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Camel Club 03 - Die Spieler

Titel: Camel Club 03 - Die Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sehen uns morgen in der Schule, Schätzchen. Ich hoffe, du schläfst gut.« Harry küsste sie auf die Stirn und verließ das Zimmer beinahe fluchtartig.
    Eine Minute später stand er in der Garage. Dort hatte er seinen Waffenschrank. Er wog fast fünfhundert Kilo, besaß ein Sicherheitsschloss, ein Kombinationsschloss und zudem ein biometrisches Zugriffssystem, das den Tresor nur ihm öffnete. Finn deaktivierte die Sicherungen, öffnet die Schlösser, zog die schwere Tür auf und entnahm dem Tresor eine Schatulle, die ebenfalls ein Sicherheits- und ein Kombinationsschloss besaß. Er öffnete auch sie, nahm einen Schnellhefter heraus, setzte sich damit an die Werkbank und blätterte den Inhalt durch. Die Fotos und Zeitungsausschnitte waren längst verblasst; trotzdem versetzten sie ihn noch immer in unbezähmbare Wut. Laut las er eine Schlagzeile. »Mutmaßlicher Hochverräter Rayfield Solomon begeht in Südamerika Selbstmord.« Er betrachtete das Foto Solomons, seines Vaters, eines Toten mit einem Loch in der rechten Schläfe und dem Leumund, ein Verräter zu sein.
    Auch heute Abend empfand Finn Wut, doch es war nicht die Wut wie bei den anderen Gelegenheiten, als er sich die letzten Trümmer der Vergangenheit seines Vaters angeschaut hatte. Diese Wandlung war auf die Frage eines kleinen Mädchens zurückzuführen: Als du Soldat warst, hast du da jemanden totgemacht?
    Ja, Schätzchen, dein Dad hat getötet.
    Er schloss den Schnellhefter wieder ein und knipste die Garagenbeleuchtung aus. Doch er kehrte nicht ins Haus zurück. Stattdessen machte er einen Spaziergang bis Mitternacht. Als er sich wieder im Haus befand, schlief seine Familie längst. Finns Frau war seine nächtlichen Wanderungen durch die Nachbarschaft gewöhnt. Finn huschte in Susies Zimmer, setzte sich erneut auf die Bettkante und beobachtete, wie ihre Brust sich und hob und senkte, während sie sich an einen der geliebten Schutzengel klammerte.
    Als der Morgen dämmerte, verließ Finn das Zimmer seiner Tochter, duschte, zog sich an und bereitete sich auf den Besuch in der Schule vor, wo er von seinem Leben als Soldat erzählen sollte. Natürlich würde er nicht erzählen, dass er sich als Mörder betätigte. Doch er war einer.
    Als er die Tür zum Klassenzimmer aufmachte, wurde er von Susie, die durch den Raum sauste und ihn stürmisch umarmte, fast über den Haufen gerannt.
    »Das ist mein Dad!«, gab sie voller Stolz ihren Mitschülern bekannt. »Eine Sealskin-Robbe, kein Walross. Und er ist ein ganz Lieber.«
    So?, dachte Harry Finn. Bin ich das?

KAPITEL 39

    Stone wiederholte für Annabelle den Inhalt des Gesprächs, das er mit ihrem Vater am Grab geführt hatte. »Ich glaube, er ist todkrank.«
    »Sollte mich freuen.«
    »Und anscheinend leidet er wegen des Schicksals Ihrer Mutter an starken Schuldgefühlen.«
    »Das bezweifle ich sehr.«
    »Möchten Sie ihn beschatten?«
    »Nein, ich würde ihn gern ins Jenseits befördern.«
    »Na schön. Was nun? Wollen wir im Ort weitere Erkundigungen einziehen?«
    »Nein. Lassen Sie uns zur Pension fahren. Ich muss etwas trinken. In aller Ruhe, in meinem Zimmer.«
    Stone setzte sie an der Pension ab und fuhr anschließend die wenigen Straßen der Ortschaft ab, bis er vor einer Bar Paddys Truck geparkt sah. Stone stellte den Wagen ab und ging hinein.
    Drinnen war es schmuddelig und düster. Um diese Nachmittagsstunde saß nur ein Mann an der Theke und hielt sich an einem Humpen Bier fest. Stone nahm neben Paddy Platz, der kaum den Blick hob.
    »Man könnte meinen, Friedhöfe machen die Besucher durstig«, meinte Stone.
    Paddy musterte ihn von der Seite und schlürfte einen Schluck Bier. Seine Lider hingen herab, und im Innern des Lokals sah seine Haut noch grauer aus als bei Tageslicht.
    »Ich brauche nie ’nen besonderen Grund, um mir ein, zwei Halbe zu gönnen«, antwortete Paddy ein wenig lallend.
    »Ich heiße Oliver«, stellte Stone sich vor und streckte die Hand aus.
    Paddy ergriff sie nicht; stattdessen musterte er Stone argwöhnisch. »Begegnet man jemandem einmal, ist es kein Problem. Trifft man denselben Burschen innerhalb einer Stunde zweimal , hat man Grund zum Nachdenken.«
    »So groß ist der Ort nicht.«
    »Groß genug, um jemandem aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich kann mich woanders hinsetzen.«
    Zwei, drei Sekunden lang maß Paddy ihn mit durchdringender Aufmerksamkeit. »Schon gut. Was trinken Sie? Ich lade Sie ein.«
    »Ist nicht nötig.«
    »Nötig ist es nie, irgendwem was zu spendieren. Es

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