Canard Saigon (German Edition)
ist auch oft dort. Auch ein feiner Mensch. Der Herr Meisner hat viel übrig für den Verein. Der ist ja praktisch unser Sponsor.“
„Aha, zahlt er gut, der Herr Meisner?“
„Ja, nicht nur. Der hat uns praktisch ein Vereinshaus geschenkt. Schaut von Weitem aus wie ein alter Schuppen, aber super hergerichtet. Unten haben wir Platz für alle unsere Gerätschaften, eine Futterkammer und das Vereinsfahrzeug. Und oben, im Dachgeschoß, haben wir einen Klubraum, eine kleine Küche und sogar ein Zimmer zum Übernachten. Das ist für die Gäste von Herrn Meisner, wenn er am Fischteich zu wenig Platz hat. Hat alles der Herr Meisner bezahlt. Wissen Sie, Herr Inspektor, der Verein ist Pächter von dem Haus, und der Meisner zahlt die Pacht. Super, oder?“
„Und wie ist das mit dem Vereinsfahrzeug?“, fragte Martin, der hellhörig geworden war. Laut seinen Informationen hatte der Verein kein Fahrzeug angemeldet.
„Das ist ja auch so nett. Der Herr Meisner hat uns ein Auto gekauft, aber es ist auf unseren Obmann angemeldet. Einzige Bedingung ist, dass es Herr Meisner benutzen darf, wenn er gerade etwas zu transportieren hat.“
„Was ist das für ein Auto?“, fragte Martin.
„Ein so ein weißer Kastenwagen, ein Ford Transit. Ein praktisches Auto.“
Eine heiße Welle der Erregung schoss durch Martins Körper. Er versuchte, ruhig zu bleiben. „Und der Schwiegersohn darf das Auto auch benutzen?“
„Ja freilich, Herr Inspektor, das wär ja noch schöner, wenn der Herr Doktor das Auto nicht benützen dürfte, wenn sein Schwiegervater alles zahlt. Jetzt erst, wann war das, am Samstag, nein am Freitag in der Früh, war ich im Vereinshaus. Da hab ich den Wagen des Herrn Doktors, der fährt nämlich einen Jaguar, in der Garage stehen sehen. Und der Kastenwagen war weg. Wahrscheinlich hat er für den Teich eine Fuhre gemacht.“
Martin spürte das Blut in seinen Adern pochen. „Und wo ist dieses Vereinshaus?“
„Na, vielleicht 400 oder 500 Meter vor dem Meisner-Teich.“
Schlagartig fiel Martin ein, welches Gebäude gemeint war. Mindestens sechsmal war er achtlos daran vorbeigefahren. Und jetzt spürte er, dass Richard Klein in diesem unscheinbaren Schuppen zu finden sein würde. Er sprang auf, bedankte sich bei Franz Niederriegler, legte zehn Euro auf den Tisch und stürzte aus dem so gemütlichen Heurigenlokal in Sooß.
Wien, Dienstag, 27. April 2010, 00.10 Uhr
Nervös lief Marc Vanhagen zwischen den Schreibtischen von Fritz Stainer und Johannes Schmied hin und her. Die beiden hämmerten unablässig in ihre Tastaturen, und Marc sah über ihre Schultern, ob sie brauchbare Informationen auf den Bildschirm gezaubert hatten. Als Sandra anrief, blieb er stehen.
„Marc, wir sind jetzt im Malerbetrieb“, legte Sandra mit ihrem Bericht los. „Burek ist nicht hier, aber ein Lieferwagen fehlt. Wir lassen Emmerich Burek mit einem Streifenwagen von seiner Privatwohnung hierher bringen. Am Telefon sagte er mir, dass auch ein Arbeiter mit dem Wagen nach Hause gefahren sein könnte. Das wäre nichts Ungewöhnliches.“
„Welche Arbeiter kommen infrage?“
„Das weiß er nicht auswendig. Wenn er hier eintrifft, könne er, anhand der Arbeitsaufträge, nähere Auskünfte geben.“
„Gut, dann überprüft die Arbeiter. Die werden zwar schon schlafen, aber schickt Streifenwagen hin, die sich in der Nähe befinden, und holt sie aus den Federn. Und nehmt euch den Malermeister vor. Vielleicht hat er eine Ahnung, wo sein Neffe stecken könnte.“
„Marc, ich weiß nicht, ob das interessant ist. Als ich Emmerich Burek nach seinen Fahrzeugen befragte, sagte er mir, dass er noch einen ausrangierten, nicht mehr fahrbereiten Transporter besitzt, der in einer alten Garage eines Freundes abgestellt ist.“
„Und wo ist diese Garage?“
„Ich schicke dir die Adresse per SMS“, sagte Sandra.
Marc beendete das Gespräch nachdenklich.
„Ich hab etwas gefunden!“, rief Fritz. Marc eilte zu ihm, aber bevor er auf den Bildschirm schauen konnte, rief Martin Schilling an. Er informierte Marc über das Gespräch mit Franz Niederriegler.
„Super, Martin“, rief Marc. „Ich komm sofort raus zu dir.“
„Marc, das schaffst du nicht rechtzeitig.“
„Martin, du wartest! Du gehst auf keinen Fall allein da rein.“
„Keine Sorge, Marc, ich riskiere doch nicht das Leben der Geisel. Ich habe die Cobra alarmiert. Die sind von ihrem Stützpunkt in Wiener Neustadt in wenigen Minuten hier. Und wenn sie einsatzbereit sind, stürmen
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