Canard Saigon (German Edition)
wir den Schuppen.“
„Gut, Martin, du hast recht. Aber halt mich auf dem Laufenden. Und ich schick dir Nicole nach, die ist auf dem Weg in den War Room. Viel Glück und pass auf dich auf.“
„Alles klar, Marc, jetzt holen wir uns das Schwein“, sagte Martin und legte auf.
„Martin hat Klein vermutlich aufgespürt“, rief Marc so laut, dass die verbliebenen Anwesenden im War Room ihn alle hören konnten. „Er hat die Cobra alarmiert, der Zugriff erfolgt in der nächsten halben Stunde.“
Jubelrufe ertönten, und in den Gesichtern war Erleichterung zu sehen. Marc klatschte mit Fritz ab.
„Und was hast du gefunden?“, fragte er den Computerspezialisten. Es war mehr eine Höflichkeitsfloskel als eine ernst gemeinte Frage. Alle seine Überlegungen schienen ihm plötzlich unwichtig. In wenigen Minuten würde der Spuk ein Ende haben. Und Marc hoffte, dass sie die Eisschnellläuferin unversehrt retten könnten.
„Brauchen wir die Information noch?“, fragte Fritz.
„Zeig her, was du gefunden hast“, sagte Marc und beugte sich über den Schreibtisch. Er musste all seine Kraft zusammennehmen, um sich zu konzentrieren.
„Du wolltest, dass ich das Umfeld von Cornelia Braunrath, der ersten Frau von Johann Schreudl, durchleuchte. Ihr Mädchenname war Biskop. Die Ehe ihrer Eltern wurde geschieden, als sie noch ein Kind war. Ihre Mutter heiratete bald darauf den Mechanikermeister Alexander Friedel. 1991 wurde auch diese Ehe geschieden. Vier Jahre später schloss Friedel seinen Betrieb und wanderte nach Neuseeland aus. Er hat seine Wohnung verkauft, aber das Betriebsgrundstück behalten. Mittlerweile ist er in Pension und lässt sich seine Rente auf eine Bank in Neuseeland überweisen. Alle Rechnungen für den stillgelegten Betrieb wie Kanal, Strom, Versicherungen werden pünktlich mittels Bareinzahlungen von diversen Wiener Banken überwiesen.“
„Das heißt, jemand übernimmt seine Post und bezahlt die Rechnungen“, sagte Marc.
„Ja, aber das ist nicht zu eruieren. Das könnte ein Freund oder ein Verwandter sein. Da müssten wir ihn fragen.“
„Sind noch Fahrzeuge für ihn oder den Betrieb angemeldet?“
„Nein, wie gesagt, ich fand nur die Zahlungsweise eigenartig.“
„Wo befindet sich das Betriebsgebäude?“
„Ich habe dir die Adresse ausgedruckt“, sagte Fritz und überreichte ihm das Blatt Papier.
Nach einem Blick auf die Uhr sah sich Marc im War Room um.
„Johannes, schnall dir die Kanone um, wir beide ziehen in den Krieg“, sagte er grinsend.
„Wir ziehen wohin?“, fragte Johannes mit ungläubigem Staunen.
„Wir sehen uns alte Gebäude an. Ob wir hier sitzen und warten oder ein wenig spazieren fahren, ist doch einerlei. Und sicher ist sicher, ich will nichts übersehen.“
Johannes zuckte mit den Achseln und packte seine Ausrüstung zusammen. Wenig später rasten sie mit Blaulicht durch die Stadt.
Baden, Dienstag, 27. April 2010, 00.35 Uhr
Martin Schilling hatte seine kugelsichere Weste angelegt. Neben den Gestalten um ihn herum fühlte er sich wie ein blutiger Anfänger. Die Beamten des Einsatzkommandos Cobra bewegten sich in ihren tiefschwarzen Uniformen wie Ninjas. Lautlosen Schatten gleich glitten sie durch die Nacht. Martin stand mit Oberst Klaus Holmann im Schutz dichter Büsche, etwa 200 Meter vom Vereinshaus entfernt. Vor einer halben Stunde hatte Martin die Cobra alarmiert, jetzt stand die Truppe einsatzbereit vor Ort. Ein Teil des Kommandos war von einem Hubschrauber hinter dem Meisner-Teich abgesetzt worden und näherte sich dem Haus von dieser Seite. Oberst Holmann, der Einsatzleiter, befand sich mit Martin und dem Rest der Truppe auf der Zufahrtsstraße. Sofort nach ihrer Ankunft waren die schwer bewaffneten Spezialisten ausgeschwärmt und näherten sich nun dem Vereinshaus wie eine Geisterarmee. Holmann zeigte Martin die Aufnahmen der Wärmebildkamera. Der Monitor zeigte zwei verschwommene längliche Flecken in unterschiedlichen Rottönen. Demnach befanden sich im Dachgeschoß zwei Personen. Außerdem waren noch vier rote Punkte in unterschiedlicher Intensität zu erkennen. Wärmequellen wie Glühbirnen, Elektrogeräte oder Uhren, erklärte der Oberst. Einer der länglichen Flecken bewegte sich langsam in vertikaler Ausrichtung über den Bildschirm. Er verharrte einen Augenblick und kehrte dann zu seinem Ausgangspunkt zurück. Der zweite erkennbare Körper befand sich in horizontaler Stellung und bewegte sich nicht.
„Ich sehe eine stehende und eine liegende
Weitere Kostenlose Bücher