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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Schumacher
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Handy heraus und rief in der Questura an, um
mitzuteilen, dass sie den gesuchten Guido Massato gefunden habe. Zu ihrer
Überraschung teilte ihr der Commissario mit, dass Guido Massato sich bereits
von sich aus gemeldet habe und zu einer Aussage in die Questura kommen wollte.
    Sie war froh, als sie kurze Zeit später im Inneren des Vaporetto
verschwinden konnte. Für einen Spaziergang war sie zu unruhig. Sie wollte so
schnell wie möglich zum Palazzo zurück. Vielleicht gab es neue Nachrichten von
Ugo. Vielleicht, eine winzige Hoffnung keimte in ihr auf, war er sogar zurück.
Für einen Moment hatte sie die Phantasie, Ugo sei seinen Entführern entkommen
und säße schon wieder fröhlich bei seiner Mutter im Salon.
    Im Palazzo kam ihr Jana auf der Treppe entgegen.
    »Guido ist wieder da. Er hat mich eben angerufen. Ich soll ihn treffen.
Ich wusste, dass er nichts mit der Entführung zu tun hat.«
    Sie klang nicht froh. Ihr Gesicht war vor Aufregung kalkweiß. »Wir
sollen sofort zu Mama kommen. Sie hat einen Brief mit Anweisungen für die
Übergabe des Bildes erhalten.«
    Sie gingen in den Salon, in dem Tante Alba und Octavia saßen und
sich mit einem Kartenspiel von ihren Sorgen abzulenken versuchten. Octavia
sprang auf, als sie das bleiche Gesicht ihrer Tochter sah.
    »Was ist mit dir? Hast du etwas von Ugo erfahren? Ist ihm etwas
zugestoßen?«
    Jana sank auf das Sofa neben sie und legte den Arm um sie. »Nein,
nein. Guido ist wieder in der Stadt. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen.
Ich soll heute gegen fünf Uhr zum kleinen Palazzo kommen. Er wartet dort auf
mich. Er weiß, wo Ugo ist! Er will uns helfen!«
    Octavia seufzte erleichtert auf. »Wir haben Guido Unrecht getan. Er
ist labil, aber kein schlechter Mensch.«
    Dann gab sie Antonia den Brief der Entführer, in dem der Zeitpunkt
und der Übergabeort für das Bild genannt waren. Es war eine unbeholfene Skizze,
auf der man einen Ort auf dem Festland in der Nähe von Vicenza eingezeichnet
hatte. Der Überbringer sollte sich dort um neun Uhr morgens in der Nähe eines
verlassenen Bauernhauses einfinden, das Auto am Straßenrand gut sichtbar parken
und mit dem Gemälde zu Fuß in einen Feldweg einbiegen. Dort würde man auf ihn
warten. Im Gegenzug sollte Ugo übergeben werden.
    Octavia hatte Nardo angewiesen, die Venus-Kopie mit dem doppelten
Rahmen zu verpacken. Der Restaurator hatte das Tizian-Gemälde vorher durch ein
der Größe nach passendes, aber unspektakuläres Madonnenporträt aus Don Oriones
Sakristei ersetzt.
    Jana und Antonia beschlossen, das Bild per Boot zum
Tronchetto-Parkhaus zu bringen, wo der Wagen der Familie stand, damit sie am
anderen Morgen in aller Frühe aufbrechen konnten. Don Orione hatte sich bereit
erklärt, die Entführer zu treffen und das Gemälde im Austausch gegen Ugo zu
übergeben. Als sie vom Parkhaus im Boot zurückfuhren, hatten die beiden Frauen
jedoch beschlossen, dass sie das Bild selbst zum verabredeten Ort bringen
wollten. Janas Mutter wies diesen Vorschlag zurück. Sie wolle nicht auch noch
Jana und Antonia gefährden. Aber Jana konnte sie überzeugen.
    »Ich möchte bei Ugo sein, wenn sie ihn freilassen. Er wird mich
brauchen. Und einer allein kann dieses große Bild sowieso nicht schleppen.
Falls diese Gangster noch einmal anrufen, sag ihnen, dass zwei Frauen kommen!«
    Octavia schaute immer wieder nervös auf die Uhr und erinnerte Jana
an ihre Verabredung mit Guido im kleinen Palazzo. »Wenn Guido weiß, wo Ugo ist,
können wir ihn vielleicht schon heute Abend wiedersehen.« Sie brach in Tränen
aus. Die Strapazen der letzten Tage hatten ihr schwer zugesetzt. Sie hatte
abgenommen und war totenblass.
    »Wir gehen alle drei zu Guido«, sagte Antonia entschlossen. »Er ist
Ihnen eine Erklärung schuldig, und ich hätte auch noch ein paar Fragen an ihn.«
    Auf dem Weg zum kleinen Palazzo wuchs die Anspannung der drei
Frauen. Octavia trieb ihre Tochter zur Eile an.
    »Vielleicht ist Ugo ja schon bei ihm«, murmelte sie hoffnungsvoll,
als sie vor dem Haus standen. Antonia schloss die Eingangstür auf, und alle
drei stiegen beklommen die steinernen Stufen zum Piano Nobile hoch. Jana
klopfte an die Wohnungstür, auf der immer noch ein großes Messingschild mit den
Initialen G  &  C und dem Namen Massato befestigt war.
    Nichts rührte sich auf der anderen Seite der Tür. Jana rief mehrmals
laut Guidos Namen. Drinnen blieb alles still. Antonia schaute auf ihre
Armbanduhr. Es war fünf Minuten nach fünf. Jana war mit

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