Canard Saigon (German Edition)
drückte er die Zigarette aus und eilte in den War Room.
Marc wuchtete sich in seinen Schreibtischsessel und aktivierte seinen Computer. Er rief die DNA-Datenbank des Innenministeriums auf und loggte sich ein. Und schon hatte er die Ergebnisse der Analysen auf dem Bildschirm. Marc bewunderte die Forensiker. Die leisteten eine großartige Arbeit. Die Geschwindigkeit und Präzision, mit der sie ihre Untersuchungen erstellten, war atemberaubend. Marc war stolz, dass die österreichische Forensik federführend in Europa und auf Augenhöhe mit den Amerikanern operierte. Der Aufbau des DNA-Labors in Innsbruck und die Einrichtung einer DNA-Datenbank im Innenministerium waren derart überzeugend, dass ganz Europa nach diesem System vernetzt werden sollte. Für die Kriminalisten war die Datenbank eine großartige Unterstützung bei ihrer Arbeit. Und der Ablauf war einfach und effizient. Sie schicken die DNA-Proben, mit Codes versehen, nach Innsbruck. Das Labor erstellte die Analyse und übermittelte die Ergebnisse an die DNA-Datenbank. Das Labor archivierte die Proben nach Codes, verfügte aber über keine Personaldaten. Die Datenbank verglich die übermittelten Ergebnisse und verknüpfte diese mit vorhandenen Datensätzen. Das Resultat der Proben vom Donnerstag sah Marc auf dem Bildschirm.
Die DNA-Spuren im gelben Sack gehörten ausschließlich zu Maricela Rodriguez. Auch sämtliche Hautpartikel, Haare und Körperflüssigkeiten an Kleidung, Schmuck und Accessoires stammten vom Mordopfer.
Marc rückte mit dem Sessel näher an den Schreibtisch heran und schob seinen Kopf ein Stück in Richtung Monitor. Jetzt wird es interessant, dachte er und spürte eine gewisse Erregung. Auf der Haut der Leiche hatten zwei benutzte Papiertaschentücher geklebt. Die DNA war eine andere und nicht zuordenbar. Eine benutzte Papierserviette, die der Toten anhaftete, wies eine wiederum andere, ebenfalls nicht identifizierbare DNA-Signatur auf. Und dann ein Treffer! Auf einer zusammengedrückten, leeren Bierdose wurde die DNA eines polizeibekannten Straftäters identifiziert. Es handelte sich um Istvan Toth, einen 30-jährigen ungarischen Staatsbürger mit einem langen Vorstrafenregister. Die Palette reichte von Einbruch über Raub bis hin zu tätlicher Gewalt. In Österreich hatte er vor vier Jahren eine achtmonatige Haftstrafe wegen eines Einbruchdiebstahls verbüßt.
„Fritz, Johannes“, rief Marc. „Seht euch den Bericht des DNA-Labors an. Ich möchte alle Informationen über diesen Istvan Toth haben. Möglicherweise ist diese Spur heiß.“
Die beiden EDV-Spezialisten machten sich sofort an die Arbeit, während Marc den Bericht weiter studierte.
Ein Pappteller mit Senf und einem kleinen Stück Wurst enthielt eine weitere nicht identifizierbare DNA. Und so ging es weiter. Ein Pappbecher, eine leere Getränkeflasche aus Plastik, fünf Zigarettenkippen, eine zerrissene Nylonstrumpfhose, der Rest eines Burgers, zwei angebissene Pommes, ein kaputter Strohhut und eine angekaute Spalte einer Mandarine enthielten jeweils verschiedene DNA-Strukturen, die nicht zugewiesen werden konnten. Marc zählte 18 verschiedene Spuren, bei nur einer Übereinstimmung. Nachdenklich stützte er die Ellbogen auf die Schreibtischplatte, verschränkte die Hände vor seinem Mund und legte sein Kinn auf die ausgestreckten Daumen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Minutenlang starrte er auf den Bildschirm. Und plötzlich sah er das Muster. Jetzt packte ihn dieses Jagdfieber, wie Marc selbst seinen Zustand nannte, wenn er glaubte, etwas entdeckt zu haben. Er minimierte die Seite der Datenbank und lud die Fotos vom Fundort Maricelas hoch. Sein Interesse galt dem Abfall, der auf die Leiche gekippt worden war. Er vergrößerte etliche Bildausschnitte, drehte und markierte sie. Nach einigen Minuten lehnte er sich zufrieden in seinem Sessel zurück. Er rief Sandra Kessler zu sich.
„Sandra, sieh dir das an“, sagte Marc und deutete auf den Bildschirm.
„Ich sehe nur Abfall“, sagte sie. „Du wirst noch Recycling-Experte. Baust du dir ein zweites Standbein auf?“
Marc ging nicht auf die ironische Bemerkung ein. Dazu war er zu sehr von seiner Entdeckung gefesselt.
„Sieh dir die Art des Abfalls an“, sagte Marc. „Das ist kein gewöhnlicher Hausmüll.“
Sandra schaute verständnislos und wusste nicht, worauf er hinaus wollte. Marc beschloss, das Ratespielchen aufzugeben, und kam zur Sache.
„Die Abfälle sind bewusst ausgesucht. Auf fast allen
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