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Camp Concentration

Camp Concentration

Titel: Camp Concentration Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas M. Disch
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und Seele bewußt ist, widmet sich vor allem der Erforschung des inneren Raumes. Ich könnte darüber ein ganzes Buch schreiben ... wenn ich Ihre schriftstellerische Begabung hätte.«
    »Bücher, Bücher!« sagte ich wegwerfend, um seine Begeisterung zu dämpfen. »Es gibt wichtigere Dinge als Bücher. Schon in der Bibel steht: ›Und ist des Büchermachens kein Ende.‹ Ein tätiges Leben kann für die Gesellschaft viel nützlicher sein als ...«
    »Ausgerechnet Sie glauben, mir das sagen zu müssen, Sacchetti! Ich habe mein Leben nicht in einem Elfenbeinturm vergeudet! Aber glauben Sie mir, das Buch, das mir vorschwebt, wäre etwas ganz anderes als das übliche Geschwafel. Ich könnte viele jener Fragen beantworten, mit denen sich denkende Menschen heutzutage herumschlagen. Falls Sie einen Blick auf meine Aufzeichnungen werfen wollen ...«
    Ich resignierte zähneknirschend und sagte höflich: »Würde mich sehr interessieren.«
    »Und vielleicht könnten Sie Verbesserungsvorschläge machen, das heißt, mich beraten, wie man die Probleme auch dem Durchschnittsleser erklären könnte.«
    Ich nickte widerwillig.
    »Und vielleicht ...«
    Dieser letzten Daumenschraube entging ich nur, weil wir in diesem Moment am Eingang des Heiligtums ankamen - gleichzeitig mit Dr. Aimée Busk.
    »Sie sind etwas zu früh dran«, sagte Haast zu ihr. Seine überströmende Kameradschaftlichkeit war plötzlich verflogen. Er zog sich in sein Schneckenhaus zurück, sobald er sich der Busk gegenübersah, die, in ihrem mausgrauen Kostüm geschlechtslos wirkend, mit grimmiger Miene und in kampfbereiter Haltung hier unten aufgekreuzt war.
    »Ich will den technischen Apparat inspizieren, der für diese Séance benutzt wird. Sie gestatten?«
    »Alle Stromkreise werden bereits von zwei Experten überprüft. Aber wenn Sie meinen, daß Ihr Rat benötigt wird ...«
    Er verbeugte sich steif, sie salutierte äußerst korrekt und ging ihm in den Theaterraum voraus.
    Die Kulissen für Doktor Faustus waren noch nicht entfernt; die hohen Bücherregale und das düstere Stiegenhaus dienten jetzt als Hintergrund für ein neues Spektakel. Auf einem Stehpult in der Form eines Adlers - oder eines Engels? - lag ein dicker Lederband, ein echtes Buch, nicht ein auf Leinwand gemaltes. Die aufgeschlagenen Seiten waren mit kabbalistischen Zeichen bedeckt, die mich an das Blatt auf Mordecais Schreibtisch erinnerten. Ob sie nur als theatralischer Effekt gedacht waren oder irgendeine praktische oder symbolische Bedeutung hatten, konnte ich nicht beurteilen.
    So weit stand die Ausstattung in Einklang mit den üblichen Faustus -Inszenierungen. Alles andere schien eher in einen modernen Gruselfilm zu passen, in irgendeinen Mischmasch, vielleicht in eine japanische Frankenstein-Version. Da waren Kugeln aus verschiedenfarbigem Glas, eine Art riesiger Christbaumschmuck, und da war ein Gerät, das einem ausgedienten Teleskop aus dem letzten Krieg glich und dessen längeres Ende auf den Fußboden gerichtet war. Da war eine ganze Batterie von Skalen, Signallämpchen und rotierenden Bandspulen - Zugeständnisse an den Kybernetikkult. Der lustigste Einfall des Bühnenbildners war jedoch die Verwendung zweier an Haartrockner erinnernder Gebilde, aus denen unzählige Kabel wie ein Haufen Spaghetti hervorquollen. Zwei Techniker vom Sicherheitsdienst überprüften gerade die Eingeweide dieser orangefarbenen Todeswerkzeuge aus Kunststoff und Chrom, und der Bischof sah ihnen dabei auf die Finger, offenbar um jede Entweihung der Apparate zu verhindern. Die Techniker nickten Dr. Busk zu.
    »Na, sind unsere Zauberkästen in Ordnung?« fragte sie. »Werden sie alles, was mit ihnen in Berührung kommt, in Gold verwandeln?«
    Einer der Techniker lachte verlegen. »Soviel wir festgestellt haben, können die Dinger bloß summen.«
    Haast geflissentlich übersehend, sagte Dr. Busk zu mir: »Für die Vorführung von Zauberkunststücken sollten meiner Meinung nach ein Kreidekreis und ein totes Huhn genügen. Im Höchstfall ein Reichscher Orgon-Akkumulator.«
    »Ihre dreckigen Bemerkungen können Sie sich sparen«, sagte Haast beleidigt. »Sie werden schon sehen, was die Jungs fertigbringen. Auch Isaac Newton wurde verspottet, weil er sich mit Astrologie beschäftigte. Wissen Sie, was er darauf geantwortet hat? ›Sir, ich habe mich damit befaßt, Sie nicht ...‹«
    »Newton war, wie die meisten Genies, verrückt. Zu einem Genie paßt der Irrsinn, aber es überrascht mich, daß ein

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