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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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verließen den Konferenzraum. Marc nahm sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Paul Valek.
    „Paul, wie ist die Lage?“, fragte Marc, nachdem Paul sich gemeldet hatte.
    „Ich war eben bei der Tanzlehrerin von Zamira und bin jetzt auf dem Weg zu einer mit ihr befreundeten Ballettschülerin. Die Trainerin war schwer erschüttert. Sie erzählte mir, dass Zamira das begabteste Mädchen war, das sie jemals trainiert hat. Die Kleine hatte einen Sonderstatus in der Ballettschule. Sie brauchte keinen Mitgliedsbeitrag zu bezahlen und bekam regelmäßig zusätzliche Trainingseinheiten. Am Freitag nahm sie, wie immer, am regulären Tanztraining von 18.30 bis 19.30 Uhr teil. Anschließend übte sie noch eine halbe Stunde mit der Lehrerin allein. Auch wie immer. Um 20.20 Uhr verließ sie das Tanzstudio. Sie sagte der Trainerin, dass sie sofort nach Hause gehen würde, um ihre Hausaufgaben für Montag zu machen. Die Trainerin schloss dann das Tanzstudio ab und fuhr nach Hause.“
    „Dann war die Tanzlehrerin vermutlich die Letzte, die Zamira lebend gesehen hat“, sagte Marc. „Ist ihr irgendetwas aufgefallen?“
    „Nein, das Training verlief wie immer. Verdächtige Personen oder Fahrzeuge sind ihr nicht aufgefallen.“
    „Paul, wir haben jetzt ein Bild vom Ablauf der Geschehnisse. Delegiere die weiteren Befragungen an die uniformierten Kollegen und komm in den War Room. Ich brauche euch jetzt hier.“
    „Alles klar, Marc, ich bin schon auf dem Weg“, sagte Paul und unterbrach die Verbindung. Martin Schilling kam wieder in den Konferenzraum.
    „Simon hat mit einer Mitschülerin von Zamira gesprochen“, sagte er. „Ihr ist nichts aufgefallen. Zamira war während des Unterrichtes still wie immer. Sie hat niemals erzählt, dass sie sich bedroht oder beobachtet fühlt. Das Mädchen sagte noch, dass die ganze Schule wegen ihrer Tanzkünste stolz auf sie war.“
    „Na gut“, sagte Marc. „Martin, ruf Simon und Nicole an. Sie sollen die Befragungen delegieren und hierher kommen. Ich berufe eine Blitzkonferenz ein.“ Er blickte auf die Uhr. „Um Punkt zehn will ich das gesamte Team hier haben.“
    Er stand auf und ging in den Pausenraum. Jetzt brauchte er eine Tasse Kaffee und eine Zigarette. Noch während er rauchte, rief er die Staatsanwältin und Josef Huttinger an, um sie über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

Wien, Sonntag, 25. April 2010, 10.00 Uhr
    Außer Christine Pinter und Emma Szinovek, die Telefondienst verrichteten, war das gesamte Team anwesend. Die Stimmung war ernst und angespannt. Marc Vanhagen eröffnete die Sitzung und stellte sich neben die Pinnwand. Er berichtete ausführlich über den Stand im Mordfall Zamira Simaku. Danach erteilte er Sandra Kessler das Wort, die über die Befragungen vom Vortag berichtete. Nach dem Informationsteil übernahm wieder Marc.
    „Kollegen, der Täter wird schneller und brutaler. Und wir haben keine heiße Spur. Uns läuft die Zeit davon. Die Ermordung des kleinen Mädchens wird in der Öffentlichkeit eine Menge Staub aufwirbeln. Aufgrund der Intrigen im Haus schätze ich, dass dieses Team noch einen, höchstens zwei Tage Zeit hat, um konkrete Ergebnisse vorzulegen. Freunde, die Geier haben sich bereits Servietten umgebunden und Aquaplaning auf den Zungen. Ihr wisst, dass ich normalerweise Wert auf exakte Recherchen lege. Aber die gegenwärtige Situation zwingt uns zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Ihr alle kennt die Fakten. Ich schlage folgende Vorgangsweise vor. Wer eine Theorie hat, entwickelt ein Szenario, wer der Täter sein könnte und wie wir ihn finden können. Alle anderen hören zu und helfen mit, die jeweiligen Verdachtsmomente zu erhärten. Widersprüche, Ungereimtheiten und logische Lücken blenden wir aus. Im Anschluss entscheiden wir uns für die beiden wahrscheinlichsten Theorien, die wir mit Nachdruck verfolgen. Können sich alle mit dieser Strategie anfreunden?“ Die meisten Ermittler nickten.
    „Wer will beginnen?“, fragte Marc.
    Nach einigen Sekunden absoluter Stille wurde Martin Schilling unruhig. Er rutschte auf seinem Sessel herum und beugte sich vor. Nach einem kurzen Blick in die Runde sah er Marc an.
    „Wenn ihr nichts dagegen habt, fange ich an“, sagte er. „Ich glaube, der Täter ist Dr. Richard Klein. Er hat eine sadistische sexuelle Neigung. Das beweist die Aussage dieser Carmen, die vielleicht auch auf seiner Liste steht. Der Auslöser, der ihn zum Mörder werden ließ, war die Ankündigung seines

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