Camel Club 04 - Die Jäger
gewesen.
Stone steckte die Flasche ein, verließ das Wohnmobil und wollte in den Dodge steigen.
Im nächsten Moment lag er bewusstlos am Boden. Blut sickerte ihm aus einer Kopfwunde.
KAPITEL 39
Vorsichtig setzte Stone sich auf. Seine Gliedmaßen zitterten, sein Schädel dröhnte, und er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Er betastete die Beule an seinem Kopf. Auf der Platzwunde klebte verkrustetes Blut. Offenbar war er ziemlich lange bewusstlos gewesen. Er ging in die Hocke und atmete mehrmals langsam durch, um zu vermeiden, dass er sich übergab.
Schließlich richtete er sich auf und stand auf wackligen Beinen da. Es war stockdunkel; er konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Vorsichtig hob er den Arm und stieß gegen eine niedrige Decke. Er atmete tief ein und musste würgen. Befand er sich in einer Mine? Einem Kohlebergwerk? Vorsichtig machte er ein paar Schritte nach vorn; dann blieb er stehen.
Rassel-rassel.
Schaudernd wich Stone vor dem Geräusch zurück. Anscheinend gab es hier Schlangen. Keine angenehme Situation, in einer pechschwarzen Schlangengrube zu stehen und Giftschlangen in Bissnähe zu wissen. Die meisten Menschen wären in dieser Situation vor Furcht erstarrt. Auch Stone hatte Angst, aber sie lähmte ihn nicht. Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus. Die rechte Hand berührte Fels, die linke schwebte in der Luft. Er neigte sich nach links, und nun streiften seine Finger die raue Felswand des Stollens. Dass der Stollen nicht allzu breit war, musste jedoch keinen Vorteil bedeuten, da Stone nicht wusste, ob er sich an den Wänden würde fortbewegen können. Noch einmal hob er einen Arm, und wieder stieß die Hand gegen die niedrige Decke. Er wusste, dass Klapperschlangen im Dunkeln schlecht sahen. Aber sie spürten seine Körperwärme und registrierten anhand der Erschütterungen des Untergrunds jede seiner Bewegungen.
Ihm drohte die Gefahr, mehrmals gebissen zu werden, bevor er einen Weg aus diesem Loch entdeckte. Wie lange würde es dauern, bis man seinen Leichnam fand? Oder seine Gebeine? Dann plötzlich verstand er die Lage. Darum hatte man ihn nicht einfach umgebracht und tot liegen lassen. Er sollte hier krepieren und niemals gefunden werden. Die Leute sollten annehmen, er hätte den Ort verlassen. So brauchte man keine Erklärungen abzugeben und keine Lügen auszuhecken.
Doch Stone ahnte, dass es damit noch mehr auf sich hatte. Man hätte ihn einfach nur in diesem Stollen einschließen können; die Schlangen waren eigentlich überflüssig. Oder man hätte ihn erschießen und in einen Schacht werfen können. Hinter diesem Vorgehen jedoch verbarg sich der Vorsatz, ihn nicht nur zu töten, sondern ihm einen besonders scheußlichen Tod zu bereiten. Man wollte, dass er ganz allein und in völliger Dunkelheit auf grässliche Weise abkratzte.
Mit einem Mal wurde Stone von Panik erfasst.
Doch es ging ihm nicht nur um sein eigenes Schicksal. Es ging auch um Abby.
Er war mit ihr zusammen gewesen. Möglicherweise wussten seine Gegenspieler darüber Bescheid. Vielleicht glaubten sie, er hätte Abby irgendwelche Erkenntnisse anvertraut. Um was es dabei gehen könnte, wusste er nicht. Aber vielleicht erschien es diesen Leuten ratsam, vorsichtshalber auch Abby zu beseitigen.
Stone hob die Arme zur Decke des Stollens, bis seine Finger etwas ertasteten, das er für einen Balken hielt. Solche Balken stützten die Decke und verhinderten, dass tonnenweise Gestein herabstürzte und jemanden unter sich begrub. Verständlicherweise war Stone froh darüber; im Moment war es aber noch wichtiger für ihn, dass man mittels einer starken Metallplatte eine Schutzkorbleuchte an dem Balken befestigt hatte. Offensichtlich funktionierte die Beleuchtung nicht mehr. Aber Stone brauchte kein Licht, ihm ging es um die Leuchte an sich.
Die Arme zur Decke gestreckt, bewegte er sich rückwärts von den Schlangen weg. Ungefähr einen Meter weiter berührte er den nächsten Balken und eine zweite Schutzkorbleuchte. Und nochmals einen Meter weiter wieder einen Balken und noch eine Schutzkorbleuchte.
Da er davon ausging, dass man die Schlangen zwischen ihn und den Ausgang platziert hatte, bewegte Stone sich nun wieder langsam auf die Geräusche zu. Klapperschlangen waren taub, darum konnten sie das eigene Gerassel nicht hören; es war ein instinktives Signal an Beutetiere oder andere Raubtiere, das besagte, die Schlange war da, zusammengerollt und bereit zum blitzschnellen Zubeißen. Bei jedem zögerlichen Schritt war
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