kneifen, einfach alles. Weil er der Größte ist. Davor habe ich Respekt. Der Bursche verdient im Jahr nur vierhunderttausend Kröten, aber er hat die besten Arbeitsbedingungen und genießt ohne Ende Freiflüge in ’ner Maschine, die viel größer als ist meine. Und trotz allem … Weißt du was, Mike?«
»Was, Mr. Bagger?«
»Wenn seine Amtszeit vorbei ist, ist er ein Niemand. Ich dagegen bin und bleibe für immer und alle Zeit Jerry Bagger.«
KAPITEL 38
Harry Finn beobachtete, wie Patrick, sein Jüngster, ausholte und einen Ball verfehlte, der in Augenhöhe
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