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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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zögernd.
    „Mein Name ist Dao Anh.“
    Ich spürte die Wärme ihrer Hand, die zarten Glieder ihrer Finger, und mich durchströmte ein warmes Gefühl von Zuneigung.
    „Dao Anh“, wiederholte ich lächelnd. „Ein wunderschöner Name für ein bezauberndes Mädchen. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Dao Anh.“
    Jetzt lächelte auch sie und zog langsam ihre Hand aus der meinen. Ich betrachtete sie voller Bewunderung. Ihr weißer Ao Dai aus Seide betonte ihre gertenschlanke Figur. Sie war etwa 168 Zentimeter groß und hatte lange schwarze Haare, die sie offen trug. Dao Anh war Vietnamesin. Und das reizendste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Sie hatte ein Gesicht wie ein Engel. Mit ihren großen schwarzen Augen, den langen Wimpern, den vollen Lippen und dem leicht gebräunten Gesicht strahlte sie eine natürliche Schönheit aus, wie ich sie mir in meinen kühnsten Träumen nicht schöner ausmalen hätte können. Je länger ich sie ansah, desto wärmer wurde mir ums Herz.
    „Ich wollte dich nicht stören, Dao Anh. Ich bin bloß ein einsamer Spaziergänger, der sich freut, einem so hübschen Mädchen wie dir zu begegnen“, sagte ich und setzte mein freundlichstes Lächeln auf.
    Sie blickte scheu zu Boden. „Du hast mich nicht gestört, ich muss ohnehin schon gehen“, sagte sie verlegen.
    „Ach, bitte bleib noch ein wenig. Ich möchte dich doch nicht vertreiben.“
    „Es tut mir leid, aber mein Vater macht sich Sorgen, wenn ich zu lange wegbleibe“, sagte sie, aber es klang wie eine Ausrede.
    „Dao Anh, ich habe heute Geburtstag“, versuchte ich, sie zum Bleiben zu überreden. „Du würdest mir die größte Freude machen, wenn du mir noch ein wenig Gesellschaft leistest.“ Dao Anh hatte sich schon halb abgewandt. Dann drehte sie sich wieder um und sah mir in die Augen. „Ist das wahr? Hast du wirklich Geburtstag, oder ist das nur ein Trick?“, fragte sie ernst. Dabei legte den Kopf ein wenig schief und sah mir mit prüfendem Blick in die Augen.
    „Aber ja“, beeilte ich mich zu antworten, denn ich hatte plötzlich Hoffnung, dass sie mir nicht davonlaufen würde. „Heute ist mein 25. Geburtstag. Wirklich!“
    Sie blickte mich noch immer skeptisch an. Nach kurzer Überlegung streckte sie mir aber doch ihre Hand entgegen. Ihr Körper war steif und die Hand durchgestreckt, um gebührenden Abstand zu wahren.
    „Dann wünsche ich dir alles Gute zum Geburtstag, Charles.“ Ich ergriff ihre Hand.
    „Danke schön“, antwortete ich erfreut. Und als sie mir auch noch ein süßes Lächeln schenkte, war ich endgültig dem Zauber ihrer Erscheinung erlegen.
    „Komm, setzen wir uns doch“, forderte ich sie auf und setzte mich auf den Stein vor dem Baum. Zögernd kam sie meiner Einladung nach.
    „Aber nur ein paar Minuten, dann muss ich gehen“, sagte sie.
    „Bist du oft hier?“, fragte ich.
    „Ja, das hier ist mein Lieblingsplatz. Hier kann ich ungestört lesen oder nachdenken, wenn nicht gerade ein frecher Franzose die Ruhe stört.“ Sie setzte ein schelmisches Lächeln auf. Ich spürte, wie mir das Blut zu Kopf stieg. Es schien, als mochte sie mich.
    „Was sagst du? Ein frecher Franzose hat dich belästigt? Wer war der Kerl, den knöpfe ich mir vor.“
    Dao Anh lachte und versetzte mir einen leichten Schubs.
    „Du bist der unverschämte Kerl, Charles.“
    Das Eis war gebrochen. Wir scherzten und amüsierten uns prächtig. Ich saß an der Biegung des Flusses und plauderte mit dem hübschesten Mädchen, das ich jemals gesehen hatte. Wir vergaßen Raum und Zeit, und ich genoss ihre Nähe mit jeder Faser meines Körpers. Dao Anh war 20 Jahre alt und sehr gebildet. Ihr Vater war ein einflussreicher Geschäftsmann, der in Dien Bien Phu geboren wurde. In jungen Jahren versuchte er sein Glück in Saigon. Mit viel Geschick und schlauen Geschäften verdiente er bald ein kleines Vermögen, heiratete die Tochter eines hohen Beamten, und bald darauf erblickte Dao Anh das Licht der Welt. Als ihr einziges Kind wurde sie umhegt und gepflegt. Sie besuchte eine französische Privatschule in Saigon und beherrschte vier Sprachen perfekt. Ihre Kindheit war glücklich und behütet. Dao Anh war ein modernes, aufgeschlossenes Mädchen ohne Berührungsängste. Sie war mit ihrem Vater vor zwei Tagen hierher gekommen. Ihr Großvater hatte ein schönes Haus in Dien Bien Phu. Dao Anh und ihr Vater wollten den alten Herrn überzeugen, die Stadt vorübergehend zu verlassen und mit ihnen nach Saigon zu kommen. Aber ihr

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