Camel Club 03 - Die Spieler
worden.«
»Allerdings lagen in dem Sarg nicht die sterblichen Überreste John Carrs.«
»Wessen denn?«
»Das ist unwesentlich, Sir. Entscheidend ist, dass John Carr vor dreißig Jahren entkommen konnte.«
»Entkommen? War er Häftling?«
»Nein, ein Verräter. Er hat für uns gearbeitet, doch wir hatten wegen seines Treibens allen Grund, seine Tätigkeit für die CIA zu beenden und seine Liquidierung zu veranlassen.«
»Liquidierung? Warum hat man ihn nicht einfach vor Gericht gestellt?«
»Die damaligen Umstände waren außergewöhnlich, Sir. Öffentliche Gerichtsverhandlungen wären nicht im besten Interesse unseres Landes gewesen. Also mussten wir die Sache in die eigene Hand nehmen. Natürlich mit ordnungsgemäßer Genehmigung Ihres Vorgängers.«
Der Präsident lehnte sich zurück und drehte seine Teetasse in der Hand. »Tja, vermutlich waren es früher völlig andere Zeiten. Überall schmutzige Machenschaften.«
»Ja, Sir«, sagte Gray sofort. »So etwas geschieht heute natürlich nicht mehr. Jedenfalls, die Liquidierungsmaßnahme ist fehlgeschlagen. Und jetzt holt das ganze Unheil uns ein.«
»Inwiefern?«
»Es liegt nahe, dass der Verantwortliche für den Tod der drei ehemaligen CIA-Agenten niemand anders ist als John Carr.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil sie es waren, die ihn exekutieren sollten. Und jetzt nimmt er Rache.«
»Wieso sollte er dreißig Jahre lang gewartet haben?«
»Über diese Frage könnte ich lediglich spekulieren, und das wäre eine ungehörige Verschwendung Ihrer Zeit, Sir. Allerdings gibt es nur einen Menschen, der gegen alle drei einen Groll hegen konnte, und das ist John Carr.«
»Und Sie wollte er ebenfalls umbringen? Warum?«
»Ich war Leiter der Abteilung. Deshalb war ich es auch, der dienstinterne Vorwürfe gegen ihn erhoben hat.«
»Sie haben seine Liquidierung befohlen?«
»Meine Vorgesetzten, und zwar – ich habe es schon erwähnt – mit höchster ordnungsgemäßer Genehmigung.« Gray tischte diese Lüge auf, als wäre sie die reine Wahrheit. Vielleicht hatte er sich inzwischen eingeredet, dass es sich tatsächlich so verhielt.
»Sind Ihre Vorgesetzten noch unter uns?«
»Nein, sie sind alle tot. Ebenso der damalige Präsident, wie Sie wissen.«
»Und wie hängt all das mit Solomon und dieser Lesya zusammen?«
»Sie waren der Anlass, warum Carr liquidiert werden sollte. Nach unserer Überzeugung war er von Solomon und Lesya umgedreht worden.«
»Aber Solomon ist tot. Selbstmord, steht im Bericht.«
»Gewiss, aber Lesya ist höchstwahrscheinlich noch am Leben. Und ich erinnere mich, dass Carr und Lesya sich ziemlich nahestanden. Kann sein, dass sie noch heute unter einer Decke stecken.«
»Weshalb sollte diese Lesya denn Carr dabei geholfen haben, die drei ehemaligen Drei-Sechser-Agenten zu ermorden?«
Gray stöhnte innerlich auf. Der Präsident war weniger dumm als andere Präsidenten, unter denen er schon gedient hatte. »Ich will es einmal so formulieren, Sir: Offiziell hat Rayfield Solomon Selbstmord begangen. Aber das ist nur eine amtliche Version. Es könnte sein, dass er Sterbehilfe bekam.«
»Sterbehilfe? Von uns?«
»Er war ein Verräter, Sir. Seinetwegen hatten viele Amerikaner das Leben verloren. Er wäre ohnehin zum Tode verurteilt worden. Es lässt sich nicht annähernd überschauen, wie viele Menschenleben er auf dem Gewissen hatte. Von allen Verrätern war er einer der abscheulichsten.«
Es schmerzte sogar Grays abgestumpftes Gemüt, etwas Derartiges über seinen dahingerafften Freund zu sagen, doch Solomon war inzwischen seit Langem tot. Gray hingegen wollte am Leben bleiben.
»Also haben wir auch ihn liquidiert.«
»Damals war es – wie Sie bereits erwähnt haben – eine ganz andere Welt. Ich bin Anhänger einer offeneren und mehr der Öffentlichkeit zugewandten CIA und Regierung. Damals galt es, einen möglichen Weltuntergang abzuwenden.«
»Carr und Lesya könnten also auf einem Vergeltungsfeldzug sein. Stehen noch weitere Leute auf der Liste ihrer Ziele?«
»Nur eine Person: Roger Simpson.«
»Ach ja, stimmt, er war früher auch bei der CIA. Hing Roger denn auch mit drin?«
»Bloß am Rande. Dennoch haben wir alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um seine Unversehrtheit zu gewährleisten.«
»Das will ich doch hoffen. Wir haben im Senat keine große Mehrheit. Jede Stimme zählt.«
Gray wahrte ein Pokerface, doch für einen Moment beschäftigte ihn die Beobachtung, dass der Präsident das Interesse
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