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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Divine, Virginia. Doch ein rostiger Bus auf wackeligen Rädern, dem jemand mit ungelenken Pinselstrichen den Schriftzug Larry’s Tours auf die Seite gemalt hatte, fuhr immerhin in die Nähe des Ortes. Stone und Danny saßen hinten im Bus neben einem Mann, der in einem Kistchen, auf das er seine nackten, geschwollenen Füße gelegt hatte, ein Huhn transportierte, und einer Frau, die Stone mehr Aufmerksamkeit schenkte, als ihm lieb war, wozu auch gehörte, dass sie ihm ihre gesamte, über siebzig Jahre lange Lebensgeschichte erzählte. Zum Glück stieg sie früher als er und Danny aus, und ein Mann in einem alten Kombi, dem zwei Türen fehlten, holte sie ab.
    Sie verließen den Bus an einer Stelle, die Stone nur als Straßenrand in der Mitte des Nichts beschreiben konnte. Im Vergleich dazu war das Kaff, in dem der Zug sie hatte stehen lassen, eine glitzernde Metropole voller brodelndem Leben gewesen.
    »Was nun?«, fragte Stone, als er den Kleidersack schulterte und Danny den kleinen Koffer nahm.
    »Nun laufen wir und heben den Daumen. Vielleicht haben wir Glück, vielleicht auch nicht.«
    Obwohl es gegen zwei Uhr morgens war, hatten sie tatsächlich Glück und durften in einem Lieferwagen mit nach Divine fahren. Der Fahrer erklärte, er transportiere einen preisgekrönten Zuchteber mit Namen Luther in den Ort, was das Tier unter Beweis stellte, indem es seine rosa Schnauze mehrmals gegen Stones Hosenlatz drückte.
    Stone erspähte in der Ferne die Umrisse einer ausgedehnten Gebäudeanlage. Schlanke Türme und dreistöckige Bauten ragten in den dunklen Himmel. Im schwachen Mondlicht sah man ringsum die Gebäude schimmern.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Stone.
    »Eine Einrichtung, in die du lieber nicht rein möchtest. Dead Rock. Ein Hochsicherheitsgefängnis.«
    »Warum wird es Dead Rock genannt?«
    »Es wurde am Standort einer alten Kohlengrube gebaut, in der vor rund dreißig Jahren achtundzwanzig Bergarbeiter bei einem Einsturz ums Leben gekommen sind. Die Leichen müssen noch irgendwo da unten liegen. Sie konnten nie geborgen werden. Man hat den Schacht einfach zugeschüttet. Nach Dead Rock wird der Abschaum des Abschaums geschickt. So heißt es jedenfalls offiziell. Soll die Hölle auf Erden sein.«
    »Kennst du dort jemanden?«
    Danny sah zur Seite, ohne zu antworten.
    Stone behielt den Komplex im Blick, bis sie in eine Kurve bogen und Dead Rock außer Sicht geriet. Er begriff, dass das Schimmern, das er gesehen hatte, vom Mondlicht herrührte, das auf Stacheldraht gefallen war, der die gesamte Anlage umgab und an dem man sich den Hintern aufreißen konnte.
    Nachdem der Fahrer sie abgesetzt hatte, mussten sie erneut zu Fuß gehen. Um diese Stunde lag Divine zum größten Teil noch im Dunkeln, doch Stone bemerkte da und dort Lichter, als sie die Straße entlanggingen. Ein nach Osten fahrender Geländewagen kam an ihnen vorbei. Ein zweiter Geländewagen folgte, dann ein dritter. Durch die schmutzigen Fahrzeugscheiben sah Stone die hageren Gestalten der Fahrer; sie hatten Zigaretten in den Fingern und die Scheiben einen Spalt breit geöffnet, um den weißen Krebserregerqualm in die frostige Luft entweichen zu lassen.
    Stone blickte auf die Armbanduhr. Kurz nach zwei. »Stehen die Leute hier früh auf?« Er deutete auf die kleine Kolonne staubiger Fords und Chevys.
    »Das sind Bergleute.«
    »Unterwegs zur Arbeit?«
    »Nee. Die nächste Schicht fängt um sieben an. Diese Jungs fahren zur Klinik, um sich für dreizehn Kröten ihren Methadoncocktail abzuholen. Danach geht’s zur Arbeit.«
    »Methadon?«
    »Manche Leute essen Müsli zum Frühstück, Bergarbeiter kriegen einen Becher O-Saft mit Methadon. So ist das hier nun mal. Es ist viel billiger, als Oxycodon zu schnupfen oder es sich ins Bein zu spritzen. Und man bleibt beim Urintest sauber und behält seinen Arbeitsausweis.« Danny zeigte auf eine kleine Hausfassade, an deren einer Seite es ein Bekleidungsgeschäft, an der anderen Seite eine Eisenwarenhandlung gab. Anscheinend hatten Lebensmittel- und Baumarktketten noch keine Veranlassung gesehen, in Divine eine Filiale zu eröffnen. »Das ist die Bude von meiner Mutter.«
    Stone sah ein Schild: Rita’s Restaurant und Bar. »Deine Mutter heißt Rita?«
    Danny schüttelte den Kopf und grinste. »Nee. Rita hieß die Vorbesitzerin. Erst hatte meine Mutter zu wenig Geld, um das Schild auszuwechseln. Als sie dann ein paar Rücklagen hatte, hat sie’s nicht mehr für nötig gehalten. Inzwischen wusste ja jeder,

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