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Camel Club 04 - Die Jäger

Titel: Camel Club 04 - Die Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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trug die standardmäßige zivile Regierungskluft: langweiliger Anzug, langweilige Krawatte, schlichte schwarze Brogues. Seine Socken waren zu kurz, fiel Knox auf, und gaben den Blick auf bleiche Knöchel und den unteren Teil einer haarlosen Wade frei. Offenkundig hatte dieser Mann den Aufstieg zur Macht nicht seinem feinsinnigen Fingerspitzengefühl für das Modische zu verdanken, sondern stählernen Nerven und Bauernschläue. Den einzigen Hinweis auf seine frühere steile Karriere beim Militär lieferten die drei Sterne an seiner Krawattennadel.
    Die Männer ergingen sich in belanglosem Frühstücksgeplauder, während sie überreichlich vorhandene Kohlenhydrate zu sich nahmen. Dann trank der weißhaarige Hayes einen letzten Schluck Kaffee und lehnte sich erwartungsvoll in den Ledersitz zurück. »Welche Eindrücke haben Sie aus der Lektüre der Unterlagen gewonnen?«
    »Viele, aber nichts Konkretes. Diese Sammlung ist das wirrste Durcheinander, das ich je gesehen habe. Das Gesamtbild hat Löcher, durch die ein Ozeandampfer passt.«
    Hayes nickte beifällig. »Genau den Eindruck hatte ich auch – zu Anfang .«
    Knox sparte sich den Aufwand, nach dem Sinn der Betonung zu fragen, weil er aus vergangenen Gesprächen mit Macklin Hayes wusste, dass es nichts brachte. »Ich muss gestehen, mir ist noch immer nicht die Richtung klar. Was wünschen Sie? Wohin sollen die Ermittlungen führen?«
    Hayes breitete die langen, knochigen Arme aus. »Zur Wahrheit, nehme ich an.«
    Knox bemühte sich um eine vorsichtige Ausdrucksweise. »Es hört sich nicht so an, als käme Ihre Antwort von Herzen.«
    »Das kann sich ändern – je nachdem, was Sie herausfinden. Sie wissen doch, wie es in unserem Gewerbe läuft, Knox. Wir müssen Erkenntnisse erlangen. Und was tun wir, wenn wir diese Erkenntnisse haben? Tja, das ist eine vollkommen andere Frage, und Sie haben damit dann nichts mehr zu tun.«
    Der Mann war schon immer sehr feinfühlig, wenn es galt, Untergebene auf den ihnen zustehenden Platz zu verweisen.
    »Ich muss also volles Risiko eingehen? Ist es das, was Sie mir sagen wollen, Sir?«
    Hayes nickte bloß. Knox kam der Gedanke, dass der Ex-General möglicherweise argwöhnte, er, Knox, könne das Gespräch heimlich aufzeichnen.
    Wenn ich doch nur den Mumm hätte!
    Knox beschloss, den Mann nicht zu einer mündlichen Antwort zu drängen. Es war gut möglich, dass irgendwo an Bord Spezialisten der Regierung versteckt waren, die Hayes rief, wenn Knox ihn zu sehr reizte, damit sie ihn in zehn Kilometer Flughöhe zum Aussteigen nötigten. Weit hergeholt? Vielleicht. Aber Knox wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.
    »Erläutern Sie mir, wie Sie vorgehen wollen.«
    »Es gibt ein paar Spuren, die ich verfolgen kann. Der DCI dürfte tabu sein, oder?« Knox meinte den CIA-Direktor.
    »Ich bezweifle ohnehin, dass Sie großen Nutzen von ihm hätten. Intelligenz beginnt zu Hause, und leider steht dieses Haus leer.«
    Sieh an. Er weiß also, dass ich unser Gespräch nicht aufzeichne.
    »Dann wären da die FBI-Agenten, die die Sprengung von Grays Haus untersucht haben. Und Agent Ford vom Secret Service. Und was ist mit den Drei-Sechsern?«
    »Was soll damit sein? Offiziell hat diese Abteilung nie existiert.«
    Knox hatte die Wortspiele satt. Selbst sein Respekt vor dem General kannte Grenzen. »Gewisse Hinweise in den Unterlagen legen den Schluss nahe, dass irgendjemand ehemalige Drei-Sechser liquidiert hat und dass Gray davon wusste.«
    »Sie können sich damit beschäftigen, wenn Sie möchten, aber Sie werden in eine Sackgasse geraten.«
    »Wie wäre es mit der nicht genehmigten Aktion gegen die Sowjetunion Anfang der Achtzigerjahre?«
    »Geschichtchen der Geschichte sind es nicht wert, dass man sie kolportiert oder im Dreck wühlt. Keiner von uns stünde sonderlich vorteilhaft da.«
    »Sie machen mir die Sache nicht leicht, General.«
    Ein Schmunzeln legte sich auf Hayes’ Gesicht. »Glauben Sie, Knox, wir hätten Sie herangezogen, wenn die Sache leicht wäre?«
    »Ich bin kein Zauberer. Ich kann nichts aus dem Hut ziehen oder darin verschwinden lassen.«
    »Mit dem Verschwindenlassen kennen wir uns aus. Wir müssen nur herausfinden, was verschwinden soll. Wie steht es mit dem Mann, mit dem Gray sich an dem Abend getroffen hat, als seine Villa in die Luft geflogen ist?«
    »Sie meinen den berühmten Filmregisseur Oliver Stone?« Knox konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Er war Protestler und wohnte in einem kleinen Zelt im

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